Erst zu kalt, dann zu warm

Wetteraukreis (pm). Rund 80 Landwirte haben jetzt am Wetterauer Erntegespräch des VLF Wetterau im Bürgerhaus Nieder-Florstadt teilgenommen. Dabei ging es unter anderem um das Wetter, den Ertrag und einen Blick in die Zukunft.
Der VLF-Vorsitzende Holger Starck hieß zunächst Jannick Volz vom Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises willkommen. Dieser ging in seinem Vortrag auf die Standards ein, die für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen sorgen sollen. Einige von ihnen seien bei der Herbstbestellung erstmals zu beachten. Konkret ging es z. B. um Erosionsschutz und Fruchtwechsel, aber auch um den Mindestanteil an »nicht produktiven Flächen« auf Ackerland.
Rekord bei Ölsaaten
Im Anschluss referierte Pascal Schramm vom Maschinenring Wetterau über Getreidebilanzen und deren Entwicklung. Die Rapsproduktion in den größten Ländern wie EU, Australien und Ukraine sei zum Teil gestiegen, weltweit aber insgesamt gefallen. Die Ölsaatenerzeugung hingegen erreiche neue Rekorde. Der Exportkorridor aus der Ukraine funktioniere: Drei Häfen würden die Ware zum Export verladen. Dennoch müsse der Export über den Landweg unbedingt verbessert werden.
Er zeigte auch die Preisentwicklung bei Sojabohnen, Mais und Weizen auf. Zum Schluss sprach er über die Getreidevermahlung in Deutschland; in Hessen gebe es einen kleinen Überschuss. Das meiste Mehl gehe an Industrie und Bäckereien - nur fünf Prozent an den Endverbraucher.
Zuletzt sprach Rainer Cloos vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Friedberg über die Versuchsergebnisse und gab Sortenempfehlungen fürs kommende Jahr. Auch das Wetter hatte er im Blick. In der Vegetation 2022/23 war es im April kälter als sonst, doch ab Mai/Juni viel zu warm. Die Niederschlagsbilanz zeige, dass es im März und April sehr nass war, während im Mai und Juni die Hitze kam. Dies habe zu schlechtem Pflanzenwachstum geführt, was sich negativ auf die Qualität und die Ertragsbildung ausgewirkt habe. Bei der Wintergerste und auch beim Weizen seien vermehrt Krankheiten aufgetreten. Weil im August die Witterung wieder viel zu nass war, habe man einen Erntestopp einlegen müssen. Deshalb habe das zu diesem Zeitpunkt noch stehende Getreide einen viel zu niedrigen Eiweißwert gehabt.
Für Rainer Cloos war es das letzte Erntegespräch als Pflanzenbauberater, weil er 2024 in den Ruhestand geht. Holger Starck bedankte sich bei ihm mit Präsenten für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit. Die Versammlung entließ Cloos mit viel Beifall.
