Experimentelle Jazzkneipen-Mystik

Friedberg (jw). Der Zweck der Kunst sei Mysterium: »Kunst beschwört das Mysterium herauf, ohne das die Welt nicht existieren würde.« Das Zitat stammt von René Magritte, entliehen ist es dem Song »The famous Pipe«, der das Album »The Angel in the Marble« des Friedberger Singer/Songwriters Kai Michel eröffnet.
In Musik übertragen, klingt besagte Beschwörung des Mysteriums etwa so: Vögel zwitschern, Synthesizer-Arpeggien geben den Takt vor, dann setzt etwas ein, das man sich als stampfende Blechdosenapparatur vorstellen könnte. Aus der Dämmerung taucht noch kurz ein Blockflötengeschwader auf, Gitarrenriffs schleppen sich durchs Bild, während der Sänger mehr haucht als singt und auch in den folgenden Liedern ein eher düster beschwingtes, schnoddrig-rauchiges Timbre pflegt.
Kurz: Das neue Album von Kai Michel ist das genaue Gegenteil von einem Hit-Album und eine echte Herausforderung. Einige Stücke klingen, als ob sich ein Vertreter der Zwölftontechnik in eine Jazzkneipe verirrt hätte und die Session jeden Augenblick aus dem Ruder zu laufen droht.
Da passt es, dass »The Angel in the Marble« in einem ganz besonderen Format präsentiert wird. In der Reihe »Kultur auf der Spur« stellt Michel am kommenden Samstag das Album im Bibliothekszentrum Klosterbau im Rahmen einer »Listening Session« vor.
Präsentation in Radionsendung
Die Songs des Albums werden in einer Live-Radiosendung nacheinander vorgestellt und besprochen. Gäste in der Talkrunde sind neben Michel selbst sein Produzent Moritz Herrmann sowie Sebastian Schalber und Lorenz Lederer, Redakteure beim Frankfurter Sender Radio-X.
Auch für die Akteure ist es neu, die Sendung mit Publikum zu produzieren, die dann am 7. März um 17 Uhr auf FM 91,8 ausgestrahlt wird.
»The Angel in the Marble« geht auf ein Zitat von Michelangelo zurück, das Kai Michel bewusst als Albumtitel ausgewählt hat. Denn die Songs enthalten ausnahmslos Zusammenstellungen von Zitaten berühmter Maler wie Leonardo da Vinci, Pablo Picasso, René Magritte und Michels Lieblingsmaler Vincent van Gogh. An den Texten wurde nichts verändert, Michel hat sich darauf beschränkt, ihnen lediglich die musikalische Form eines Songs zu geben. Dabei sei, wie er selbst sagt, etwas entstanden, das seiner eigenen künstlerischen Sichtweise »zu 100 Prozent entspricht« und das ihm gleichzeitig neue Perspektiven eröffnet habe.
Die Präsentation von »The Angle in the Marble« beginnt am kommenden Samstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Bibliothekszentrum Klosterbau. Einlass ist ab 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.