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Fantasievolle Faltmuster

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Von: Harald Schuchardt

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»Ulimy« zeigt live, wie er seine Kunstwerke faltet. © Loni Schuchardt

Friedberg (har). Origami ist die Kunst des Faltens von Papier. In Japan ist diese Art das Papier zu falten Kulturgut. Die großen Origami-Meister und deren Werke kennt fast jeder. In Deutschland ist das ganz anders. »Deutschland ist Entwicklungsland, was Origami angeht«, sagt der Friedberger Künstler »Ulimy«, der aktuell die Faltkunst in der Ausstellung »Origami - Ulimy« im Café Kaktus in der Hospitalgasse 17 zeigt.

Verbindungen zur Mathematik

Vor mehr als 30 Jahren hat der Friedberger, der mit bürgerlichem Namen Ulrich Meyer heißt, begonnen, sich mit der japanischen Papierfaltkunst näher zu beschäftigen. »Das war eher Zufall, ich hatte ein Buch aus den USA, dass sich ausführlich mit Origami beschäftigt«, sagt der 57-Jährige, der schon immer an Kunst und auch an Mathematik interessiert war, denn »etwas Mathematik gehört bei Origami auch dazu«.

Was ihn an dieser Kunst besonders fasziniert: »Man braucht nur ein Blatt Papier, und das liegt ja fast überall herum.« Und noch etwas benötigt man bei dieser besonderen Kunstform: Zeit, dazu kommen Fantasie und Faltmuster.

Die beeindruckenden Ergebnisse von »Ulimys« Faltkunst sind aktuell im Café Kaktus zu sehen. Die Hälfte der Werke hat er selbst entworfen, die andere Hälfte sind Repliken bekannter Origami-Meister. Zu den Kunstwerken - überwiegend handelt es sich um Darstellungen von Tieren - hat »Ulimy« meist auch die Faltmuster hinzugefügt, zum Teil sogar in die Präsentation eingearbeitet. Wie solch ein kleines filigranes Kunstwerk entsteht, das konnten die über 50 Besucher der Vernissage am Sonntagnachmittag hautnah erleben.

Dank einer Videopräsentation, für die Moritz Herrmann verantwortlich zeichnete, sahen die Besucher auf einer Leinwand nur die Hände des Künstlers, der aus einem Blatt eine Figur faltete und dabei locker über seine Erfahrungen aus 30 Jahren Origami plauderte, aber auch auf die Faltmuster einging. So werden in der Ausstellung Faltmuster gezeigt, die mit diskreter Geometrie das Wesentliche der Anatomie erzeugen, wie den Kopf, den Schwanz, die Beine, Ohren, Zehen, Flossen oder Hörner.

»Ulimy« beschreibt das so: »Eine Faltanleitung mit zig Schritten offenbart diese innere Logik nicht. Zwar wird man erstaunt ans Ziel kommen, aber auf dem Weg wird man sich in seiner mangelhaften räumlichen Vorstellung verirrt haben.«

Repliken großer Meister

»Die Faltmuster sind selbst-ähnlich, grobe und feine Strukturen sind von gleicher Natur, man faltet erst das Grobe, dann das Feine.«

»Ulimy« stellte auch die von ihm nachgefalteten Werke der großen Meister vor, wie von Katsushika Hokusai, Kunihiko Kasahara, Fumiaki Kawahata, Jun Maekawa, Akira Yoshizawa und John Montroll. Für »Ulimy« ein Meisterwerk ist der Dämon von Jun Maekawa: »Ich verbeuge mich vor diesem guten Dämon. Er hat unseren Geist beflügelt, er zeigt uns Augen und Ohren, die Finger, mit denen wir falten, die Hörner, mit denen wir uns durchboxen und einen pfeilförmigen Schwanz als Sinnbild für die Richtung allen Schaffens.«

Die Darstellung »Dove of Peace« mit fliegenden Friedenstauben von Kunihiko Kasahara hat »Ulimy« mit gelbem Papier gefaltet, der Hintergrund ist blau. »Das sind die Nationalfarben der Ukraine«, erklärt »Ulimy«, der in seiner ersten Ausstellung überhaupt die vielen Möglichkeiten, die Origami bietet, eindrucksvoll aufzeigt.

Kuratorin Su Kyoung Yu beschrieb dies in ihrer kurzen Begrüßung zu Beginn der Vernissage im Café Kaktus folgendermaßen: »Origami ist sehr vielfältig. Aus einem Stück Papier - nur durch Falten, ohne Schere und Klebstoff - diese Figuren zu erschaffen, ist sehr faszinierend. Aber Papier ist geduldig.«

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Verschiedene Tiere sind entstanden. © Loni Schuchardt
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Eigenkreation: Die Maus mit Haselnuss ist eines der Werke, die aktuell in der Ausstellung zu sehen sind. © Loni Schuchardt
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Friedenstauben heißt dieses Werk. © Loni Schuchardt

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