Frankie Boy lebt

Friedberg (har). Im Mai jährt sich der Todestag von Frank Sinatra zum 25. Mal, doch der Sänger, Entertainer und Schauspieler ist bis heute unvergessen, nicht nur in seiner amerikanischen Heimat. Seit 2005 präsentiert Jens Sörensen »Die Sinatra Story - -Sein Leben, seine Musik«.
Auf Einladung der Volksbühne Friedberg gastierte Sörensen am Donnerstagabend mit seiner Show in der sehr gut besetzten Stadthalle und begeisterte die Besucher mit seiner musikalisch-biografischen Zeitreise durch das nicht immer einfache Leben Sinatras, der als Francis Albert Sinatra in Hoboken, New Jersey, geboren wurde. »Um mich geht es heute gar nicht«, meinte Sörensen zu Beginn der knapp zweistündigen Show, um dann noch einmal die Bühne zu verlassen und sich in Frank Sinatra zu verwandeln.
Im Smoking, mit dem für Sinatra typisch schwarzen Hut mit weißem Band und dem Trenchcoat über dem Unterarm, kam der Entertainer zurück, um vor der Silhouette der New Yorker Skyline mit »Come fly with me« die Besucher musikalisch zu begrüßen.
Überragende Bühnenpräsenz
Schon da begeisterte Sörensen als Sinatra die Besucher, passte doch alles in seiner Show. Die Halbplaybacks, die Sörensen mit der Bremer Big Band produziert hatte, waren genau auf ihn zugeschnitten, der Sound war perfekt und der Oldenburger überzeugte mit einer überragenden Bühnenpräsenz - so wie einst Sinatra.
Da stand er seinem großen Idol in nichts nach. Fast 30 Songs hat Sörensen in seine Show gepackt, immer passend zur Lebensgeschichte Sinatras, der als Junge auf der Straße Gewalt und Härte erlebt hat. Meist amüsant und mit viel Humor erzählt Sörensen als Sinatra aus dessen turbulenten Leben - von seinen vier Ehen ebenso wie von seiner Alkoholsucht, die ihm fast die Karriere gekostet hat.
Im Showgeschäft habe er schnell einen neuen Freund gefunden erzählt »Frankie-Boy«: »Der hieß Jack.« Gemeint war der Whiskey Jack Daniels als ständiger Begleiter, vor allem an den Bars, wo Sinatra versuchte, die dunklen Nächte zu bewältigen.
Passend zu den Storys aus Sinatras Leben waren die Lieder. So sang Sörensen »Mack the Knife« - bekannt als Mackie Messer, komponiert von Kurt Weill für Bertolt Brechts »Dreigroschenoper« - nachdem er zum ersten Mal über seine angeblichen und nie ganz geklärten Beziehungen zu seinen »sizilianischen Freunden«, der Mafia, gesprochen hatte. »Ich bin zweimal angeklagt und zweimal frei gesprochen worden«, meinte Sinatra/Sörensen und fügte hinzu: Am besten wir schweigen über das Thema.«
Wie grauenhaft Sinatras Zustand vor dem Zusammenbruch samt Stimmbandentzündung war, zeigte Sinatra/Sörensen mit einem Whiskeyglas in der Hand und dem Song »I can’t take that away« (Ich kann das nicht weglegen).
Doch Sinatra gab nie auf, er tingelte durch die Provinz und erhielt eine neue Chance, auch als Schauspieler. 1954 erhielt er den Oscar für die beste Nebenrolle im Filmklassiker »Verdammt in alle Ewigkeit«.
Von da an ging es mit Sinatras Karriere steil bergauf. »That’s life« sang Sinatra/Sörensen passend zum Auftakt des zweiten Teils, der gespickt war mit den großen Sinatra-Welthits, wie »Strangers in the Night«, »New York, New York«, »The Lady is a Tramp« oder »Fly me to the Moon«.
»Showgirls« und Sinatras Tochter
Unterstützt wurde Sörensen immer wieder von seinen beiden »Las Vegas Showgirls«, den Tänzerinnen Franzi aus Hamburg und Vanessa aus Bremen. Ein weiterer Höhepunkt der Show waren drei Duette mit Sängerin Ina Wanders, die die Rolle von Sinatras Tochter Nancy übernahm. Mit »Something stupid« und »For once in my life« begeisterte das Duo ebenso wie mit »Summer Wine«, welches Nancy Sinatra einstmals mit Lee Hazlewood gesungen hat.
Schließlich erinnerte Sörensen noch mit »Barfuß oder Lackschuh« an Harald Juhnke, der sich selbst als »Deutscher Sinatra« sah. Stehend und mit nicht enden wollendem Beifall bedankte sich das begeisterte Publikum bei Sörensen und seinen Mitstreiterinnen für einen wunderbaren Abend mit Frank Sinatra.
»Niemals werde ich mich anmaßen, Frank Sinatra zu sein«, stellte Sörensen abschließend klar. Aber er kommt ihm schon sehr nahe: Frankie Boy lebt.