Friedberg: Fast alle Fraktionen wollen den Windpark

Der Windpark am Winterstein soll kommen. Vertreter von Bundes- und Landesforst hielten im Ausschuss für Stadtentwicklung in Friedberg leidenschaftliches Plädoyers für das Vorhaben.
Von der Flaute über Gegenwind bis zum Sturm der Entrüstung - die Diskussion um den Windpark Winterstein hat schon so manche rhetorische Wetterlage hervorgebracht. Nach dem Regierungswechsel in Berlin weht eine frische Brise, die Windpark-Befürworter haben Aufwind. Am Donnerstag waren Vertreter von Bundes- und Landesforst sowie von der Landesenergieagentur zu Gast im Ausschuss für Stadtentwicklung. Sie warben leidenschaftlich für einen gemeinsamen Windpark. Die Abstimmung brachte ein einstimmiges Ergebnis für die gemeinsame Absichtserklärung.
CDU, Grüne und SPD stimmten mit »Ja«, die Vertreter von FDP und UWG enthielten sich der Stimme (die Linke, Befürworter des Windparks, ist in dem Ausschuss nicht vertreten). »Ich nehme wohlwollend wahr, dass nun auch die CDU bereit ist, Windkraftanlagen auf dem Winterstein zu errichten«, sagte Markus Fenske (Grüne). Die Grünen hatten einen Ergänzungsantrag vorgelegt, die wichtigsten Punkte wurden in die städtische Vorlage aufgenommen.
Bis zuletzt hatte es Vorbehalte gegen einen Windpark auf dem Wintersteinmassiv gegeben. Die SPD hatte daher angeregt, Vertreter der Forstbehörden und der Landesenergieagentur einzuladen. Thomas Götz vom Forstamt Weilrod warb für den Windpark und betonte: »Wenn wir das machen, dann gemeinsam.« Die Städte Friedberg und Rosbach (sowie Wehrheim, das den Windpark ablehnt), aber auch Hessen- und Bundesforst besitzen in dem Waldgebiet Grundstücke. Auf den für Windräder in Frage kommenden Flächen von Hessenforst hätten im wesentlichen Fichtenbestände gestanden, sagte Götz. Dies sind sogenannte »Kalamitätsflächen«, hier haben Orkane und Borkenkäfer dafür gesorgt, dass vom Wald nicht mehr viel übrigblieb.
Ziel: Eichen und Buchen schonen
Im Friedberger Stadtwald gebe es hingegen noch wertvolle Eichen- und Buchenbestände, die es zu schonen gelte, sagte Götz’ Kollege Justus Hillebrecht, der sich bei Hessenforst in Kassel mit der rechtlichen Seite von Windparks beschäftigt: Gestaltungs- und Projektplanungsverträge müssen geschlossen werden, eine komplizierte Materie.
Hessenforst habe gute Erfahrungen bei der Umsetzung solcher Projekte gemacht. Hillebrecht machte deutlich: Alle vom Land ausgewiesenen Flächen für Windkraft sind »irgendwann dran«; wo Windräder gebaut werden dürfen, sollen auch welche stehen. Schließlich sind nur 2 Prozent der Landesfläche als Vorranggebiet ausgewiesen.
Für Matthias Pollmeier vom Bundesforst ist die Idee eines gemeinsamen, die Gemarkungsgrenzen überschreitenden Windparks der richtige Ansatz - auch wenn es viele Restriktionen durch Funkfeuer, Artenschutz oder den Limes gebe. Die Windräder würde immer größer und leistungsfähiger. Möglich sei also, dass am Ende weniger Anlagen gebaut werden als jetzt in Rede stehen.
Die neuen politischen Vorgaben seien »eine sichere Basis« für den Windpark, sagte Dr. Klaus-Dieter Rack (SPD). Widerspruch kam aus der FDP. Dr. Jochen Maier fragte, wieviel Hektar Wald pro Anlage gerodet werden müssten. Ein halber Hektar dauerhaft, ein weiterer halber Hektar während der Bauphase, sagte Hillebrecht. Wobei Götz darauf hinwies, dass es im Wintersteinmassiv bereits einen ausgebauten Weg bis zum Postturm gibt. Zwischenlager für Baustoffe könne man auf dem Parkplatz unterhalb des Forsthauses errichten. »Wir müssen die vorhanden Wege intelligent nutzen.«
Bis die Planungen abgeschlossen sind, dürften trotz der Maßgabe aus Berlin, die Genehmigungsverfahren zu verkürzen, gut drei Jahre oder mehr ins Land gehen. Dann ist das 15 Kilometer entfernte Funkfeuer der Flugsicherung in Niderau-Eichen, an das Bernd Messerschmidt (UWG) erinnerte, vielleicht schon auf digitale Technik umgestellt; Störungen durch Windräder gibt es dann nicht mehr.
Gudrun Friedrich von den Grünen fragte nach einer Bürgerbeteiligung am Windpark. Das werde vertraglich festgeschrieben, sagte Pollmeier. Außerdem kann die Stadt auf Unterstützung der Landesenergieagentur (LEA) zurückgreifen. Carla Schönfelder vom Moderationsteam Ewer bietet im Auftrag der LEA Beratungen an: »Das kostet die Kommune nichts«, sagte sie.