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Friedberg: Große Gesten, große Emotionen - Anja und Gerit Kling lesen über ihr Leben

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Von: Harald Schuchardt

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Fantasievolle Erinnerungen: Gestenreich erzählt Gerit Kling ihre und die Geschichten ihrer Schwester. © Loni Schuchardt

Anja und Gerit Kling haben bei »Friedberg lässt lesen« Geschichten erzählt, die das Leben schrieb. Darin geht es um Karl Lagerfeld, die Goldene Nymphe und, warum sie eigentlich Brüder sind.

Friedberg (har). Die Schwestern Gerit und Anja Kling sind bestens bekannte Schauspielerinnen, die in unzähligen Filmen und Fernsehserien mitgewirkt haben. Zusammen haben sie ein Buch über ihr bisheriges Leben geschrieben - unterstützt von den Autoren Olaf Köhne und Peter Käfferlein, die bereits mit Dirk Rossmann und Hardy Krüger zusammengearbeitet haben.

Am Freitagabend waren die Kling-Schwestern, die in Wilhelmshorst in der Nähe von Potsdam aufgewachsen sind, zu Gast bei der Lesereihe »Friedberg lässt lesen«. Für die Besucher in der ausverkauften Aula der Augustinerschule wurde es ein äußerst vergnüglicher Abend, bei dem viel gelacht wurde.

Anja und Gerit Kling in Friedberg: Schwester halten zusammen

»Dann eben ohne Titel« lautet der Buchtitel und in der Unterzeile steht warum: »wir konnten uns mal wieder nicht einigen.«

»Das ist nun mal so: Was ich vorschlage, lehnt meine Schwester ab«, meint Anja Kling, so auch ihr Titelvorschlag »Kling Kling«. »Das klingt wie Palüm, Palüm«, konterte Gerit. Und schon waren die beiden Schwestern in ihrem Element, sehr zur Freude der Besucher.

Doch der Disput täuscht, Gerit, Jahrgang 1965, und ihre fünf Jahre jüngere Schwester hielten und halten zusammen - schon in der Kindheit, wo Gerit oft auf ihre kleine Schwester aufpassen musste. Da erschreckte die »Große« ihre Schwester schon einmal mit gruseligen selbst erfundenen Märchen, vor denen sie selbst erschrak. Perfekt schlüpften die beiden in die Rolle der kleinen Kinder, begeisterten mit ihrer Gestik und ihrem Ausdruck ebenso wie mit ihren witzigen Dialogen, zunächst vor allem Gerit in der Rolle der vorwitzigen älteren Schwester.

Anja und Gerit Kling in Friedberg: Beide werden Schauspielerinnen

Dazu flimmerten die passenden Kinder- und Jugendbilder über die Leinwand. Das alles passte einfach, es war ein großer, vergnüglicher Spaß, den die Besucher sichtlich genossen. Schon als Kind verfügte Gerit, wie sie erzählt, über unglaublich viel Fantasie. Sie erklärte ihrer Schwester, dass deren Windpocken mit einem Hammer zurück in den Körper geschlagen würden - und dieser befinde sich in der Schachtel, die der Vater in der Apotheke geholt habe, was zu einem Schreianfall Anjas führte.

»Gerit unterhielt schon ganz früh ganze Säle«, erinnert sich Anja, die in ihrer Jugend eher die ruhigere war und nie daran dachte, Schauspielerin zu werden. Dass sie es dann doch wurde, daran war - natürlich - Gerit Schuld. Die Ältere hatte im ersten Anlauf die Aufnahme in die renommierte Ernst-Busch-Schauspielschule geschafft, erhielt früh Engagements und nahm schon mal zwei gleichzeitig an.

Anja und Gerit Kling in Friedberg: Flucht mit dem Trabbi aus der DDR

So musste Anja ran und in acht Vorstellungen die Rolle Gerits übernehmen. »Ich bekam von Gerit eine Schauspielschnellausbildung, das war 1987, da war ich 16«, erinnert sich Anja, die zwei Jahre später mitten in der Wendezeit ihr Abitur machte - obwohl sie im Unterricht »den Sozialismus beschmutzt hat«, so der offizielle DDR-Sprachgebrauch. Anja Kling: »Da war mir klar, dass ich in einem Land, in dem ich nicht die Wahrheit sagen kann, nicht leben wollte.«

Obwohl sie gerade eine Fernsehserie drehte und ihre Schwester ein Engagement am Staatstheater in Schwerin hatte, flohen beide mit Freunden im Trabbi über die damalige CSSR nach Bayern. »Das war am 6. November«, sagt Gerit, und Anja fügt hinzu: »Hätten wir nur fünf Tage gewartet.«

Anja und Gerit Kling in Friedberg: Karl Lagerfeld und die Goldene Nymphe

Nach der Pause wurde es dann wieder fröhlicher, Anja erzählte von einem stressigen Urlaub mit drei kleinen Kindern auf der griechischen Insel Kos sowie von einem Fotoshooting mit Karl Lagerfeld in Rom oder von der Verleihung der »Goldenen Nymphe« in Monte Carlo. Die hielt sie zunächst für einen Streich mit versteckter Kamera, was Gerit »feinsinnig« kommentierte.

Zum Finale outeten sich Anja und Gerit als »Brüder«, da Gerit mit zwei r geschrieben ein männlicher Vorname ist und Anja ursprünglich Franziska - unter diesem Namen wurde sie getauft - hieß und nur »Franz« genannt wurde. »Für 125 DDR-Mark wurde aus Franz ganz offiziell Anja, da war ich ein Jahr alt«, sagt Anja Kling. Das alles war ganz großes Kino, was die Besucher mit nicht enden wollendem Beifall dankte. Es gab sogar Bravorufe, was bei einer Lesung eher selten der Fall ist.

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Anja Kling erinnert sich an ein Fotoshooting mit Karl Lagerfeld in Rom oder an eine Preisverleihung in Monte Carlo. © Loni Schuchardt

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