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Friedberger Klavierschüler erzielen bei »Jugend musiziert« 25 von 25 möglichen Punkten

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cos_10Musikschule2_22032_4c_1 © Coralie Soemer

Erster Platz beim Regionalwettbewerb von »Jugend musiziert«, Auftritte in New York und Oslo. An der Spitze kann es einsam werden. Die Klavierschüler aus Friedberg aber halten zusammen.

Neun Mal 25 von 25 und einmal 24 von 25 möglichen Punkten erzielen die jungen Pianisten der Friedberger Musikschule Minz beim Regionalwettbewerb von »Jugend musiziert«. Mit diesen herausragenden Ergebnissen, zehnmal erster Platz, geht es für alle Mädchen und Jungen weiter in die nächste Runde.

Für die neunjährige Paulina war es das erste Mal bei »Jugend musiziert«. Sie findet: »Es war aufregend und toll, dabei zu sein.« Hingegen sind viele ihrer Mitschüler bereits auf nationalen und internationalen Bühnen zu Hause. Erst Ende vergangenen Jahres spielten Saya, Minh Khang und Julian in der New Yorker Carnegie Hall. Diese zählt zu den berühmtesten Konzerthäusern der USA und kann selbst gestandenen Pianisten Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Gegen Lampenfieber kennt ihre Musiklehrerin Irina Mints nur ein Mittel: Eine gute Vorbereitung. Ein bis zweimal in der Woche haben die Klavierschüler bei ihr Unterricht. Zudem üben sie eigenverantwortlich etwa eine Stunde täglich. Am Wochenende mehr, wenige Tage vor den großen Auftritten am meisten.

Kunst und Musik - entscheidend ist der Ton

Außerdem legt Irina Mints viel Wert auf die Musikauswahl: »Ein gutes Programm macht 50 Prozent des Erfolgs aus.« Bei »Jugend musiziert« spielen die Kinder und Jugendlichen drei Stücke aus drei unterschiedlichen Epochen. Die Klavierlehrerin bevorzugt weniger bekannte Stücke.

Ihre Kriterien: interessant, emotional und technisch brillant. »Meine Schüler kann man sofort am Klang erkennen«, sagt Irina Mints. Durch fleißiges Üben eigneten sie sich eine breite Palette an Techniken an. Mit diesen Techniken könnten sie wiederum die unterschiedlichsten Gefühle und Geschichten erzählen. Ob am Schminktisch oder am Klavier: »Sie haben drei Sachen oder sie haben einen ganzen Koffer«, veranschaulicht Irina Mints.

Obwohl die Mädchen und Jungen für ihren Erfolg viele Stunden üben müssen, hätten sie noch genug Zeit für andere Dinge. Irina Mints: »Das sind keine Kinder, die neben dem Klavier keine Hobbys mehr haben.« Angela erzählt vom Geigespielen, zudem tanzt sie wie Lea Ballett. Kseniya ist in der Theater-AG, Saya hat den schwarzen Gürtel in Karate, und Minh Khang ist Kreispokalsieger im Tischtennis. Die meisten Hobbies hat aber wohl Leonie: »Also ich habe Eiskunstlauf, dann habe ich Ballett und Hockey, Karate...« »Noch was? - Leonie bitte«, sagt Irina Mints und lacht. Leonie: »Ja, dann habe ich am Sonntag noch Malen, weil ich das so gerne mache.«

Für wen gespielt wird, wichtiger als was gespielt wird

Trotz allem müssten die Kinder lernen zu verzichten. Sie könnten sich nicht nach Lust und Laune mit Freunden treffen oder Eis essen gehen, sagt Irina Mints. Zudem würde nicht jeder in der Schule den jungen Pianisten ihren Erfolg gönnen, wie die Mädchen und Jungen selbst berichten. Deshalb fragt sich auch Irina Mints: »Warum macht ihr das?«

Saya erinnert sich an ein Schlüsselerlebnis vor einigen Jahren. Sie hört jemanden am Flügel spielen und ist gleich fasziniert. In der Musikschule ist die Elfjährige nun wiederum Vorbild für jüngere Schüler. Zudem findet Saya den Flügel an sich wunderschön: »Schimmel ist wie ein Feuerwerk, und Steinway hat etwas Königliches.« Im Proberaum der Musikschule steht ein Flügel der Marke »Steinway & Sons«.

Lea möchte mit dem Klavierspielen Geschichten erzählen, Emotionen ausdrücken und Menschen eine Freude machen. Am Tag des Interviews wird sie 18 Jahre alt und bekommt von jedem aus der Runde eine selbstgebastelte Karte oder einen Blumenstrauß geschenkt.

Kseniya spielt für ihre Mutter, wenn es ihr mal nicht so gut geht. Julian hat den Auftritt in der Carnegie Hall seinem verstorbenen Vater gewidmet. Es sei wichtig, eine Adresse zu finden - für jemanden zu spielen, sagt Irina Mints. Für sie sind Pianisten keine Einzelkämpfer.

Irina Mints - Konzertpianistin und Musikpädagogin

Irina Mints wird 1961 in der ukrainischen Metropole Charkiw geboren. Mit sechs Jahren erhält sie erstmals Klavierunterricht. Später folgt ein Studium an der Charkiwer Musikhochschule und am Konservatorium. Hier wird sie Schülerin von Regina Horowitz, Schwester des weltbekannten Pianisten Vladimir Horowitz. Die Universität beendet Irina Mints mit Auszeichnungen in gleich vier Bereichen: als Konzertpianistin, Solistin, Korrepetitorin und Klavierlehrerin.

Letzteres ist bis heute ihre große Leidenschaft. 2002 gründete Irina Mints die private Musikschule Minz in Friedberg und gibt seither Meisterkurse in Europa, China, Malaysia, USA und Australien. Zudem ist sie Mitglied der »European Piano Teachers Association«.

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