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Frischer Wind fürs Handwerk

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Die Innungsbesten der Wetterau mit Kreishandwerksmeister Holger Winkler (6. v. l.), dem Präsidenten der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll (4. v. l.), sowie Landrat Jan Weckler (2. v. l.). © pv

Wetteraukreis (pm). Für 218 junge Frauen und Männer ist am Samstag eine langjährige Ausbildung im Handwerk zu Ende gegangen. Mit der Übergabe ihrer Gesellenbriefe im Bürgerzentrum in Karben haben sie hervorragende Aussichten in einer Branche, die aktuell vom Fachkräftemangel arg gebeutelt ist. Insgesamt hatten 289 junge Leute an der Prüfung teilgenommen.

Beim Fest des Handwerks mit großer Freisprechungsfeier erhielten die Junggesellinnen und Junggesellen neben ihren Gesellenbriefe auch viele gute Ratschläge für die Zukunft. 14 von ihnen zählten zu den Innungsbesten des Wetteraukreises. Einer davon ist Mohammed Fares aus Büdingen, der vor acht Jahren aus Syrien floh, Deutsch lernte und seine Ausbildung im Friseurhandwerk absolvierte. Er sei »unendlich dankbar« für die Unterstützung die er von seiner Ausbilderin Nezahat Baspinar und auch von den Lehrerinnen und Lehrern in der Berufsschule erhalten habe, sagte der Junggeselle im Interview mit Moderator Christopher Leidner. »Seien Sie stolz darauf Handwerker zu sein. Wir brauchen Sie«, sagte Kreishandwerksmeister Holger Winklerauch in Richtung der übrigen Gäste. Der Gesellenbrief eröffne viele Möglichkeiten und biete eine solide Basis für ganze Leben. »Meisterbrief, leitende Funktion, vielleicht möchte jemand seinen eigenen Betrieb gründen oder einen übernehmen«, so Winkler.

Freisprechung erstmals in Karben

»Sie haben sich drei Jahre unter besonderen Umständen aufgrund der Corona-Pandemie ins Zeug gelegt und allen Widerständen getrotzt«, betonte Handwerkskammerpräsident Stefan Füll in der Festrede. Er wünschte ihnen, dem Handwerk frischen Wind zu bringen und gleichzeitig Traditionen fortzusetzen.

Junge Fachkräfte seien sehr begehrt. Betriebe suchten händeringend nach Auszubildenden, beschrieb Landrat Jan Weckler die Situation am Markt. Profitieren könne davon der Nachwuchs, dank guter beruflicher Schulen und einer Ausbildung mit Qualität. Sein Rat an den Nachwuchs: »Innovativ sein und Neuem aufgeschlossen begegnen, sich immer wieder anpassen und eigene Ideen einbringen.«

Nach vielen Jahren Freisprechungsfeier im Jugendstiltheater in Bad Nauheim, fand die Veranstaltung erstmalig in Karben statt. »Wir wollten in diesem Jahr einmal ein ganz neues Konzept ausprobieren und ich freue mich riesig, dass mehr als 650 Besucher unserer Einladung folgten und wir bis in die späten Abendstunden viel Freude miteinander hatten«, sagte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Matthias Fritzel. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Isabel Reul. Im Publikum saßen zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft, dem Handwerk, sowie Partner der Kreishandwerkerschaft.

Bereits vor dem Fest des Handwerks hatte sich Landrat Weckler mit Fritzel und Kreishandwerksmeister Holger Winkler (auch Obermeister der Elektroinnung) über die Lage im Handwerk ausgetauscht. Der bundesweite Arbeitskräftemangel mache auch den Betrieben im Wetteraukreis spürbar zu schaffen, erfuhr der Politiker. »Betriebe geben vermehrt auf und schließen, weil sie schlichtweg keine Nachfolge finden«, so die Bestandsaufnahme. Gleichzeitig sorgten Faktoren wie die Corona-Pandemie, Lieferschwierigkeiten und Materialengpässe, der Ukraine-Krieg, die Energiepreisexplosion und die starke Inflation für erschwerte Rahmenbedingungen. »Die kleinen und mittelständischen Handwerksbetriebe bilden das Rückgrat unserer heimischen Wirtschaft und des Mittelstandes«, betonte Weckler.

Berufsschulen laut Weckler gesichert

Der bundesweite Fachkräftemangel könne zwar auf kommunaler Ebene nicht gelöst werden. »Doch der Wetteraukreis wird auch weiterhin alles dafür tun, um die berufliche Ausbildung vor Ort weiter zu stärken«, so sein Versprechen. Die fünf Berufsschul-Standorte in Bad Nauheim, Büdingen Butzbach, Friedberg und Nidda seien im Schulentwicklungsplan gesichert und auch durch die Bildung von Kompetenzzentren weiter gestärkt worden. Positiv wird vonseiten der Kreishandwerkerschaft das Oberstufen- und Berufsschulticket (OBst) gesehen, das der Wetteraukreis zum kommenden Schuljahr eingeführt hat. Mit dem Ticket können Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen und gymnasialen Oberstufen kostenfrei den öffentlichen Nahverkehr in ganz Hessen nutzen.

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