Ludwig rechnet vor: »Wer eine Ölheizung für ein Einfamilienhaus mit vier Leuten hat, braucht 3000 bis 4000 Liter Öl im Jahr. Der Bruttopreis lag die letzten Jahre so bei 50 Cent, dann hatte man etwa 2000 Euro im Jahr für Öl. Momentan liegen wir bei 90 Cent, das sind Mehrkosten von 1500 Euro pro Jahr.« Gekoppelt mit hohen Spritpreisen, könnten Privathaushalte solche Beträge teilweise nicht mehr schultern. »Früher oder später werden die Leute ihre Mobilität einschränken müssen«, stellt Ludwig fest. Und Öl für die Heizung bestelle der Verbraucher zunehmend in Kleinmengen, kaufe auf Raten. »Viele stellen die Heizung auf 2 und setzen sich mit der Decke aufs Sofa.« Es werde weniger geheizt, denn vielen werde es zu teuer.
So wie das Tanken. Kritisch beäuge ich die Preistafel bei Esso in Bad Nauheim, der ersten Station einer Testfahrt. Ich tanke stets mit Super E10 – das würde nun 1,619 Euro pro Liter kosten. Beim günstigsten Angebot werde ich zuschlagen, nehme ich mir vor. Wie mir auffällt, liegen in Friedberg zwei Tankstellen gegenüber voneinander. Beide bieten ihr Benzin mit einem Preisunterschied von fünf Cent an. Insofern stauen sich an der Tankstelle mit dem preiswerteren Angebot die Autos, während bei der Konkurrenz entspanntes Zapfen angesagt ist. Manch einem ist das die fünf Cent mehr wert.
Was halten Autofahrer von den explodierenden Spritpreisen? Ich höre mich um. »Super! Hauptsache, der Staat verdient!«, ruft eine Frau und geht weiter. Auch Christian Rosenbecker aus Reichelsheim meint, dass der Staat der größte Nutznießer sei. »Die Klimadebatte ist richtig. Ich sehe aber genug Alternativen wie Wasserstoff, die stärker ausgebaut werden müssten.« Das gelte auch für den ÖPNV, wie er hinzufügt. Ein Besucher aus Osnabrück ist der Ansicht, dass Berufspendler, die stark aufs Auto angewiesen sind, einen Ausgleich seitens des Staates bräuchten. Er fährt viel mit dem Rad, weil er es nicht weit zum Arbeitsplatz hat. »Aber das kann nicht jeder«, sagt er.
Janine Schmelz (Bad Nauheim) und Daniel Barth (Bad Homburg) können die Preise eher entspannt sehen, da sie das Auto wenig beziehungsweise gar nicht nutzen. Schmelz hat ihr Auto abgeschafft, da sie aus beruflichen Gründen ein Landesticket hat. »Nun, da die Spritpreise so explodieren, bin ich froh, dass ich mein Auto verkauft habe.« Allerdings findet sie, dass Alternativen fehlen.
Weiter geht es mit meinem Tankstellentest. »Vielleicht ist es in den Ortschaften preiswerter?«, denke ich mir. Ich steuere Nieder-Florstadt und den Büdinger Stadtteil Düdelsheim an. Die Erfahrungen sind unterschiedlich. In Nieder-Florstadt ist es teurer, in Düdelsheim geht es. Schnäppchen-Tankstellen gibt es natürlich auch. Nach zweieinhalb Stunden gelingt es mir, mein Super E10 für 1,599 Euro zu erhalten. Es liegt aber auch an der Uhrzeit. Mein Ehrgeiz ist erwacht – vielleicht tanke ich künftig morgens um 5. (Petra Ihm-Fahle)
Hohe Öl- und Dieselpreise: Die Mineralölhändlerin Christiane Roth erklärt im Interview Preisfaktoren wie die CO2-Abgabe, die Corona-Konjunktur, aber auch den Pegelstand des Rheins.