Gegen das Vergessen

Friedberg (pm). Unter dem Motto »#Hanauistüberall - Wir Erinnern!« haben das Internationale Zentrum Friedberg (IZF) und die Antifaschistische- Bildungsinitiative (Antifa-BI) am dritten Jahrestag der rassistisch motivierten Morde in Hanau am 19. Februar 2020 zum Gedenken aufgerufen. Auch nach drei Jahren ist die Anteilnahme an den Folgen der schrecklichen Tat groß.
Immer noch sind viele Wetterauer bewegt. Etwa 60 Teilnehmer kamen auf den Europaplatz.
Lisa Steinbrück von der Antifa-BI und Mehmet Turan, Vorsitzender des IZF, begrüßten die Anwesenden. Diesmal war Lisa Gnadl als stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses des Landtags als Rednerin eingeladen. Turan verlas drei Interviews von Familienmitgliedern über die Opfer Sedat Gürbüz, Ferhat Ünvar und Fatih Saracoglu. »Je mehr man über einen Menschen weiß, desto mehr kann man sich an den Menschen erinnern, und erinnern heißt nicht vergessen - und das ist unser diesjähriges Motto«, sagte Turan. Die Interviews waren teils sehr emotional. Mit ihnen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblicke in das Leben der Opfer, über den Geburtsort, welche Berufe sie erlernt und welche Ziele und Träume sie hatten. Auch die anhaltende Trauer der Familienangehörigen, die sich nach Gerechtigkeit sehnen, um mit dem Verlust ihrer geliebten Angehörigen abzuschließen, wurde deutlich.
Über Fehler bei Ermittlungen
In ihrem Vortrag ging Steinbrück auf die Fehler bei den polizeilichen Ermittlungen ein. Was hat sich seit dem Attentat vor drei Jahren getan? Wie gehen die Ermittlungen voran? Welche Erkenntnisse wurden gewonnen? Fragen über Fragen, welche auch heute zum Leidwesen der Familienangehörigen und Freunde nicht geklärt worden sind.
Lisa Gnadl erläuterte, wie schwer es im Untersuchungsausschuss sei, herauszufinden, wo es Behördenversagen gegeben habe. So hätten zu Beginn der Sitzungen vonseiten der Generalbundesanwaltschaft nur Unterlagen mit vielen geschwärzten Stellen vorgelegen, bis das Bundesverwaltungsgericht entschieden habe, die Akten müssten dem U-Ausschuss vollständig und ungeschwärzt vorgelegt werden.
Die Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass diese rassistischen Morde keine Einzelfälle gewesen seien. Sie verwiesen auf die Verbrechen des NSU, den Anschlag von Halle und den Mord an Walter Lübcke, aus denen die notwendigen Lehren nicht gezogen worden seien. Die Bundesregierung und die politischen Parteien wurden aufgefordert, ihrer Verantwortung nachzukommen und Faschismus, Antisemitismus und Rassismus wirksam zu bekämpfen und die Fälle lückenlos aufzuklären. »Wir sind es den Opfern und den Überlebenden schuldig, alles daran zu setzten, dass Hanau sich nicht wiederholt« sagte Lisa Gnadl.
Abschließend las Mehmet Turan die Namen der Ermordeten vor. Es wurden Kerzen angezündet und Blumen für die Opfer auf dem Europaplatz niedergelegt.