Geschäftsmodell für Frauen in Friedberg

Su Kyoung Yu ist Malerin, Dilan Vural Architektin. Zusammen haben sie eine Vision, wie ein Geschäft auf der Friedberger Kaiserstraße regional, saisonal und kreativen Ideen belebt werden kann.
Insgesamt 93 Quadratmeter auf zwei Ebenen, Lager, Werkstatt, zwei Zugänge: Aus dem bisherigen Ladenlokal mit Floristikbetrieb Kaiserstraße 103 in Friedberg wollen Malerin Su Kyoung Yu und Architektin Dilan Vural eine Kombination aus Verkauf, kulinarischem Erlebnis, Begegnung und kleinem Kulturangebot machen. Um interessierte Frauen zu finden, die sich zutrauen, mit ihrer Hilfe eine solche Kombination zu stemmen, stellen sie nun ihre Idee vor.
»Die Friedberger Kaiserstraße ist nicht mehr attraktiv - weder zum Einkaufen, noch zum Verweilen. Dagegen will ich als Friedbergerin etwas tun«, sagt die junge, inzwischen in Köln arbeitende Dilan Vural. Sie hatte sich schon mit ihrem Gegenentwurf zur Umgestaltung des ehemaligen Kaufhauses Joh ins Gespräch gebracht (die WZ berichtete). Daraufhin wurde Su Kyoung Yu auf sie aufmerksam, und beide merkten, dass sie ähnliche Gedanken hatten. Da passt es gerade gut, dass im Haus der Schwiegermutter von Frau Yu die Geschäftsräume neu vermietet werden müssen. »Ich hatte etliche Bewerbungen, aber letztlich ohne Erfolg. Es will niemand mehr nach Friedberg«, sagt sie.
Täglich besonderes Mittagsgericht
Ausgangspunkt war die Geschichte von Dilan Vurals Mutter, die so fantastisch mit Produkten aus dem Garten kocht, aber ihr Talent nie nach außen tragen konnte. »Jetzt, wo sie in den Ruhestand geht, würde sie gerne für andere kochen, aber in einem zeitlich begrenzten Rahmen«, erzählt Dilan Vural. Idee Nummer eins: In dem Laden könnten, wie nach Stundenplan, täglich Frauen ein besonderes Mittagsgericht anbieten, zum Beispiel freitags immer Eintopf.
Idee Nummer zwei: »Es gibt so viele junge Mütter oder ältere Frauen, die gerne unterschiedlichste Dinge gestalten, aber nicht die Chance haben, ihre Produkte zu vermarkten«, erklärt Yu. Hier könnten sie ein Forum bekommen. Sie legt dabei besonderen Wert auf Regionalität, sei es bei Seife, Lebensmitteln oder Blumen.

Vorträge über Themen mit saisonalem Charakter
Idee Nummer drei: Der Raum soll eine zwanglose Begegnungsstätte für jedermann sein. Ältere Menschen müssen sich zwischendurch mal hinsetzen, andere wollen schnell was lesen oder im Sommer draußen einen regionalen Saft trinken. »Das soll ohne Kaufzwang sein, aber wer hierher kommt, entdeckt auch schnell das spezielle Angebot«, ist sich Yu sicher.
Idee Nummer vier: Die beiden stellen sich vor, regelmäßig abends Angebote zu Themen mit saisonalem Charakter zu machen und sich dazu Referentinnen oder Referenten zu holen. »Dabei kann es um Ikebana gehen, Gewürze oder Süßigkeiten. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt«, wünscht sich Yu.
Vural kümmert sich um Innenarchitektur und Fassade
Die beiden Frauen sind offen für das, was aus ihren Vorstellungen wird. »Wir wollen denen, die das Geschäftsmodell betreiben, zwar zur Seite stehen, aber ihnen freie Hand lassen. Sicher ist, dass es sich für alle finanziell lohnen muss. So könnte sich auch jemand mit Buchhaltungs- oder Marketingerfahrung einbringen, und die anderen sind im Laden anwesend«, erläutert Vural. Um die innenarchitektonische Ausgestaltung der Räume und eine attraktive Fassade würde sie sich selbst kümmern. Sie hofft dabei im Sinne einer beispielhaften Gestaltung und Belebung der Kaiserstraße auf die Förderung durch die Stadt Friedberg.
Und warum zunächst nur Frauen? »Weil Frauen oft in ihrem Leben Zeiten haben, in denen sie sich nicht verwirklichen können oder sich einfach nicht trauen. Da liegt so viel Potenzial, das man nutzen kann«, sagt Vural. Außerdem würden Frauen immer noch zu wenig beachtet, wenn es um ihre Fähigkeiten gehe.
Im ersten Schritt wollen Yu und Vural interessierte Frauen aller Generationen, Nationen und Vorbildung auffordern, sich bei ihnen zu melden. Sie werden dann zu einem Kennenlernabend eingeladen, bei dem es erste Informationen zum Modell und zur Selbstständigkeit gibt. »Was daraus wird, werden wir sehen. Diejenigen, die sich zusammentun wollen, müssen auch zusammenpassen. Und das Kollektiv darf sich in keinem Fall finanziell zur Last fallen«, betont Vural. Interessierte melden sich bis 31. Mai per E-Mail an vierglueck@freenet.de.