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„Ja“ zu Windpark Winterstein trotz Warnung vor „gigantischer Umweltzerstörung“

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Von: Jürgen Wagner

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Untergangsstimmung am Winterstein? Nicht für die Befürworter der Windkraft. Sie spüren eher Aufbruchsstimmung. Der Windpark soll kommen.
Untergangsstimmung am Winterstein? Nicht für die Befürworter der Windkraft. Sie spüren eher Aufbruchsstimmung. Der Windpark soll kommen. © Nicole Merz

Der Windpark Winterstein soll kommen. Dafür gab es im Friedberger Stadtparlament eine große Mehrheit, aber auch Warnungen vor einer Umweltzerstörung.

Friedberg – Die Fronten in Sachen Windkraft sind seit Langen gezogen. Aber sie haben sich verschoben. Die Friedberger CDU tat sich lange schwer mit der Vorstellung, dass auf dem Wintersteinkamm ein Windpark entstehen soll. Auch die SPD hatte Bedenken. Grüne und Linke stehen hinter dem Projekt, UWG und FDP lehnen den Windpark ab. Am Donnerstag (17.02.2022) gab es im Stadtparlament eine satte Mehrheit für das Projekt - bei Nein-Stimmen von UWG, FDP und einem CDU-Vertreter sowie zwei Enthaltungen der CDU.

Zunächst: Was ist geplant? Die Grünen hatten einen Grundsatzbeschluss zum Windpark vorgelegt, der in den Ausschussberatungen modifiziert wurde. Die Stadt Friedberg, heißt es in dem Beschluss, unterstützt die „eigentumsübergreifende Planung“, um mit Bundes- und Landesforst sowie den Kommunen Rosbach v.d.H. und Ober-Mörlen (Wehrheim lehnt das ab) ein „aus energetischer Sicht optimiertes, eingriffsminimiertes Windparklayout“ zu erstellen. Die Stadt stellt dafür Waldgrundstücke und Wege zur Verfügung. Die Beanspruchung der Waldflächen soll „auf den absolut notwendigen Umfang“ beschränkt werden, Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes sollen berücksichtigt werden. Auch soll ein Beteiligungsmodell für Bürger und beteiligte Kommunen erstellt werden.

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„Wir könnten dort oben seit zehn Jahren Geld verdienen“, sagte Grünen-Sprecher Fenske. Damit könne man den Bau von Kitas finanzieren, vor allem aber diene der Windpark der Umwelt. Friedrich-Wilhelm Durchdewald (UWG) sieht das ganz anders. „Es wird Sie nicht überraschen, dass wir das ablehnen. Eine solch gigantische Umweltzerstörung können wir nicht mittragen.“ Achim Güssgen-Ackva (FDP) verkündete, die Grünen hätten mit diesem Projekt (das aufgrund von Vorgaben des Landes nicht zu verhindern ist) den Schritt „von der Umweltpartei zur Beton- und Industriepartei“ vollzogen. Die Grünen quittierten dies mit Gelächter. Güssgen-Ackva indes ist überzeugt, dass die Grünen „im Streben nach Mammon ein wunderbares Waldgebiet zerstören“. Leidtragende seien Bäume und Tiere.

„Schwieriges Thema“, sagte Axel Pabst (CDU). „Wir haben uns sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Wir stimmen zu.“ Pabst verwies auf die umfangreichen Umweltprüfungen, die in dem Verfahren anstehen. „Das ist ein langes Verfahren. Es werden Jahre vergehen, bis Geld in die Stadtkasse fließt.“ „Das ist ein Durchbruch“, sagte Dr. Klaus-Dieter Rack (SPD). „Wir müssen unseren Beitrag zur Energiewende vor Ort leisten.“

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Gestritten wurde unter anderem über die Sichtweise der Forstbehörden. Die hatten im Ausschuss klargemacht, dass sie für das gemeinsame Windparklayout sind. Güssgen-Ackva sagte, die Forstbeamten seien weisungsgebunden, erfüllten folglich die Vorgaben der Landesregierung. Rack sah das anders, er hatte in den Äußerungen der Forstvertreter eine engagierte Haltung herausgehört. „Auch die Landesenergieagentur wird uns zur Seite stehen“, sagte Rack.

Es war auch eine Generationen-Debatte. Während der UWG-Stadtverordnete Bernd Messerschmidt (72) die Argumente der Windkraft-Befürworter ablehnte und stattdessen die Zerstörung eines Waldes beklagte, der ihm seit seiner Kindheit am Herzen liege, sagte Lena Binsack (Linke, 22), es gehe um eine existenzielle Frage: „Wenn wir den Wald auch in 50 Jahren noch nutzen wollen, müssen wir jetzt handeln. Da gibt es nichts zu diskutieren.“ Dass es zu Eingriffen in den Baumbestand kommen wird, ist den Befürwortern klar. Deshalb sei es wichtig, den Naturschutz im Auge zu behalten, sagte Fenske. (Jürgen Wagner)

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