Hausmüll in Friedberg: Dreiwöchige Abfuhr kommt

Der Hausmüll im Wetteraukreis wird ab 2025 einheitlich im dreiwöchigen Rhythmus abgefahren. Für elf Kommunen, darunter Friedberg, ist das neu. Ob das auch klappt?
Ab 2025 werden die Hausmülltonnen in Friedberg nur noch alle drei Wochen geleert. Funktioniert das? Zumal in der Altstadt, wo wenig Platz für große Müllbehälter ist und das System der Mülltrennung nicht bei allen Bewohnern angekommen ist? Im Haupt- und Finanzausschuss (HuF) wurde dies kontrovers diskutiert. Am Ende gab es dennoch ein einstimmiges Votum - mit Bauchgrimmen bei einigen Parlamentariern.
Hintergrund der Änderung: Am 31. Dezember 2024 enden die Verträge zur Sammlung von Abfällen. 23 Kommunen des Wetteraukreises gründeten schon 2004 eine AG Abfallwirtschaft Wetterau (AGAW, außer Bad Nauheim und Bad Vilbel, die den Abfall mit eigenem Personal und Fahrzeugen einsammeln). Die AGAW schreibt die Sammlung nun neu aus. Wie Dr. Jürgen Roth, Leiter des AWB, im Ausschuss sagte, steigen bundesweit die Kosten der Einsammlung von Abfällen massiv, verursacht durch stark gestiegene Energie- und Personalkosten.
Um diese Preissteigerung abzufedern, soll die Müllabfuhr europaweit mit einem einheitlichen Sammelrhythmus ausgeschrieben werden. Wie hoch die Kosten steigen, könne niemand sagen, so Roth. Im Ostkreis wurde bislang fast einheitlich alle drei Wochen der Hausmüll abgefahren, in elf Kommunen im Westkreis alle zwei Wochen. Dieser »Flickenteppich« soll aufgelöst werden. Dann, so Roth, könnten die Entsorgungsunternehmer besser kalkulieren und wirtschaftlichere Angebote machen.
Schon in der Betriebskommission der Entsorgungsbetriebe sei das Thema intensiv diskutiert worden, berichtete Erste Stadträtin Marion Götz (SPD) im Haupt- und Finanzausschuss. Es gab keine Mehrheit, die Entscheidung wurde dem HuF überlassen. Wie Götz berichtete, sind alle anderen Kommunen dabei, haben bis auf Karben (das nachzieht) bereits Beschlüsse gefasst. Friedberg könne durchaus Sonderfahrten verlangen; das würde aber höhere Kosten bedeuten. Der Magistrat lehnte dies ab.
Platzprobleme in der Altstadt
Friedrich Wilhelm Durchdewald (FW) stimmte dem neuen Rhythmus zu, allerdings »mit Bedenken«. Er verwies auf die Altstadt, wo permanent Mülltonnen überquellten und zusätzliche Säcke dazugestellt würden, weil kein Platz für größere Tonnen ist. Dabei, sagte Götz, handele es sich oft nicht um Hausmüll, sondern um Sperrmüll, der auch nicht unbedingt von den direkten Anwohnern stammen muss.
Im Laufe der Diskussion wurde klar, dass sich am Verhalten der Bürger etwas ändern muss: Die Mülltrennung muss konsequenter erfolgen. 40 Prozent des Restmülls sei Bio-Müll, sagte Roth. Den könne man in Ilbenstadt selbst verwerten, müsse ihn nicht konstenintensiv abfahren lassen. Beispiele anderer Kommunen zeigten, dass der dreiwöchige Rhythmus funktioniere, sagte Götz: »Bei der Einführung der Gelben Tonnen gab es große Bedenken. Letztlich gab es aber keine Probleme.«
Sonderabfuhren kosten extra Geld
Sonderabfuhren an zusätzlichen Tagen in bestimmten Gebieten sind möglich; dies wolle man aber erst dann in Betracht ziehen, wenn es tatsächlich Probleme gibt. »Wirt müssen in der Praxis sehen, ob es funktioniert oder nicht«, sagte Uli Hausner (SPD). Dr. Reinhold Merbs (FDP) forderte, man müsse »Druck auf die Bewohner« ausüben, ihnen »in den Arsch treten« und »nicht die Sozialnummer machen«, bei der sich die Stadt um alles kümmert. Was Sven Weiberg (Linke) so nicht stehenlassen konnte: Die Probleme in der Altstadt bestünden deshalb, weil es nicht genügend bezahlbaren Wohnraum in der Stadt gebe; mache man Druck auf die Vermieter, schreie die FDP »Zeter und Mordio«.
Joachim Böhmerl, Leiter der städtischen Entsorgungsbetriebe, versprach Lösungen für Mehrfamilienhäuser. Freilich müsse dies (z. B. zusätzliche Fahrten) vom Vermieter bezahlt werden.
Dr. Klaus-Dieter Rack (SPD) lenkte den Blick auf vier »Maximalforderungen«, welche die Stadt Friedberg dem Abfallwirtschaftsbetrieb als Auftrag mitgegeben hat: Die Stadt verlangt, dass die Entsorgungsunternehmen, die sich bewerben, eine ausreichende Ausstattung an Fahrzeugen und Mitarbeitern garantieren; zuletzt war dies immer wieder ein Problem. Werden die Müllbehälter nicht am festgelegten Abholtermin abgeholt, sollen »empfindliche Vertragsstrafen« folgen. Außerdem wird ein flächendeckender Abschlusszwang bei der Biotonne gefordert; dies diene der Reduzierung des Restmüllaufkommens und der Abfallvermeidung. Und schließlich sollen höhere Entgelte für die Stadt beim Verkauf der Rohstoffe ausgehandelt werden.
Einheitliche Regelung im gesamten Wetteraukreis
Der Hausmüll wird aktuell in elf Kommunen vorwiegend im Westen des Wetteraukreises im zweiwöchigen Turnus abgeholt. Dies gilt in Butzbach, Ober-Mörlen, Rosbach, Karben, Wöllstadt, Niddatal, Florstadt, Ranstadt, Echzell, Wölfersheim und Friedberg. Sie müssen sich ab 2025 umstellen. In den meisten Kommunen im Ostkreis gilt schon jetzt ein dreiwöchiger Abfuhrrhythmus beim Hausmüll. Bundesweit wird aus Klimaschutzgründen vermehrt sogar auf Vier-Wochen-Rhythmus umgestellt: Das verursacht weniger Lkw-Fahrten. Mit der neuen Ausschreibung der Abfallsammlungen sind weitere Neuerungen verbunden. Der Bioabfall wird in den meisten Kommunen 14-täglich abgeholt, ab 2025 gilt dies auch in Rockenberg, Florstadt, Kefenrod, Hirzenhain, Limeshain und Niddatal. Die Abfuhr des Altpapiers wird einheitlich auf einen vierwöchigen Rhythmus umgestellt; hier waren es bislang Karben, Florstadt, Altenstadt, Echzell, Ranstadt und Hirzenhain, die mehr bzw. weniger Abfuhren anboten und sich künftig umstellen müssen.