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Heftige Einsätze, ein großer Wunsch

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Beim Hochwasser in Bruchenbrücken 1981 sind THW und Feuerwehr gemeinsam im Einsatz gewesen. © pv

Vor 70 Jahren, am 15. Mai 1953, ist der Ortsverband Friedberg des Technischen Hilfswerks gegründet worden - knapp drei Jahre nach dem »THW-Errichtungserlass« aus dem Bundesinnenministerium.

Dem nun seit 70 Jahren bestehenden Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) Friedberg gehören 75 Aktive, darunter 14 Frauen, an - »sechs Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt« freut sich Hans Luh über die Frauenquote. Er ist neben Dennis Metzger einer der beiden Fachberater des Ortsverbands, der seit zehn Jahren von Christoph Valentin als Ortsbeauftragtem geführt wird. Luh ist seit 53 Jahren THW-Mitglied und war von 1981 bis 1989 selbst als Ortsbeauftragter tätig. Heute kümmert er sich unter anderem um die THW-Geschichte, die von Beginn an von bundespolitischen Beschlüssen abhängig gewesen ist.

Zu den Aktiven kommen 33 Junghelferinnen und -helfer. Insgesamt verfügt der Ortsverband aktuell über einen relativ neuen Fuhrpark mit zwölf Fahrzeugen und vier Anhängern. Diese werden bei rund 20 Einsätzen im Jahr genutzt. »Das hört sich wenig an, doch unsere Einsätze dauern oft sehr lang«, sagt Dennis Metzger und nennt mit Blick auf den bisher größten Einsatz beim Hochwasser im Ahrtal beeindruckende Zahlen: »Vom 15. Juli bis 9. Oktober 2021 waren 25 Helfer meist mehrmals im Ahrtal und leisteten 13 678 Arbeitsstunden.«

Auch bei Waldbrand in Butzbach

Erst vor wenigen Wochen war die Logistik des THW gefragt: Beim großen Waldbrand in Butzbach transportierte das THW 5730 Liter Betriebsstoffe wie Diesel, Benzin und Öl zum Einsatzbereich und betankte Fahrzeuge, Aggregate und Maschinen vor Ort.

In all den Jahren erlebte Luh viele heftige Einsätze, wie beim Hochwasser 1981 in Bruchenbrücken, beim Einsturz der Fassade des Hauses Kaiserstraße 70 am 12. Februar 2000 oder bei der Bergung der Toten nach der durch Brandstiftung verursachten Katastrophe 1986 in der Gustav-Kayser-Straße in Bad Nauheim. »Diesen Einsatz werde ich nie vergessen«, sagt Luh.

70 Jahre THW Friedberg sind auch ein Anlass, auf die Anfänge zu schauen. Erster THW-Ortsbeauftragter war Adolf Dingersen, der damalige Dezernent für das Feuerlöschwesen in der Stadt Friedberg. »Dies zeigt, dass das THW von Anfang an mit den Feuerwehren eng verbunden ist«, sagt Hans Luh. Nach der Gründung der ersten Ortsverbände erhielten diese keinerlei »rollendes Material«. So musste sich auch der Ortsverband Friedberg bei Bedarf eines von drei Gerätekraftwagen oder zwei Funkkommandowagen des Landesverbands ausleihen.

1958 war ein wichtiges Jahr für den jungen Ortsverband, erhielt dieser doch die ehemalige Baracke des Reichsarbeitsdienstes in der Raiffeisenstraße 14 als Unterkunft. Bis heute ist das Gelände die Heimat des THW. Die ersten eigenen Fahrzeuge standen bei der Landespolizei in der Burg, erst 1970 wurde die erste Fahrzeughalle errichtet.

Ebenfalls 1958 wurde mit dem Aufbau des überörtlichen Luftschutzdienstes (LSHD) die THW-Arbeit neu strukturiert. Das THW Friedberg stellte den 2. Zug der Bergungsdienstbereitschaft. Bereitschaftsführer wurde Walter Trapp, ab 1963 dann Ortsbeauftragter. Der Bergungszug hatte eine Stärke von 38 Helfern und war mit drei Mannschaftskraftwagen und einem Gerätekraftwagen ausgestattet. »Ausstattung und Ausbildung orientierten sich noch an den Schäden des Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg«, erläutert Luh. Zum Bergungszug kam noch der Technische Dienst in der Sparte »Rohr-Gas-Wasser«.

Wunsch nach neuem Zuhause

Aus dem LSHD-Bergungszug wurde der »1. Bergungszug Wetterau« mit Zugtrupp, Gerätegruppe und zwei Bergungsgruppen. 1977 wurde die Struktur des Ortsverbandes erneut geändert, unter anderem kamen ein zweiter Bergungszug, eine technische Einsatzleitung und weitere Trupps hinzu. Der Fuhrpark wurde immer wieder erweitert, was mehrere Umbauten auf dem THW-Gelände erforderte. 1994 wurde der »erweiterte Katastrophenschutz« aufgelöst und das THW völlig autark.

Bereits 1984 wurde eine Jugendgruppe gegründet, 1986 folgte der »Förderverein THW Kreisvereinigung«. Immer wieder gab es kleinere Strukturveränderungen.

Zum Jubiläum haben die THW-Mitglieder einen großen Wunsch: »Wir brauchen dringend ein neues Zuhause«. Es soll auf dem ehemaligen Kasernengelände neben dem geplanten Neubau des Feuerwehrgerätehauses der Kernstadtwehr entstehen. Dann wären Feuerwehr und THW noch enger zusammen.

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Hier ist die vom THW gebaute Abstützung nach dem Hauseinsturz auf der Kaiserstraße im Februar 2000 zu sehen. © Harald Schuchardt
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Die Fachberater Dennis Metzger (l.) und Hans Luh freuen sich auf den Tag der offenen Tür am 2. September, der auf dem Gelände in der Raiffeisenstraße 14 gefeiert wird. © Harald Schuchardt

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