Im Schulungszentrum gibt’s Roboter zum Anfassen

In der Industrie sind Roboter gefragter denn je. Einer der führenden Hersteller von Robotern und Automationen ist ABB Robotik und Fertigungsautomation Deutschland mit Hauptsitz in Friedberg.
Wer die Straße Am Grünen Weg in Friedberg in Richtung Gewerbegebiet West fährt, erblickt vor dem Gelände der Firma ABB einen großen Industrieroboter. Es ist dies der Hinweis auf die dort ansässige Firma, die mit ihrem Technologiezentrum und dem weltweit größten ABB-Schulungszentrum für Robotik und Fertigungsautomation hier schon seit 1964 ansässig ist.
Damals hieß der Betreib noch ASEA, der 1974 den ersten vollelektrischen, von einem Mikroprozessor gesteuerten Industrieroboter auf den Markt brachte. Diese Tradition setzt der ABB-Konzern, der 1988 aus der Fusion der in Schweden ansässigen Firma ASEA und der britischen BBC entstand, in Friedberg auf seinem 36 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände fort.
»Unser Hauptquartier hier ist für Otto Normalverbraucher kaum sichtbar. Dabei beschäftigen wir alleine an diesem Standort gut 450 Mitarbeitende«, sagt Jörg Rommelfanger, seit 1. Januar 2020 Geschäftsführer von ABB Robotik und Fertigungsautomation Deutschland. Zum ABB-Konzern gehört ferner die Firma B&R in Bad Homburg mit 220 Mitarbeitern. Der Schwerpunkt liegt hier in den Bereichen Automatisierung, Steuerung und Antriebssysteme.
Besonders stolz ist Rommelfanger auf das Forschungszentrum von ABB-Robotik und Fertigungsautomation im baden-württembergischen Ladenburg. »Wir forschen noch immer in Deutschland zu unserem Kernthema, das ist die digitale Industrie.«
In Friedberg werden alle Kernprodukte von ABB Robotik und Automation angeboten, wozu auch die Applikationen gehören. »Darunter verstehen wir all das, was der Roboter tut, beispielsweise in einer Lackiererei, was einer unserer Schwerpunkte ist«, erläutert Rommelfanger.
Spezielle Wünsche der Kunden
Die Roboter werden in den ABB-Werken in Schweden, den USA und in China hergestellt. Rommelfanger: »Wir entwickeln jedoch die Lösungen, die der Kunde wünscht, hier vor Ort.« Damit meint der Wahl-Friedrichsdorfer die Programmierung der Roboter, beispielweise für die Lebensmittel- oder Autoindustrie oder für den Logistikbereich.
So wurden im Technologiezentrum kollaborative Roboter entwickelt, die Hand in Hand mit dem Bediener zusammenarbeiten. Wie das funktioniert, erlebte der Schreiber dieser Zeilen. »Sie führen den Roboter zu einem der Kästen hin, zeigen ihm, was er machen muss, drücken den Programmierknopf und er macht dies dann selbstständig nach«, erläutert Martin Volk, Leiter des ABB-Technologiezentrums. Es funktioniert einwandfrei.
Nebenan fügen zwei Roboter zu Demonstrationszwecken aus Einzelteilen Wanduhren aus Holz zusammen und stellen sogar auf der fertigen Uhr die aktuelle Uhrzeit sekundengenau ein. »Das sind alles Lösungen für die Fabrik der Zukunft«, sagt Rommelfanger.
Dazuzählt im Lackierlabor auch die »Pixel-Paint-Versuchszelle«. Pixel Paint verfügt über einen Tintenstrahlkopf, um Lacknebel zu eliminieren und so sicherzustellen, dass zweifarbige Lackierungen und individuelle Designs in einem Durchgang aufgetragen werden können.
Innovativ und ganz im Sinne von Nachhaltigkeit betreibt das Unternehmen auch ein Reparatur- und Grundüberholungszentrum, in dem im letzten Jahr rund 200 Roboter aufgearbeitet und wiederverkauft wurden. Rommelfanger: »Auch bei uns gilt inzwischen: ›Aus Alt mach Neu!‹«
Jährliche 3500 Kundenschulungen
Damit Kunden die bestellten Roboter und Automationen auch bedienen können, wurde in Friedberg das weltweit größte ABB-Schulungszentrum für Robotik und Fertigungsautomation geschaffen. »Wir schulen hier jährlich 3500 Kunden aus ganz Deutschland und darüber hinaus«, erklärt Schulungszentrumsleiter Frank Wiesel. Einer der 14 Trainer ist der Friedberger Daniel Gröninger, der seit 33 Jahren bei ABB tätig ist. »Ich bin hier der Dinosaurier«, sagt der 59-Jährige, dem die Arbeit große Freude bereitet. »Wir finden für alles eine Lösung,« sagt Rommelfanger, der auf eine Besonderheit im deutschen Robotik-Zweig von ABB hinweist: »Wir sind weltweit die Einzigen bei ABB, bei denen im Management-Team mehr Frauen als Männer tätig sind.«
ABB Robotik und Fertigungsautomation
ABB Robotik und Fertigungsautomation Deutschland ist Teil des Schweizer ABB-Konzerns und einer der weltweit führenden Anbieter von Robotik und Maschinenautomation. Die Firma verfügt als einziges Unternehmen über ein umfassendes und integriertes Angebot an Robotern, autonomen mobilen Robotern und Technologien für die Maschinenautomation, die mithilfe wertschöpfender Software entwickelt und koordiniert werden. Geholfen wird Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen - von der Automobilindustrie über Elektronikindustrie bis zur Logistik -, damit diese robuster, flexibler und effizienter werden. ABB Robotik unterstützt Kunden auf dem Weg zur vernetzten und kollaborativen Fabrik der Zukunft. Der ABB-Robotik-Geschäftsbereich beschäftigt rund 11 000 Mitarbeitende an über 100 Standorten in 53 Ländern; in Deutschland gibt es an 35 Standorten 8500 Beschäftigte.