Interesse am Angeln in der Wetterau wächst von Jahr zu Jahr

Während viele Vereine händeringend nach neuen Mitgliedern suchen, gibt es bei Angelvereinen in der Wetterau keinen Grund zur Sorge. Probleme bereiten hingegen die Folgen des Klimawandels.
Mit rund 1150 Mitgliedern ist der Angelsportverein Wölfersheim der größte in der Wetterau und einer der mitgliederstärksten in Hessen. Mit Blick auf die Anfragen könnten es sogar mehr sein, sagt Vorsitzender Andreas Langer. Aber der Verein versuche die Mitgliederzahl stabil zu halten.
Der Mehraufwand sei bürokratisch nicht zu stemmen, und irgendwann würde es auch für die Gewässer zu viel. Deshalb würde jedes Jahr nach Ablauf der Bewerbungsfrist ein Annahmestopp verhängt. Interessierte haben ab dem 4. Oktober wieder die Möglichkeit, einen Antrag auf Aufnahme in den ASV Wölfersheim und Umgebung zu stellen.
Besonders auffällig sei das gesteigerte Interesse in den Hochphasen der Corona-Pandemie gewesen, sagt Langer. »In dieser Zeit mit Quarantäne, mit Verlust von anderen Freizeitaktivitäten war der Drang, alleine oder in kleinen Gruppen in die Natur zu gehen und zu fischen, erhöht spürbar.«
Auch in den Medien habe die Sichtbarkeit des Angelsports zugenommen. Die Denkfabrik »Zivilgesellschaft in Zahlen« sieht in der Digitalisierung eine Chance für ländliche Vereine. Ein guter Online-Auftritt und digitale Angebote könnten mitgliederschwache Vereine wieder attraktiver machen. Dass digitale Angebote gut aufgenommen werden, bemerkt auch Andreas Langer. Die »Hejfish-App« zum Kauf von Angelkarten oder »Fishing King« zur Online-Vorbereitung auf die Fischerprüfung würden rege genutzt.
»Der letzte Sommer war schon extrem«
Auch der Angelsportverein Butzbach und Umgebung ist zufrieden mit seiner Mitgliederzahl. Ein Aufnahmestopp sei aber noch nicht nötig, sagt Vorsitzender Erik Brüning. Aktuell hat der Angelverein rund 160 Mitglieder, darunter etwa 10 Heranwachsende. Bei den Kindern und Jugendlichen würde sich der ASV über mehr Nachwuchs freuen.
Die Mitgliederzahl sei insgesamt in der Pandemie leicht gestiegen, sagt Brüning. »Das haben wir auch beim Gastkartenverkauf gemerkt.« Einen Boom habe es aber nicht gegeben. Bei 180 Mitgliedern liege die Grenze. Wer möchte, könne sich noch bis Juni bewerben. Anglerinnen seien ebenfalls willkommen. Aktuell gebe es vier Frauen im Verein. Der Angelsport sei immer noch eine Männerdomäne.
Sorgen bereitet dem Butzbacher ASV der Klimawandel. »Der letzte Sommer war schon extrem. Wir hatten noch keine schlimmen Auswirkungen, Fischsterben oder ähnliches, aber das war schon hart an der Grenze«, sagt Brüning. Die Forellen würden unter der Hitze besonders leiden. Die anderen Arten könnten heiße Phasen besser ab - aber auch nicht auf Dauer.
ASV Bad Nauheim und ASV Ober-Mörlen werden zusammengelegt
Seit der Gründung des Angelsportvereins Bad Nauheim ist die Mitgliederzahl kontinuierlich gestiegen, sagt Vorsitzender Christian Nemtut. Ob die Anfragen in den letzten Jahren mit der Pandemie zusammenhingen, könnte er deshalb nicht sagen.
Momentan ist der ASV Bad Nauheim dabei, mit dem ASV Ober-Mörlen zu verschmelzen, berichtet Nemtut. Alleine würde der Verein auf rund 60 aktive Mitglieder kommen. Im Zusammenschluss würde die Zahl 100 angestrebt. Bewerbungen werden weiter entgegengenommen - einen Aufnahmestopp gebe es nicht. Besonders über Anfragen von Jugendlichen freue sich der ASV aus der Kurstadt.
Dem Kurparkteich habe die Hitze der letzten Jahre zumindest optisch ziemlich zugesetzt, sagt Christian Nemtut. Der Wasserrückgang, auch in der Usa, sei aber noch nicht dramatisch. »Fische suchen sich ihren Weg.« Wenn in der Usa das Wasser zurückgehe, schwämmen sie in die Wetter und von der Wetter in die Nidda. Ein gesundes Ökosystem sei allerdings auch im Interesse der Angelvereine. Nur in Gewässern mit ausgeglichenem Fisch- und Pflanzenbestand könne langfristig gut gefischt werden.
Dabei biete Angeln einen guten Ausgleich zur Arbeit, Ruhe und ein Gefühl der Naturverbundenheit, zählt der Vorsitzende auf. Außerdem sei da noch der Reiz des Unbekannten, sagt Christian Nemtut: »Welcher Fisch kommt jetzt?«
Info: »Catch and Release«
Beim »Catch and Release« wird ein Fisch gefangen und wieder freigelassen. Beispielsweise weil jemand keine Vorliebe fürs Fischessen hat oder ans Tierwohl denkt. Aber bereits beim Angelvorgang können Fische durch Haken, Stress und einen plötzlichen Druckunterschied verletzt werden. In Deutschland ist »Catch and Release« deshalb verboten. Tieren soll ohne nachvollziehbarem Grund kein Leid zugefügt werden. Als nachvollziehbarer Grund gilt etwa der Verzehr.
Es gibt drei Ausnahmefälle, in denen der Fisch zurückgesetzt werden muss: Seine Art ist geschützt, die Mindestmaße sind nicht erfüllt, oder er wurde in der artspezifischen Schonzeit gefangen.