Kaiserstraßen-Umbau: Banges Warten auf die Gluthitze in Friedberg
Die nächsten Sommerperioden treffen Friedberg ganz besonders. Werden auf der Kaiserstraße mit Beginn der Sanierung Bäume gefällt, wird’s dort knackig heiß. Dagegen hilft nur noch mehr Grün.
Friedberg - Die Roten fordern mehr Grün für Friedberg: Das ist nur halbwegs politisch gemeint, es geht um schattenspendende Bäume. Die SPD hatte in der letzten Stadtverordnetenversammlung den Antrag »Friedbergers Straßen sollen grüner werden« gestellt. Bei Neubauten von Straßen und bei grundhaften Straßensanierungen im Stadtgebiet sollen beidseitig große und resiliente (also widerstandsfähige) Bäume gesetzt werden, die »ihrer Art entsprechend frei ihre Wurzeln austreiben können«, damit ein Alleencharakter entsteht.
Der Antragsteller Mark Bansemer erwähnt in diesem Zusammenhang auch, dass eine maximale Versorgung mit Regenwasser gewährleistet werden müsse, etwa durch das System der »Schwammstadt«.

Antrag auf Baumpflanzung einstimmig angenommen - Es sollen Alleen in Friedberg entstehen
»Bäume spenden Schatten, verbessern das Stadtklima, verschönern das Stadtbild«, begründete Bansemer den Antrag und verwies auf positive Beispiele in der Heinrich-Busold-, der Wilhelm-Leuschner-Straße oder in der Mainzer-Tor-Anlage. Große Bäume speicherten auch große Mengen Regenwasser, das bei versiegelten Flächen in die Kanalisation abfließe.
Der Antrag wurde bei einer Enthaltung der FDP einstimmig in der Stadtverordnetenversammlung angenommen. Auch Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU) fand lobende Worte, obgleich er darauf hinwies, dass nicht in jeder Straße eine Allee möglich sei.
„Zu lasch“ - Stadt Friedberg hat bei Baumpflanzung noch Altarbeiten zu erledigen
»Auch wir begrüßen das«, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Markus Fenske, erinnerte aber daran, dass die Stadt in dieser Hinsicht noch einige Altarbeiten zu erledigen hat: »Es gibt einen Stadtverordnetenbeschluss für eine halbseitige Allee in der Königsberger Straße«, der noch aus der Zeit vor Antkowiaks Amtsantritt stamme. Und nie umgesetzt wurde. Fenske: »Und das ist kein Einzelfall.«
Die Linke stimmte dem SPD-Antrag zwar zu, fand ihn aber insgesamt, wie Sven Weiberg sagte, »zu lasch«. Weiberg: »Wir müssen viel mehr tun für den Hitzeschutz.«
Das dürfte Konsens sein in der Stadtpolitik. Wenn die Planung für die Kaiserstraße steht und die meisten der dortigen Bäume gefällt werden (weil sie krank sind, auf dem Kanal oder zu dicht an Hausfassaden stehen), dürfte auf der Einkaufsstraße an heißen Tagen eine Gluthitze herrschen, ohne viel Schatten.
Grünen wollen die Bäume auf der Kaiserstraße in Friedberg erhalten
Daran erinnerte in der Sitzung auch die Grünen-Stadtverordnete Gudrun Friedrich. Die Grünen wollen im Umgestaltungswettbewerb möglichst viele Bäume auf der Kaiserstraße erhalten. Denn Bäume spendeten nicht nur Schatten und sorgen für angenehme Kühle. Sie reduzieren auch Schadstoffe, filtern durch ihre Blätter den Feinstaub, dämpfen Autolärm. Friedrich: »Sie speichern CO2 und produzieren Sauerstoff. Ihr Anblick bereitet Freude und verbessert die Stimmung vieler Menschen.« Auch dies ein Argument, das man bei der Planung ernstnehmen sollte.
Sommerliche Gluthölle - Hitzeschutz auf der Kaiserstraße in Friedberg fehlt
Wie die Politik dafür sorgen will, dass die Kaiserstraße während der Sanierungsarbeiten nicht zur sommerlichen Gluthölle wird, das wurde noch nicht genauer diskutiert. Andernorts gibt es Beispiele. So standen im vergangenen Sommer auf der Frankfurter Zeil kleine mobile Wäldchen: Auf einem fahrbaren Untersatz werden Blumenampeln so angeordnet, dass Fußgänger einen schattigen Sitzplatz finden und kurz durchatmen können. Bevor jemand auf die Idee kommt, solche künstlichen grünen Inseln könne man mit Springbrunnen kombinieren: Solange sich keine Firma findet, die die Wasserspiele auf dem Elvis-Presley-Platz repariert, sollte man davon die Finger lassen.
Friedrich erinnerte auch daran, dass die Stadtverordneten im Dezember 2022 der Erstellung eines Hitzeschutzaktionsplans zugestimmt haben: »Die entscheidenden Schlagworte lauteten: Begrünung, Verschattung sowie Frischluftschneisen erhalten und schaffen.«
Eine Schwammstadt könnte die Bäume auf der Kaiserstraße in Friedberg retten
Aus Sicht der Grünen ist das System einer Schwammstadt eine Lösung, um möglichst viele Bäume auf der Kaiserstraße zu erhalten. Kurz gesagt, nimmt eine Schwammstadt Wasser auf, speichert es zwischen und gibt es zeitverzögert an die zu bewässernden Bäume ab. Dabei wird das Regenwasser möglichst dort aufgefangen, wo es auch anfällt. Das Wasser wird durch den Boden gereinigt, nährt die Bepflanzung und reichert letztlich das Grundwasser an.