Kein Aus im KreativHaus: Stadt will Projekt finanzieren

Das »KreativHaus« auf der Friedberger Kaiserstraße soll nach Auslaufen der Landesförderung fortgeführt werden, vorerst für zwei Jahre. Darauf einigte sich der Haupt- und Finanzausschuss.
Wer im Home Office zu versauern droht, kann seinen Laptop einpacken und ins KreativHaus auf der Friedberger Kaiserstraße 89 umziehen. Dort gibt es regelmäßig Termine für ein »Open Workspace«, ein öffentliches Großraumbüro. Im Kreativhaus kann man aber auch E-Sport betreiben (im Fachjargon »daddeln«), sich bei einem Vortrag über ein Nahwärmenetz in Friedberg informieren oder einer japanischen Teezeremonie beiwohnen.
Das sind laut Veranstaltungskalender die kommenden Termine im KreativHaus. Die Einrichtung kommt bei der Bürgerschaft gut an. Es gab Dichterlesungen, Chorproben und viele weitere Aktionen von Vereinen und Gruppen. Alle Friedberger, die ihre Kreativität ausleben und mit anderen teilen wollen, können die Räume auf der Kaiserstraße nutzen. Im März wurde die Einrichtung eröffnet. Kooperationspartner der Stadt ist die Diakonie, deren Mitarbeiter die Aktionen begleiten und den Betrieb sicherstellen.
Möglich wurde die Einrichtung des KreativHauses durch das Landesförderprogramm »Zukunft Innenstadt«, das den Kommunen nach der Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wieder auf die Beine helfen sollte. Das Förderprogramm läuft Ende des Jahres aus. Die Diakonie hatte deshalb bei der Stadt nachgefragt, ob sie das Mietverhältnis kündigen soll. Dann wäre das KreativHaus nach wenigen Monaten schon wieder Geschichte gewesen.
Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU) hat deshalb den politischen Gremien vorgeschlagen, das Projekt zunächst für zwei Jahre (und dann möglicherweise erneut) fortzuführen. Da die Landesförderung ausläuft, soll dies mit eigenen Mitteln finanziert werden.
Jährlich fallen 49 000 Euro Mietkosten an, in zwei Jahren sind das 98 000 Euro. Die Stadt zahlt außerdem einen Kostenzuschuss für die Deckung der Personalkosten an die Diakonie; und zwar 75 Prozent, maximal 81 000 Euro pro Jahr. Auf Vorschlag der Ersten Stadträtin Marion Götz (SPD) wird die Verwaltung außerdem prüfen, ob die Stadt Fördermittel aus anderen Fördertöpfen des Landes erhält.
UWG will über Miete verhandeln
So weit, so gut? Nicht ganz. Friedrich Wilhelm Durchdewald, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UWG, meldete Bedenken an. Durchdewald hält die Miete für überhöht, schließlich würden nur gut Dreiviertel der Fläche genutzt, der Rest seien Nebenräume im Kellergeschoss, »erreichbar über eine relativ enge Wendeltreppe«. Die Stadt müsse daher Nachverhandlungen mit dem Vermieter aufnehmen, forderte Durchdewald und betonte, dass der UWG-Antrag das Konzept des KreativHauses ausdrücklich nicht infragestelle.
Philipp Götz (CDU) widersprach hinsichtlich der Miethöhe. Der Laden liege in einer 1 A-Lage, ein Mietpreis zwischen 15 und 25 Euro sei da üblich. Die Stadt zahle rund 20 Euro, allerdings Warmmiete. Wenn man aber eine längere Mietzeit anstrebe, könne man möglicherweise auch bessere Mietkonditionen verhandeln, sagte Götz. Die Stadt könne sich nach zwei Jahren auch überlegen, mit dem KreativHaus umzuziehen. Dann würde ein anderer Leerstand beseitigt. Von daher empfahl auch Götz neue Verhandlungen mit dem Eigentümer der Immobilie.
Uli Hausner (SPD) brachte gar den Gedanken ins Spiel, die Stadt könne das Haus erwerben. Auch darüber müsse mit dem Eigentümer verhandelt werden.
Durchdewald hatte eigens einen Antrag zu den finanziellen Fragen des KreativHauses gestellt, zog diesen aber zurück, nachdem zwei Punkte in den ursprünglichen Antrag aufgenommen wurden. So soll der Mietvertrag von der Diakonie auf die Stadt übertragen werden, es sollen neue Verhandlungen über den Mietpreis geführt werden. Und es soll ermittelt werden, ob das Gebäude zum Verkauf steht und wenn ja, zu welchem Preis. Nach dieser durchaus kreativen Diskussion im Haupt- und Finanzausschuss wurde die Verwaltungsvorlage letztlich mit großer Mehrheit beschlossen, bei einer Nein-Stimme der FDP.