Kindliche Freude nach dem Krieg: Erinnerungen an das Spielzeug von damals

Der Dorheimer Werner Trautmann wurde im Herbst 1945. geboren. Dank seines Großvaters und einer Tante besaß der gebürtige Bad Nauheimer Bauernhof, Schaukelpferd und einen Steiff-Teddy.
Seine lange Lebensdauer sieht man dem Teddy, der im Büro von Werner Trautmann sitzt, schon an: Vom Fell ist kaum mehr etwas zu sehen, doch der Knopf, der das einstige Kuscheltier von Werner Trautmann als Steiff-Teddy ausweist, sitzt noch immer im linken Ohr, und wenn man auf den Bauch drückt, dann brummt der Teddy noch leise.
Gusseiserne Steigbügel
»Der dürfte von 1946 oder 1947 sein«, erzählt der gebürtige Nauheimer, der als Eishockeyspieler des damaligen VfL Bad Nauheim und später als Tennisspieler bei den Klubs in Bad Nauheim und Dorheim bekannt geworden ist. »Den Teddy habe ich von meiner Tante Hildegard bekommen, bevor sie einen US-Soldaten geheiratet hat und in die USA ausgewandert ist«, erzählt Trautmann, der seit 1976 im Elternhaus von Ehefrau Brigitte in der Wetteraustraße in Dorheim lebt. Den Kontakt zu der inzwischen verstorbenen Tante hat Trautmann immer gehalten. Beim letzten Besuch 2016 kam man auch auf den Teddy zu sprechen. »Sie hat sich sehr darüber gefreut, dass ich den Bär noch immer besitze«, erinnert sich der Dorheimer, der neben seinem Spielzeug aus Kindertagen auch eine große Schallplattensammlung mit über 1500 Langspielplatten und viele Erinnerungen aus seiner erfolgreichen Eishockeyzeit besitzt.
Ein ganz besonderes Stück aus seiner Kindheit ist ein Schaukelpferd, das ihm sein Großvater geschenkt hat. »Er war Polizist, aber auch ein toller Handwerker. Ob er an dem Pferd mitgearbeitet hat, weiß ich nicht«, sagt Trautmann. Auf jeden Fall handelt es sich um ein Unikat mit vielen Besonderheiten. Das Fell stammt von einem verstorbenen Pony, der Sattel ist aus echtem Leder. Dazu kommen gusseiserne Steigbügel und Halfter. »Mit was das Pferd gefüllt wurde, weiß ich nicht, auf jeden Fall ist es bis heute stabil«, sagt Trautmann, dessen zweijähriger Enkel sich noch nicht auf das Schaukelpferd traut.
Trautmann vermutet, dass das Pferd von einem Bad Nauheimer Tischler oder Schreiner im Auftrag seines Opas hergestellt worden ist. »Es gab ja damals noch viele Handwerker in der Altstadt«, erzählt Trautmann, dessen Eltern viele Jahre ein Lottogeschäft in der Stresemannstraße betrieben haben.
Der Opa baute ihm einen Bauernhof
Ein Pferdegespann erinnert Trautmann an seinen großen Bauernhof, mit dem er als Kind immer gespielt hat. »Den hat tatsächlich mein Opa nur für mich gebaut«, berichtet er und erzählt vom großen Bauernhaus samt Stall, dessen Tor sich öffnen ließ. »Das Haus war bestimmt ein Meter fünfzig breit und ziemlich hoch«, erinnert sich Trautmann. Auch zahlreiche Tiere gehörten zu dem Hof, von dem nur noch ein großes Pferdefuhrwerk übrig geblieben ist. Auch dieses nun an die 75 Jahre alte »Überbleibsel« aus der frühen Kindheit befindet sich noch in relativ gutem Zustand, auch wenn die Ohren der beiden schwarzen Pferde abgebrochen sind.
»Wir hatten ja direkt nach dem Krieg nicht viel, der Bauernhof war mein einziges großes Spielzeug, ich hatte noch nicht einmal ein Spielzeugauto«, sagt der 77-Jährige, der vermutet, dass das Lieblingsspielzeug aus seiner Kindheit im Laufe der Jahrzehnte kaputtgegangen oder bei Umzügen verloren gegangen ist.
Immerhin hat er noch das Gespann, das Schaukelpferd und den Teddy von seiner Tante, die ihn an seine Kindheit in der Bad Nauheimer Altstadt erinnern. Eines weiß Trautmann noch: »Ich war damals unglaublich stolz auf meinen Bauernhof von Opa.«
Falls Sie auch noch Ihr Lieblingsspielzeug von vor mindestens 60 Jahren haben und darüber berichten möchten, können Sie uns gerne eine E-Mail mit dem Betreff »Spielzeug« an die folgende Adresse senden: redaktion@wet terauer-zeitung.de.