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Kjetil Dahlhaus tritt an: Von der Kelterei in die Politik

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Von: Jürgen Wagner

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Bürgermeisterkandidatur: Kjetil Dahlhaus, Gründer von »Born in the Wetterau«, will den Chefsessel im Rathaus erobern und Friedberg wieder zu einer »echten Marke« machen. © pv

Apfelweinmarken-Gründer Kjetil Dahlhaus (»Born in the Wetterau«) tritt in Friedberg zur Bürgermeisterwahl an, der 43-Jährige will die Kreisstadt wieder »zur Marke machen«.

Reisende soll man ziehen lassen. Das Sprichwort gilt auch für Gründer, die ihr »Baby« in neue Hände geben und sich selbst weiterentwickeln. Ein solcher »Reisender« ist auch Kjetil Dahlhaus. Er gibt seine Kultmarke »Born in the Wetterau« an ein Team aus fünf Gesellschaftern weiter, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Dahlhaus bewirbt sich um das Bürgermeisteramt in Friedberg.

Der 43-jährige Diplom-Kommunikationsdesigner, der derzeit als selbstständiger Markenberater arbeitet, ist - Nomen es Omen - in der Wetterau geboren, in Bad Nauheim. Mit der von ihm erfundenen Apfelweinmarke »Born in the Wetterau« schrieb Dahlhaus eine regionale Erfolgsgeschichte. Mittlerweile ist das »Local Stöffche« auf vielen Festen, Weihnachtsmärkten, Konzerten und Partys in der Region ein fester Bestandteil geworden und schafft Identifikation mit der Wetterau.

Genau bei diesem Thema setzt der in Scheidung lebende Vater von drei Kindern (16, 13 und 10 Jahre) mit seiner Kandidatur an: Er will Identifikation mit der Region Wetterau und Friedberg als Kreisstadt schaffen sowie »das große, aber kaum genutzte Potenzial von Friedberg« nutzen: »Friedberg ist als Kreisstadt quasi die Hauptstadt der Wetterau. Das soll mit mir als Bürgermeister in Zukunft auch wieder sichtbar und spürbar sein.«

Friedberg müsse im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden in der Wetterau wieder deutlich mehr Relevanz erlangen, sagt Dahlhaus, der sein Unternehmen seit fünf Jahren in der Kreisstadt angesiedelt hat. »Friedberg hat unglaublich viel Potenzial, es kommt aber nicht so richtig vorwärts.« An diesem Potenzial will er ansetzen und Friedberg wieder zu einer Marke machen. Für den Anfang hat er sich einen Dreiklang vorgenommen: »Bildung, Tourismus und Wirtschaft sind die drei Säulen, auf der die Hauptstadt in Zukunft stehen soll.«

Als unabhängiger Kandidat antreten

Der Unternehmer tritt als unabhängiger und überparteilicher Kandidat an. »Auf kommunaler Ebene ist das für mich die effektivste Konstellation. Ein unabhängiger Bürgermeister, der gut mit Parteien zusammenarbeitet, macht die Sachpolitik überhaupt erst möglich.« Eine persönliche Motivation, in die Politik zu wechseln, gibt es auch: »Ich bin Vater von drei Kindern, daher will ich die Zukunft unserer Gesellschaft mitgestalten.«

Dahlhaus ist aktuell mit seiner Markenberatung »True Story Brands« für unterschiedliche Branchen und Produkte tätig: »Ich liebe es, mich neuen Themen und Herausforderungen zu stellen und Projekte zum Erfolg zu führen.« Und wem, sagt er, könnte es besser gelingen, »eine Stadt vor allem als Marke voranzubringen, wenn nicht einem Markenberater?«

Die Idee, für seine Heimatregion eine neue Apfelweinmarke zu kreieren, hatte Dahlhaus vor rund acht Jahren. Die Wetterau zählt zu den größten Apfelweingebieten Deutschlands. Dass dies damals kaum bekannt war, habe ihn herausgefordert, tätig zu werden, sagt Dahlhaus. Im Frühjahr 2014 kamen die ersten Apfelweine (das »Local Stöffche«) in Zusammenarbeit mit der Traditionskelterei Müller aus Butzbach-Ostheim auf den Markt. Es folgte Apfelschnaps, aus Apfelwein gebrannt und im Eichenfass gereift (»Hard Stöffche«) in Kooperation mit der Edelobstbrennerei Weidmann & Groh aus Ockstadt. Der »Hessen-Caipi« schließlich, ein Cocktail aus Apfelwein und Apfelschnaps, ist von vielen Events in der Region nicht mehr wegzudenken.

»Ich wollte mit der Marke zeigen, dass regionale Produkte, die aus den Rohstoffen vor der Haustür hergestellt werden, Spaß machen und cool sind.« Hinzu komme, dass die Marke ein hohes Identifikationspotenzial besitze - die Menschen identifizierten sich positiv mit der Region, in der sie leben. Durch Merchandise-Produkte wie Bembel, Gerippte, Kolter, Pullover, T-Shirts oder Baby-Strampler können die Stöffche-Fans der Zugehörigkeit zu ihrer Heimat Ausdruck verleihen.

Dahlhaus hat bereits Kontakt zu mehreren im Stadtparlament vertretenen Fraktionen aufgenommen und Gespräche geführt. Und Unterstützer für den Wahlkampf habe er auch viele an der Hand, sagt Dahlhaus, der in der Wetterauer Geschäftswelt gut vernetzt ist.

Nicht die erste Firmengründung

Die Apfelweinmarke »Born in the Wetterau« ist nicht die erste Marke des Unternehmens. Als einer von zwei Gründern der Marke »Bembel With Care« gelang es Kjetil Dahlhaus aus dem Studium heraus, eine der mittlerweile bekanntesten Apfelweinmarken Deutschlands zu gründen. Mit »Bembel With Care« kam 2009 der erste Apfelwein in Dosen auf den Markt - »Bembel With Care« leitete eine Trendwende in der damals stark abnehmenden Apfelweinkultur ein. 2012 verkaufte Dahlhaus seine Anteile an der Marke. »Bembel With Care« ist heute deutschlandweit und in einigen weiteren Ländern verfügbar. »Das Baby hat Laufen gelernt - ich habe Lust auf neue Herausforderungen«, begründet Dahlhaus seine Entscheidung, auch seine zweite Apfelwein-Gründung in neue Hände zu geben. »Es ist immer wieder ein gutes Gefühl, auch loslassen zu können und es ist der richtige Moment - alles ist im Fluss und perfekt für eine Übergabe.« Wie Dahlhaus mitteilt, ist die Marke nun an fünf Gesellschafter übergegangen, die dafür in Butzbach die »Born in the Wetterau GmbH« gegründet haben.

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