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Liebe, Wut und Eifersucht

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Die Rettung des Geiers beobachten (v. l.) Vinzenz (Ferdinand Ascher), Leni (Andrea Heuer), Strominger (Norbert Heckner) und Mattias (Stefan Pescheck). © Loni Schuchardt

Friedberg (har). Einer der ganz großen Kinoerfolge in den 1950er Jahren war der 1956 gedrehte Film »Die Geierwally« mit Barbara Rütting in der Hauptrolle. Geworben für die damals bereits dritte Verfilmung des 1875 von der Münchnerin Wilhelmine von Hillern geschriebenen Romans in der Fassung von Hans Gnant wurde einst mit der Schlagzeile: »Zeitloses, ergreifendes Drama um Liebe und Eifersucht.

Das Ringen einer Frau um Liebe und Glück.«

Tatsächlich sind solche Tragödien voller Liebe, Missverständnisse, Wut und Eifersucht auch heute noch beliebt - vielleicht in etwas modernerem Gewand. Thomas Rohmer hat das Liebesdrama um die Bauerstochter Wally, die immer von einem von ihr geretteten Geier begleitet wird, in einer bewusst zeitlos gehaltenen Version auf die Theaterbühne gebracht.

Auf Einladung der Volksbühne Friedberg gastierte am Montagabend die von Rohmer gegründeten »Theatergastspiele Fürth« mit dem »Alpendrama« in der Stadthalle. Intendant Rohmer, der auch für Regie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet, hat eine durchaus gelungene straffe Inszenierung der komplexen Tragödie in Spielfilmlänge geschaffen.

Alpen auf der Leinwand

Dabei bediente er sich einiger Elemente, die der Besucher so vielleicht nicht erwartet hat. Eine große Leinwand im Hintergrund dient mit typischen Alpen- und Tierbildern nicht nur als gelungener Füller der kurzen Umbaupausen, auch der Geier fliegt immer wieder durch das Bild.

Auch als Hintergrund für die Spielszenen dient die Leinwand. Aufgelockert wird das Liebesdrama nicht nur durch - zu erwartende - typisch alpenländische Volksmusik - sondern auch einmal durch den ein oder anderen Popsong.

Natürlich kann das achtköpfige Ensemble keine Massenszenen darstellen. Viele Szenen, wie Wallys waghalsige Rettung des Geiers, müssen erzählt werden - und das gelingt allen Akteuren als engagierte Beobachter der entsprechenden Szene immer wieder durchaus fesselnd.

Im Mittelpunkt des Stücks steht die stolze Bauerntochter Wally, hervorragend gespielt von Rebecca Lara Müller, und deren Vater, der reiche Bergbauer Strohminger (Norbert Heckner), der seine Tochter unbedingt mit seinem Verwalter Vinzenz Geller (Ferdinand Ascher) verheiraten will, gemäß seinem Motto: »Du machst, was dein Vater will.«

Doch Wally hat sich längst in den Jäger Josef Hager (Fabian Kuhn) verliebt. Sie wehrt sich gegen die Zwangsheirat, wird nach einem handgreiflichen Streit vom Vater auf die Alm verbannt, kehrt zurück an den Hof, zündet nach einem erneuten Streit eine Scheune an, verlässt den Hof erneut, sehr zum Leidwesen der Großmagd Leni (Andrea Heuer) und Knecht Mattias (Stefan Peschek), der ihr immer treu zur Seite steht.

Es ist mächtig was los auf der Bühne, die Besucher müssen das Geschehen konzentriert verfolgen, wobei der Dialekt doch recht verständlich ist. Erst als ihr Vater stirbt, kehrt Wally auf den Hof zurück und hofft noch immer, dass ihre Liebe von Josef erwidert wird. Doch der hat nun die Kellnerin Afra dabei, die sich später als seine Schwester entpuppt. Die eifersüchtige Wally beleidigt Afra, beim Dorffest stellt Josef Wally nach einem Kuss vor allen bloß. Bei Wally wird aus Liebe nun Hass - und wieder verlässt sie den Hof, erfriert fast, wird von Benedikt, dem »Klotz von Rofen« (Alexander Mile) gerettet.

Schließlich kommt es zum unvermeidlichen Happy End bei »der Geschichte aus den Alpen.«, die bei den Besuchern - trotz aller Trivialität - überwiegend bestens ankam. Das zeigte auch der lange Applaus für alle acht Akteure, wobei Rebecca Lara Müller für ihr intensives Spiel völlig zu Recht besonders gefeiert wurde.

Dass auch Intendant und Regisseur Thomas Rohmer die Roman- bzw. Filmvorlage vielleicht nicht ganz bierernst genommen hat, zeigte sich am Schlusssong, einer alpendländlich-folkloristischen Version von »Something stupid« und das heißt übersetzt »etwas Dummes«. Wie sagte doch eine Besucherin nach der Vorstellung: »Im Fernsehen hätte ich bei so viel Schmalz weggeschaltet, aber hier was es richtig gut.« Stimmt.

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Knecht Mattias (Stefan Pescheck, l.) und Benedikt (Alexander Milz) kümmern sich um die fast erfrorene Wally (Rebecca Lara Müller) © Loni Schuchardt
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Ende gut, alles gut: Schließlich finden Wally und Josef (Fabian Kuhn) doch zusammen. © Loni Schuchardt

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