Lieber Klassenraum statt Zelle

Friedberg (pm). Die Klasse 4b der Brüder-Grimm-Schule Dorheim nimmt am Projekt »Zeitung in der Grundschule« der Wetterauer Zeitung und der Ovag teil. Die pädagogische und organisatorische Betreuung leistet wieder das Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren (IZOP) in Aachen. Hier kommt der Artikel der Klasse über ihren Besuch bei der Polizei.
Letzte Woche war ein cooler Tag, weil wir zur Polizei gefahren sind und nicht im Klassenraum lernen mussten. Jeder von uns hatte unterschiedliche Rechercheaufgaben. Alle bekamen dazu ein Klemmbrett zum Schreiben von Notizen und Stichpunkten. Ein paar von uns haben Fragen gestellt, die wir vorher im Unterricht gesammelt haben und andere haben versucht, alles Wichtige aufzuschreiben. Andere sollten ihre Beobachtungen aufschreiben. Wir waren sehr gespannt und wollten gleich loslegen, jedoch wurde uns erst viel Interessantes erzählt, was natürlich gleich zu weiteren Fragen führte.
Unser Recherchetag begann mit einer Zug- und Busfahrt zur Polizeistation in Friedberg. Frau Bilancini und Herr Struck haben uns dort schon erwartet. Beide begrüßten uns und begleiteten uns die ganze Zeit. Sie sind Polizeibeamte mit zwei und vier Sternen und waren sehr freundlich. Die Sterne bedeuten verschiedene Beförderungen. Der Chef hat sogar fünf Sterne. Es folgte ein Rundgang durch und um die Polizeistation und wir konnten recherchieren und eine Menge Fragen stellen.
Rund um die Polizei
Im Polizeigebäude war uns ein wenig komisch. Man hatte irgendwie großen Respekt und man war automatisch viel leiser und ruhiger. In einem Aufenthaltsraum wurde uns viel erzählt und viel gezeigt. In der Polizeidirektion-Wetterau gibt es verschiedene Polizeizentralen: Friedberg, Bad Vilbel und Butzbach. Die Zentrale in Büdingen ist die Größte. In Friedberg gibt es auch eine Kriminalpolizei. Die Menschen, die dort arbeiten, müssen keine Uniform tragen.
Wir erfuhren, dass hier circa 100 Polizeileute in der Station arbeiten, die in fünf Dienstgruppen eingeteilt sind. Es gibt vier Polizeihunde. Ihr Aufgabenbereich ist normalerweise sehr vielfältig, aber in der letzten Zeit müssen die Polizisten immer wieder Streitigkeiten und Konflikte zwischen Menschen klären und dokumentieren. Das macht eine Menge Arbeit, sagte Herr Struck. An einer Wand im Polizeigebäude entdeckten wir ein Bild von Frau Baumgart, die unsere Verkehrserziehungslehrerin von der Verkehrswacht aus Butzbach war.
Der Polizeihund Kerris
Ein erstes Highlight unserer Recherche war eine echte Polizeihündin namens Kerris. Sie ist ein belgischer Schäferhund. Hunde bei der Polizei müssen arbeiten, wenn der Hundeführer auch arbeiten muss. Nach zwölf Jahren im Polizeidienst gehen sie in »Hunderente«. Es gibt Schutzhunde und Spürhunde. Kerris ist noch ein Schutzhund, aber im Herbst wird sie auch ein Spürhund. Ist der Polizeihund nicht im Dienst, ist er zu Hause bei seinem Hundeführer.
Die Polizeifahrzeuge
In jedem Polizeiauto gibt es sehr viel Ausrüstung und es befinden sich auch viele Knöpfe dort. Einige Kinder konnten in einem Polizeibus sitzen und Fragen stellen. Früher hatte die Polizei Autos der Marke Opel, dann Busse von Mercedes und aktuell gibt es mehr VW-Passate. Früher gab es auch Polizeimotorräder, heute gibt es sowohl Polizeifahrräder als auch E-Bikes.
Die Wache
In der Einsatzzentrale (Wache) haben wir einen Polizeibeamten live im Dienst beobachtet. Er musste ständig telefonieren und konnte uns nichts erklären. Das Telefon klingelt den ganzen Tag, meinte Herr Struck. Also wollten wir ihn nicht stören und waren ganz leise. In der Wache gab es einige Computer mit Videos und Landkarten. Für den Notfall gab es auch noch alte Landkarten an der Wand. Wenn man die 110 anruft, landet man zunächst in der Leitstelle in der Polizeistation Mittelhessen in Gießen und nicht in dieser Dienststelle.
Der Dienst eines Polizisten und seine Ausrüstung
Der Dienst eines Polizisten ist anstrengend, erklärt Herr Struck. Eine Schicht geht von 7 bis 19 Uhr. Dann folgt die Nachtschicht und es muss immer jemand da sein. Oft gibt es auch wenig Erholung für die Polizisten, weil oft zusätzliche Einsätze hinzukommen. Für Frau Bilancini sind alle Einsätze schön, wenn sie mit anderen zusammenarbeiten kann und mit anderen helfen kann. Für Herrn Struck sind die schönsten Einsätze, wenn er merkt, dass er helfen konnte. Er freut sich auch über Anerkennungen in Form von »Dankeschön« sagen.
Eine Waffe wiegt 1,2 kg, ohne Waffenschein geht nichts. Geschossen wird nur im Notfall und im Training. Meistens muss leider auf verletzte Tiere geschossen werden, z. B. bei einem Unfall, die dann von ihrem Leiden erlöst werden. Dies kommt zwei- bis dreimal die Woche vor. Am Gürtel trägt ein Polizeibeamter Pfefferspray, Schlagstock, Handschellen und seine Waffe.
Die Zellen
Absoluter Höhepunkt unserer Recherche waren die Zellen im Keller. Die Zelleninsassen bleiben meistens nur für eine Nacht bzw. ein bis zwei Tage. In die Zellen kommen meist keine richtigen Schwerverbrecher oder Mörder, sondern Menschen, die vielleicht zu viel getrunken haben und dann aggressiv waren. Es gibt in der Regel mehr männliche als weibliche Inhaftierte. Wobei auch Frauen ziemlich ausrasten können.
Morgens kriegen die Inhaftierten zum Frühstück ein Brot und einen O-Saft oder Wasser. Wenn die Gefangenen wieder frei sind, müssen sie 300 bis 500 Euro (Rechnung) bezahlen. Wir wurden auch in eine Zelle eingesperrt. Es war eng und die Matratzen waren richtig hart. Außerdem hat man dort einfach nichts. Das fühlte sich leer an, aber zum Glück waren immer ein paar Klassenkameraden mit in der Zelle. In einer war noch etwas Blut am Fenster, weil manche Insassen ausrasten und gegen Türen und Gitter hauen.
Der Erkennungsdienst
Muss ein Mensch zum polizeilichen Erkennungsdienst, dann wird er/sie zunächst fotografiert, gemessen und gewogen. Eine ausführliche Personenbeschreibung wird angefertigt. Alle wichtigen Merkmale wie Brille, Bart, Zähne und Tattoos werden notiert. Wie im Fernsehen werden auch Fingerabdrücke genommen. Nicht mehr mit schwarzer Creme und Papier, sondern elektronisch. Dies hat viele Vorteile bei der Verbrechensaufklärung. Bei besonderen Fällen wird auch eine Speichelprobe genommen, damit eine DNA-Probe gespeichert und für andere Fälle verglichen werden kann. Bei einem Verbrechen reicht eine einzelne Haarschuppe eines Täters aus, um die DNA zu bestimmen. In dem Raum durften wir nichts anfassen oder berühren.
Zum Abschluss hat ein netter Polizeibeamter, der extra zu uns kam, von uns ein Gruppenfoto vor dem Polizeigebäude gemacht. Wir waren alle sehr glücklich. Dann ging es mit Bus und Zug wieder nach Dorheim. Das war unser wunderschöner Tag in der Polizeistation Friedberg. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht!
geschrieben von der Klasse 4b