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Lieder von Liebe und Freundschaft

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weit mehr Besucher gekommen als erwartet. © Loni Schuchardt

Friedberg-Ockstadt (har). »Pro Vobis« kommt aus dem Lateinischen und bedeutet »Für Euch«. Genau das ist die Intention, die Dr. Heiko Schuck und Matthias Schäfer dazu bewegt haben, als Gesangsduo »Pro Vobis« aufzutreten: Musik für die Menschen zu machen, die zu ihrem Konzert kommen.

Doch es gibt noch einen zweiten Grund: Die beiden Ockstädter gründeten mit anderen Gleichgesinnten vor sechs Jahren den Förderverein »Hollar-Kapellen-Kultur«. Seitdem stehen Schuck und Schäfer an der Spitze des Vereins, der sich zum Ziel gesetzt hat, die kleine Kapelle mitten im Kirschenberg zu erhalten, deren Präsenz in der Gemeinde zu verstärken und durch kulturelle Veranstaltungen bekannter zu machen.

Dazu diente auch das erste Konzert des Duos am Samstagabend, dem die beiden den Titel »Der Revoluzzer« gegeben haben. Bei allerbesten Hochsommerwetter waren zu dem Abend mit Arbeiterliedern, Anti-Kriegssongs sowie Lieder von Liebe und Freundschaft aus mehreren Jahrhunderten weit mehr Besucher gekommen als erwartet.

An Aktualität nichts verloren

»Wir wären ja mit 50 zufrieden gewesen«, meinte Schäfer in seiner Begrüßung. Dreimal so viele waren es schließlich und nicht alle fanden einen Platz auf dem im letzten Jahr eingeweihten Atrium gegenüber dem Kapelleneingang. So machten es sich etliche Besucher mit Decken und Kissen auf dem Hang dahinter bequem.

Mit dem Titel »Der Revoluzzer«, 1907 von Erich Mühsam geschrieben, eröffneten die Musiker das Programm aus »Liedern zum Zuhören, aber auch zum Mitsingen«, so Schäfer, der mit viel Humor durch den Abend führte.

Ein Song zum Mitsingen war Hannes Waders »Heute hier, morgen dort«, das von den Besuchern mit langem Beifall quittiert wurde. »Dieses schöne Geräusch höre ich gerne«, meinte Schäfer, während Schuck die Entstehung des Duos so erklärte: »Ich habe im richtigen Moment nicht Nein gesagt.«

Das war auch gut so, überzeugten die beiden doch mit harmonischem zweistimmigem Gesang, wozu Schäfer Gitarre spielte und Schuck auf dem Cajon den Rhythmus vorgab. Im ersten Programmteil standen Songs mit politischem und gesellschaftlichem Hintergrund im Mittelpunkt, wie das bekannte Bürgerlied, 1845 von Adalbert Harnisch geschrieben, oder »Ein stolzes Schiff«, das Heinrich Schacht 1855 all den Menschen widmete, die nach der März-Revolution von 1848 Deutschland verlassen mussten.

»Auch Deutsche mussten einmal flüchten, das sollten wir gerade jetzt nicht vergessen«, sagte Schäfer, der immer wieder darauf hinwies, dass viele der alten Lieder an Aktualität leider nichts verloren hätten. Dazu gehört auch »Es ist an der Zeit«, das Hannes Wader, Reinhard Mey und Konstantin Wecker am 16. Februar 2003 auf der großen Friedensdemo in Berlin gemeinsam gesungen haben. Schäfer: »Es wird Zeit, dass dieses Lied wieder gesungen wird.«

Mit dem von KZ-Häftlingen im KZ Börgermoor geschriebenen »Die Moorsoldaten« und dem italienischen Partisanenlied »Bella Ciao« erinnerte das Duo an den Widerstand gegen den Faschismus. Und Reinhard Meys »Nein, meine Söhne geb’ ich nicht«, ein Lied gegen den Wehrdienst, passte zum Abschluss des ersten Programmteils bestens dazu.

Die Glocke der Hollarkapelle läutete die zweite Hälfte ein, die das Duo mit »Gut, wieder hier zu sein« von Hannes Wader, eröffnete. Freundschaft, Liebe und Toleranz standen nun im Mittelpunkt. das Duo überraschte hier mit dem Popschlager »Regenbogenfarben«, in dem Kerstin Ott eine gleichgeschlechtliche Liebe thematisiert hat.

»Wahre Liebe kann nicht falsch sein. Liebe sucht man sich nicht aus, sie kommt wie ein Regenbogen«, erklärte Schuck, der anschließend bekannte: »Das war für mich sehr emotional.« Der Beifall wollte kein Ende nehmen.

Fröhlicher waren Klassiker wie »Es wollt ein Bauer früh aufstehn« oder »Eine Schönheit ist sie nicht«, von Klaus Hoffmann. Mit »Ade nun zur Guten Nacht« und Reinhard Meys »Gute Nacht, Freunde« wurde das »vorläufige Ende« des Konzerts eingeleitet.

Mit dem fröhlichen Endlos- und Mitsinglied »Es lebt der Eisbär in Sibirien« und »Ein Engel« von den Wise Guys endete das erste Konzert von »Pro Vobis«, dem sicher weitere folgen werden.

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»Der Revoluzzer« haben Matthias Schäfer (l.) und Dr. Heiko Schuck ihr Programm genannt und feiern als Duo »Pro Vobis« ein erfolgreiches Debüt. © Loni Schuchardt

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