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Meistens stirbt man theatralisch

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Ein bisschen bewundernd blickt Carla (l.) ihre Mutter Cornelia Haslbauer in der Rolle der Hexe noch immer an. © Hanna von Prosch

Friedberg (hms). Vorhang auf für die wahre Geschichte des Mädchens Carla Haslbauer. Ihre Mama, die Opernsängerin, um die es in der Bildergeschichte »Die Tode meiner Mutter« geht, starb auch am Wochenende wieder dramatisch den Bühnentod. Damit machte sie mächtig Eindruck auf Schulkinder und Familien bei der szenischen Lesung im Theater Altes Hallenbad.

Eingeladen hatte die Autorin und Illustratorin des Kinderbuches, Carla Haslbauer, junges Publikum und Familien. Von den Grundschülerinnen und Grundschülern bei der Sitzkissenaufführung am Freitag hatten nur ganz wenige schon mal eine Oper erlebt. Ganz anders als Carla, die ihre Mama früher nicht nur in der Badewanne laut Arien schmettern hörte, sondern auch im Zuschauerraum Tränen vergoss, wenn Mama in ihrer Rolle auf der Bühne sterben musste.

Um den Beruf der Opernsängerin den Kindern näherzubringen und sich selbst als Illustratorin zu zeigen, fragte Carla nach Berufen der Eltern. Sie griff zum Stift und zeichnete an der Staffelei gekonnt einen Putzmann mit dem Namensschild »Papa« und eine Kameraassistentin mit Mikrofon. Das fand schon mal Beifall.

Dann nahm sie das Publikum mit auf die Reise durch ihre eigene Kindheit mit ihren Illustrationen aus dem Buch, lebhaftem Vortrag und vor allem dem Auftritt von Mama Cornelia. Diese tauchte zunächst in Bademantel und Turban und noch gar nicht eingesungen auf. »Mama kann vieles sein« hatte Carla gesagt. Und schon rauschte sie in roter Bühnenrobe und mit gewaltiger Singstimme als Hexe mit Spitzhut und Besen auf die Bühne, genauso wie in der Oper »Hänsel und Gretel«.

Auch Carla hatte gerne im Kleiderschrank der Mama gestöbert und sich verkleidet. So warf sie sich in einen bunten Opernmantel, um festzustellen: »Die Garderobe ist aber warm!«

Eine der Buchseiten zeigt eine Szene ganz in Grau, als die Mama in Verdis »La Traviata« einen dramatischen Tod stirbt und alle weinen müssen. Cornelia Haslbauer interpretierte die ganze Arie inbrünstig und sank schließlich hernieder. Applaus! Ganz sicher konnte man aber nicht sein, ob die Kinder wegen des ungewohnt dramatischen Gesangs lachten oder weil es doch ein bisschen seltsam berührend war, dass sie vor ihnen einen Bühnentod starb.

Lustig fanden sie den Cancan aus »Orpheus in der Unterwelt« von Jacques Offenbach, bei dem Pianistin Nadia Belneeva, mit großem Hut geschmückt, kräftig in die Tasten griff. Dass eine Opernsängerin auch tanzen können muss, bewies Cornelia Haslbauer durch kesses Hochschwingen ihrer Beine.

Und weil diese besondere Mama auch eine ganz normale Mutter ist, sang sie früher ihren Kindern ein Gute- Nacht-Lied, freilich nicht mit Opernstimme. »Schlaf Kindchen, schlaf«, das kannten auch die meisten der 60 Kinder im Publikum und sangen mit.

Der Vorhang fiel, und der Applaus brandete auf - diesmal auch für Carla und ihr Buch. Und dann kam der Ansturm auf die Autogrammkarten.

Nach dem Lärm zu urteilen, mit dem die Kinder theatralisch singend und dramatisch gestikulierend das Theater verließen, hatte ihnen die außergewöhnliche Schulstunde sehr gefallen. Vier hoben die Hand, als Carla fragte, ob jemand Opernsängerin oder -sänger werden wolle.

Cornelia Haslbauer meinte: »Wenn die Kinder jetzt zu Hause erzählen, sie möchten mal eine Oper hören, konnten wir viel erreichen.« Sie selbst habe laut gelacht und sei auch mal peinlich berührt gewesen, als sie das Buch ihrer Tochter zum ersten Mal gesehen habe.

Inzwischen hat sie schon manche Aufführung mit ihr bestritten: »Kinder sind so vorbehaltlos. Es macht mir immer große Freude.« Demnächst entsteht daraus ein eigenes Theaterstück für Kinder in Zürich und Freiburg.

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koe_Tode_031023_4c © Hanna von Prosch

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