Michel mit Michel auf der Bühne

Friedberg (emh). Dass der über die Wetterau hinaus bekannte Musikpädagoge Kai Michel sich gern in verschiedenen Klangwelten bewegt und für seine Kompositionen oft ironisch und witzig an Melodien und Texte bekannter Popmusiker herangeht, war am letzten Freitag im großen Saal der Musikschule Friedberg einmal mehr zu erleben. Zudem kamen neben ihm als Sänger und Pianist mit Michel Kaufmanns Wortbeiträgen noch ganz andere, aber ebenso witzige und intelligente Gedanken zum Tragen.
Ob man dieses Gesamt-Opus aus Musik und Wort nun im »TV-Sprech« als »Neues Format« bezeichnen will, mag dahingestellt bleiben.
Unterhaltsam ist es jedenfalls, was die beiden, die mehr als nur die Identität von Vor- und Nachnamen verbindet, zur Freude der Besucher präsentierten. Dabei schöpfte Michel Kaufmann aus seinen Kolumnen in verschiedenen Zeitungen, die als Buch unter dem Titel »Frühstücke« erschienen sind.
Tanzbeine und der Alkohol
Den Abend eröffnete er mit »Das A«, das nach Meinung vieler in seinem Vornamen fehlt. Und der deshalb zum häufigeren »Michael« umgedeutet wird. Sein »Michel« sei schriftlich sogar korrigiert worden, als könne er seinen eigenen Vornamen nicht korrekt schreiben. »Die Leute lesen halt, was sie wollen«, sagt Kaufmann.
Danach zeigte er auf, dass »Das Tanzbein« mehr draufhat, als man denkt. Die Geschichte um Stand-, Spiel- und Holzbein endet mit dem Hinweis, dass es mit mehr Alkohol auch mehr schwingt.
Was Kai Michel als Übergang versteht zu »Butterfly Zoo«, dem Titelsong eines Albums seiner Band »The Törnarounds« und weiter zu »Junk«, einem Liebeslied McCartneys an den Sperrmüll. In der folgenden Wort-Runde erfährt das Publikum, wie die beiden Protagonisten des Abends zusammengefunden hatten: Kai Michel versuchte vor 25 Jahren dem siebenjährigen Michel Kaufmann das Trommeln beizubringen. Der revanchierte sich später mit zahlreichen Veröffentlichungen über seinen Lehrer.
Sein weiterer Wortbeitrag zeigte auf, wie genau man mit Worten umgehen sollte und dass auch philosophisch über »so ein Käse« nachgedacht werden kann. McCartney stand Pate für den nächsten Song »Wanderlust«. Bei Auftritten mit der Band spielt das Waldhorn seines Bruders Volker dabei eine prominente Rolle. Es gelang Kai, dieses im Pianopart mitklingen zu lassen. Und zu »London Town« von PMC mit den Wings, erklärte Kai, das gleichnamige Album enthalte »alles, was gute Popmusik ausmacht«. In der nächsten Talkrunde spielten sich Kai und Michel die Bälle zu. Kai findet es spannend, Raum zu lassen für Interpretationen, wenn er etwa Texte aus verschiedenen Quellen für bekannte Songs verwendet und Melodien abwandelt.
Als Beispiel dafür, dass Paul McCartney auch »Jazz konnte« wählte Kai den Swingtitel »My Babies Request«, den er gemeinsam mit den Special Guests Chris Cantow (Bassist der Törnarounds), und dessen Sohn Lucas, (Schlagzeugschüler und Patenkind von Kai) - vorstellte. PMC spreche ihm aus dem Herzen, sagte Kai Michel, wenn er schreibt, er freue sich, wenn die Leute seine Songs unterschiedlich interpretierten, denn dann befassen sie sich ja intensiv damit. Mit »With a Little Help from my Friends« leitete das Trio eine weitere Wortrunde ein, bei der Kaufmann mit »Der Klamottenstuhl« brillierte. Der bewahrt, was getragen, aber noch nicht zu dreckig ist. Wer ohne ist, sei zu gut organisiert; Man sehe sofort, woran man ist: »Er ist einfach der bessere Kleiderständer!«
Mit »Norwegian Wood« und »The Ballad of Winston James« zeigte Kai Michel zum Abschluss noch einmal, wie man sich von den Songs der Beatles inspirieren lassen kann. Das begeisterte Publikum spendete reichlich Beifall für einen unterhaltsamen musik- und wortreichen Abend.
Die nächsten Auftritte spielt Kai Michel wieder mit den »The Törnarounds« am Sonntag, 11. Juni, bei »Pop & Poetry« mit Thorsten Zeller auf der Naturbühne im Burggarten und am Samstag, 15. Juli, beim »Wutzrock«-Festival in Ossenheim. Zu diesen Terminen sind zwei weitere Alben geplant.