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Nach 54 Jahren bei Juwelier Hake in Friedberg ist Elvira Schwarzmeier nun in Rente

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Nach 54 Jahren verabschiedet sich Elvira Schwarzmeier (M.) endgültig aus dem Geschäft von Willi und Claudia Hake. © Loni Schuchardt

Ein langes Berufsleben bei ein und demselben Arbeitgeber:Nach 54 Jahren beim Friedberger Juweliergeschäft Hake ist Elvira Schwarzmeier nun in Rente gegangen.

Eigentlich sollte ich ja in eine Banklehre gehen, doch ich war damals ein Schisser, hatte Angst vor Banküberfällen. Außerdem wollte ich lieber verkaufen«, erinnert sich Elvira Schwarzmeier. Also bewarb sie sich beim Friedberger Juwelier Fritz Hake, wurde sofort angenommen und begann dort am 1. August 1969 eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. 54 Jahre sollte sie dort bleiben, nun ist sie in den wohlverdienten Ruhestand gegangen.

Elvira Schwarzmeier geborene Weil wuchs ist in Leidecken auf, besuchte zunächst die Schule in ihrem Heimatort, wechselte an die Bingenheimer Schule und absolvierte schließlich das 9. Schuljahr in Echzell. Heute wohnt sie in Melbach.

Perlenketten knüpfen ist ihr Ding

Damals, als sie bei Juwelier Fritz Hake anfing, war dessen Sohn Willi schon dabei. Er hatte 1955 seine Prüfung zum Goldschmiedemeister abgelegt, nachdem er bereits vier Jahre zuvor ins elterliche Geschäft eingestiegen war. Willi Hake ist heute 93 und immer noch im Geschäft aktiv - zusammen mit Tochter Claudia, die seit 1994 dabei ist.

»Mein Vater ist sicher der älteste noch immer arbeitende Geschäftsmann in Friedberg«, sagt Claudia Hake, und Elvira Schwarzmeier fügt hinzu: »Ich habe in meinem ganzen Berufsleben mit Fritz, Willi und Claudia Hake nur drei Chefs gehabt.« Drei Jahre dauerte die Ausbildung, die Schwarzmeier erfolgreich abschloss. Sie wurde von der Familie Hake übernommen und ist dieser bis heute treu geblieben.

Claudia Hake beschreibt ihre langjährige Mitarbeiterin so: »Ihr fröhliches und freundliches Wesen, verbunden mit ihrem Fachwissen, hat die Kunden immer sehr angesprochen.« So wurde Schwarzmeier bei Juwelier Hake zu einer wertvollen und erfahrenen Fachkraft. Das Knüpfen von Perlenketten übte sie ebenso mit großer Ruhe und Gelassenheit aus wie viele andere knifflige Arbeiten. »Perlenketten knüpfen ist mein Metier«, sagt Schwarzmeier, die seit ihrer Heirat mit Ehemann Herbert in Melbach lebt.

Kuriose Goldbarren-Geschichte

Im Laufe der über fünf Jahrzehnte hat sie unzählige Kunden bedient, »das war immer sehr schön«, blickt die 68-Jährige zurück, die sich zusammen mit den Hakes an so manche kuriose Situation erinnert. Da war ein Kunde, der einen in der Mitte getrennten, ein Kilo schweren, Goldbarren auf die Theke legte und folgendes erklärte: »Wir lassen uns scheiden, da haben wir den Barren schon mal durchgeschnitten.« Der Wunsch des Kunden, den Barren anzukaufen, wurde abgelehnt.

Ein anderes Mal überführte Schwarzmeier einen Trickbetrüger. Der ließ sich mehrere Ketten zeigen. Plötzlich fehlte eine, und seine Hand war verschlossen. »Ich habe ihn in einem sehr ernsten und bestimmten Ton aufgefordert, die Hand zu öffnen. Er legte die Kette hin und haute ab.«

Festnahme eines Diebes ermöglicht

Sogar ein Dieb wurde überführt. Der bot im Geschäft eine Kette zum Verkauf an. Sein Pech: Der Bestohlene hatte auch das Juweliergeschäft Hake über den Diebstahl informiert. Nachdem der Dieb das Geschäft in Richtung Innenstadt verlassen hatte, wurde sofort die Polizei informiert. Schwarzmeier: »Dank unserer genauen Personenbeschreibung konnte der Dieb kurze Zeit später auf der Kaiserstraße festgenommen werden.«

Es hat ihr immer viel Freude bereitet, hier zu arbeiten, lautet das Fazit der Neu-Ruheständlerin. Das tat sie auch nach ihrem Eintritt ins Rentenalter vor drei Jahren weiter auf Minijob-Basis. Warum nun endgültig Schluss ist, erklärt die Melbacherin so: »Ich will mehr Zeit mit meinem Mann und meiner Familie verbringen und einfach ungebunden sein.« Zur Familie gehören die beiden Töchter, deren Ehepartner und zwei Enkel. Seit 25 Jahren ist sie Vorsitzende der Landfrauen in ihrem Heimatort, das möchte sie auch bleiben.

Claudia Hake bringt noch eine Option ins Spiel: »Wenn wieder mal eine Perlenkette zu knüpfen ist, melden wir uns. Das kann ja im Home-Office gemacht werden.« Da lacht Schwarzmeier los. Ganz abgeneigt scheint sie nicht zu sein.

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