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Nach Roland-Kaiser-Konzert: Streit um Antrag für Rollifahrer – „Haben alles, was gefordert wird, erfüllt«

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»Ich glaub, es geht schon wieder los«: Roland Kaiser scheint sich für die Abstimmung im Sozialausschuss zu bedanken. Oder denkt er vielleicht: »Santa Maria! Warum hast du nicht Nein gesagt?« © Red

Der JSSSK-Ausschuss in Friedberg hat einem Antrag zugestimmt, den Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU) für »erledigt« erklärt hatte. Streitpunkt: Rollatorennutzer beim Roland-Kaiser-Konzert.

Nach dem Konzert von Roland Kaiser wurde Kritik laut. Es gab keine Bestuhlung, Rollatoren waren nicht zugelassen, die Nutzer mussten auf Leihrollstühle umsteigen. Die UWG-Fraktion stellte daher den Antrag, der Magistrat solle bei künftigen Konzerten »für eine angemessene Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen sorgen«, es müssten Sitzgelegenheiten und Rollstuhlplätze angeboten werden. Menschen mit Behinderung dürften nicht ausgeschlossen werden.

Zur Sitzung des Ausschusses für Jugend, Soziales, Senioren, Sport und Kultur (JSSSK) war war Markus Pfeffer vom Konzertbüro Bahl eingeladen. Seinen Ausführungen zufolge wurde diese Anforderungen bereits bei den Planungen umgesetzt. Pfeffer erwähnte das Rollstuhlpodest mit 30 Plätzen für Rollifahrer samt einer Begleitperson, die keinen Eintritt zahlen musste. Die Begleitperson sei für den Fall einer Flucht auf dem Gelände unbedingt notwendig. Sonst komme es zu einem Unglück.

92 Rollator-Nutzer wurden gezählt, die sind auf dem Gelände nicht erlaubt, da es sich um eine Wiese handelt. Pfeffer: »Wir haben gegen jegliche Vorgaben entschieden, diese Leute trotzdem reinzulassen.« Ihnen seien Leihrollstühle angeboten worden. »Wir haben niemanden zurückgewiesen, es war auch noch Platz auf der Rollstuhlbühne.«

Open Air nur ohne Bestuhlung

Pfeffer ging auch auf die Abstimmungsprozesse mit den Behörden ein. Eine (Teil-)Bestuhlung auf der Seewiese, wie im UWG-Antrag gefordert, sei nicht möglich. »Roland Kaiser spielt nicht vor weniger als 8000 Leuten.« Mit Stühlen hätten 5000 Leute Platz gefunden. »Dann finden solche Konzerte hier nicht mehr statt.« Pfeffer betonte, man plane mit der Stadt eine Neuauflage in 2024. »Wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit und großen Zuspruch in Friedberg. Wir würden gerne wiederkommen.«

Bürgermeister Antkowiak stellte fest: »Die Belange eingeschränkter Personen wurden berücksichtigt.« Man werde die Seewiese nicht asphaltieren; Holzplatten als Rollator-sicheren Fußboden auszulegen, wäre zu kostspielig. Er empfahl Rollator-Nutzern, nächstes Mal ein Rollstuhlticket zu ziehen. Antkowiaks Fazit: »Der Antrag ist nicht notwendig, wir haben alles, was gefordert wird, erfüllt.« Das bekräftigte auch die Ausschussvorsitzende Martina Pfannmüller (CDU).

Wer nun geglaubt hat, die Angelegenheit sei erledigt, sah sich getäuscht. Sven Weiberg (Linke) zeigte sich »trotzdem froh, dass der Antrag gestellt wurde« und hatte »kein Verständnis, wie darauf reagiert« werde. Auch Markus Fenske (Grüne) wollte den Antrag nicht beerdigen. Nach angestrengtem Grübeln fiel ihm ein, wie man ihn mit einer Ergänzung aufpeppen kann: Die Belange von Menschen mit Beeinträchtigung sollten »unter Einbeziehung des/der künftigen Behindertenbeauftragten« berücksichtigt werden. Das ist so, wie wenn man beschließt, dass die Putzfrau laut Arbeitsvertrag feucht durchwischen muss. Die Forderung, bei Konzerten stets für Sitzgelegenheiten zu sorgen, wurde allerdings gestrichen. Es wird also weiterhin Open-Air-Konzerte in Friedberg geben.

Dieser (zuvor noch als obsolet erklärte und geänderte) Antrag wurde zur Verblüffung wohl nicht nur des Berichterstatters einstimmig angenommen und man darf nun rätseln, ob das Kürzel JSSSK nicht für etwas ganz anderes steht: Jetzt sagen Sie selbst: kurios?

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