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Ovag ausgestochen: Abo Wind baut Windpark am Winterstein

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Von: David Heßler

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In ein paar Jahren wird der Blick auf den Winterstein ein anderer sein. Mehrere Windräder unterschiedlicher Betreiber werden sich auf den Flächen von Bund, Land und den Anrainerkommunen drehen. Ein einzelner, großer Windpark der Ovag ist vom Tisch. © Nicole Merz

Rückschlag für die Ovag: Die Firma ABO Wind wird auf den Flächen von Hessen Forst am Winterstein Windräder bauen - immerhin ein Viertel des Vorranggebiets. Bürgerbeteiligung und regionale Wertschöpfung bleiben auf der Strecke.

Auf den Flächen am Winterstein, auf denen laut der Flächenplanung Windräder entstehen dürfen, wird der von vielen befürchtete »Flickenteppich« Realität. Wie der Energiebildungsverein (EBV) Rockenberg erfahren hat, hat die ABO Wind AG den Zuschlag im Bieterverfahren für die Flächen des Landes Hessen am Taunuskamm erhalten. Laut einem FAZ-Bericht will der Herstellen fünf Anlagen mit je sieben Megawatt Leistung beantragen. Vom Turmfuß bis zur Rotorblattspitze werde eine Anlage etwa 250 Meter hoch sein. Im Landeseigentum befinden sich 111,9 der 414,3 Hektar Vorranggebietskulisse.

Die Ovag hatte sich bekanntlich angeboten, das gesamte Vorranggebiet mit einem Bürger-Windpark mit bis zu 18 Anlagen zu erschließen. Daraus wird nichts. Im Bieterverfahren von Hessen Forst, bei dem sich zwölf Windrad-Betreiber beworben hätten, kam der Oberhessische Energieversorger laut EBV-Sprecher Diethardt Stamm nur auf Platz 7.

Ein einzelner Betreiber wie die Ovag war nicht gewollt. Vom Land hieß es, alle Eigentümer - neben Hessen Forst sind das der Bund und die Kommunen Friedberg, Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen - sollten ihre Flächen zunächst eigenständig vergeben. Danach würden »eingriffsminimierende Erschließungskonzepte mit Ausnutzung des energetischen Gesamtpotenzials« erstellt.

Enttäuschung bei der Ovag

In der Wetterau zeigt man sich enttäuscht: »Für die Ovag ist mit großem Bedauern festzustellen, dass sich das Land Hessen mit seiner Vergabe gegen ein vor Ort auf breitester Ebene kommunal getragenes Beteiligungsprojekt und gegen eine dauerhaft regional verankerte Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern entschieden hat«, teilt der Vorstand um Joachim Arnold und Oswin Veith auf Nachfrage mit.

Es ist das Scheitern eines Gesamtkonzepts am Winterstein - eines »beispielgebenden Konzepts für kommunale Partizipation und regionale Wertschöpfung«, wie es von der Ovag heißt. Ab Ende 2021 hatte sie mit den Kommunen intensive Gespräche über die Rahmenbedingungen für ein gemeinsam getragenes, kommunal verankertes Windparkprojekt am Winterstein geführt. In den Magistraten und Fachausschüssen der vier Kommunen waren die Pläne durchweg positiv aufgenommen, Musterverträge bereits aufgesetzt und von Fachanwälten geprüft worden. Den Kommunen wurde »eine substanzielle wirtschaftliche Beteiligung« versprochen, die Ovag sollte das wirtschaftliche Risiko tragen. Vertraglich war den Kommunen die einseitige Option zugesichert worden, noch zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Windparks auszusteigen.

Auch die Energiegenossenschaften, die sich in einer Beteiligungsgesellschaft zusammenfassen wollten, haben das Nachsehen. Deren Integration war laut Ovag ein wesentlicher Baustein, der es ermöglicht hätte, eine in der breiten Bevölkerung wahrnehmbare finanzielle Teilhabe und Mitsprachemöglichkeit vor Ort zu erreichen. »Umso unverständlicher sind für uns das Vorgehen und die Entscheidung des Landes Hessen durch ihren Landesbetrieb Hessen Forst bei der Vergabe seiner Flächen«, teilt der Vorstand mit.

Wie also geht es am Winterstein weiter? Gut möglich, dass mit der Vergabe an ABO Wind nun mehr Tempo in Sachen Windkraft-Ausbau am Winterstein an den Tag gelegt wird. Laut Stamm sind die Vorverträge der Firma Enercon mit dem Bundesforst, die vor Jahren für eine weitere große Fläche geschlossen wurden, weiter gültig.

Es liegt nun an den Anrainerkommunen, zeitnah über ihre Flächen am Winterstein zu entscheiden. Die Ovag hat laut Vorstand Arnold weiter Interesse an einem kommunalen Bürgerwindpark - wenn auch mit deutlich weniger Anlagen.

Weitere Gespräche sind nötig. Ein lange vereinbartes Treffen von Vertretern mit Kommunalpolitikern aus Friedberg, Ober-Mörlen, Rosbach und Wehrheim war nach Bekanntgabe der Entscheidung von Hessen Forst kurzfristig abgesagt worden.

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