Pflegestützpunkte bieten vielfältig Hilfe und Rat in Betreuungsfragen

Ob Antragstellung, Kontaktvermittlung zu hilfreichen Institutionen oder Rat für den Alltag: Die Pflegestützpunkte in Büdingen und Friedberg unterstützen Angehörige von Pflegebedürftigen in vielem Fragen.
Wer in der Wetterau erbringt die meisten Pflegedienstleistungen bei alten, gebrechlichen oder behinderten Menschen? Das Team des Pflegestützpunkts Wetterau bringt es auf den Punkt: »Eindeutig die Familien der Betroffenen!«
Zahlen des Statistischen Landesamtes von Jahr 2019 zeigen: Von den rund 311 000 Bürgerinnen und Bürgern im Wetteraukreis waren damals rund 16 500 dauerhaft auf Pflege angewiesen. Mehr als drei Viertel von ihnen, nämlich 12 500 Pflegebedürftige, umgerechnet 75,8 Prozent, wurden zu Hause mit oder ohne Hilfe ambulanter Pflegedienste versorgt.
Die neue Aufgabe kann plötzlich kommen: die 79-jähriger Mutter, die sich mit geringer Hilfe noch selbst versorgte, ist gestürzt, hat sich den Schenkelhals gebrochen. Krankenhausbehandlung und Reha-Maßnahme stehen an - aber wird sie dann ihre alte Selbstständigkeit wieder erreichen oder langfristig pflegebedürftig bleiben? Wer kann da den Familien raten?
Nach dem 2002 verabschiedeten Pflegeleistungsergänzungsgesetz schuf der Gesetzgeber eine wichtige Ergänzung: die Pflegestützpunkte.
Im Jahr 2009 wurden die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet, Pflegestützpunkte als kostenlose und trägerneutrale Beratungsstellen unter Beteiligung der Kranken- und Pflegekassen zu schaffen. Ihre Zielgruppe sind Pflegebedürftige, deren Angehörige, Menschen mit Behinderung und solche, die von bleibender Behinderung oder bleibender Pflegebedürftigkeit bedroht sind.
Große Nachfrage bei Familien
In der Wetterau gibt es seit 2010 den Pflegestützpunkt Büdingen. Gemeinsame Träger sind der Wetteraukreis und die AOK Hessen. Anfangs waren dort die Verwaltungsfachwirtin Christina Keller und der Sozialversicherungsfachangestellten Armin Auth tätig, der sich in Pflegeberatung und Case Management weitergebildet hatte. Auf Interdisziplinarität wird Wert gelegt. Inzwischen arbeitet die berufserfahrene Altenpflegerin Eva Maria Metzger im Team.
Aufgrund der großen Nachfrage wurde 2018 in Friedberg ein zweiter, ebenfalls barrierefrei zu erreichender Pflegestützpunkt eingerichtet. Hier sind Marlon Albert, Pflegefachwirt mit abgeschlossenem Studium sowie Anja Tröger und Nina Clement, beides Sozialversicherungsfachangestellte mit Zusatzqualifikation in Pflegeberatung und Case Management, tätig.
Die beiden Teams sind es gewohnt, dass Ratsuchende mit vielen Fragen zu ihnen kommen. Es geht um die Suche nach den passgenauen Hilfsangeboten, um deren Absicherung durch die Beantragung und Nutzung von Sozialleistungen.
Und sie wünschen sich auch manchmal Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge. Das zweite und dritte Pflegestärkungsgesetz von 2016 bzw. 2017 seien hilfreich, weil die Einstufung in Pflegegrade, anders als vorher in Pflegestufen, stärker die körperlichen, geistigen und seelischen Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtige, ist aus dem Team des Pflegestützpunkts zu hören.
Sind die Betroffenen mit der Eingruppierung des Pflegegrades durch den medizinischen Dienst der entsprechenden Krankenkasse nicht einverstanden, können sie Widerspruch einlegen und finden auch da im Pflegestützpunkt Hilfe.
Doch das Beratungskonzept geht über die Absicherung guter pflegerischer Versorgung durch Sozialstation oder vergleichbare Anbieter noch hinaus.
Hilfestellung bei Kontaktaufnahme
Hilfe gibt es im Pflegestützpunkt auch bei der Kontaktaufnahme zu hauswirtschaftlichen Diensten oder zur Nachbarschaftshilfe, wenn nötig. Bewusst wird auf Wohnortnähe geachtet.
Das Team kennt Einrichtungen wie Tagesstätten, Seniorenclubs, Ehrenamtsagenturen, gemeinsame Mittagstische für Ältere, aber auch die unterschiedlichen Möglichkeiten der stationären Senioreneinrichtungen.
»Der Pflegestützpunkt arbeitet mit allen Einrichtungen und Diensten der Region zusammen, die mit Prävention, Rehabilitation, Pflege und Hilfen zur Lebensgestaltung befasst sind«, heißt es im Konzept.
Mit einem Pflege- und Versorgungsnetz, auf die individuelle Situation des Pflegebedürftigen ausgerichtet, sind zugleich die Angehörigen entlastet.
Beraten wird auch, ab wann ein Familienmitglied durch die Pflege Beiträge zur Rentenversicherung erwerben kann, nämlich wenn für den gebrechlichen Menschen an mindestens zwei Tagen pro Woche insgesamt zehn Stunden Pflegeleistungen erbracht werden.
Ein wichtiges Beratungsfeld ist auch die Wohnraumanpassung, etwa beim Abbau von Barrieren oder beim Umzug in eine besser geeignete Wohnung.
Info: Kontakte
»Der Pflegestützpunkt arbeitet mit allen Einrichtungen und Diensten der Region zusammen, die mit Prävention, Rehabilitation, Pflege und Hilfen zur Lebensgestaltung befasst sind«, heißt es im Konzept. Die Beratung ist kostenlos, die Teams stehen unter Schweigepflicht.
Der Pflegestützpunkt Wetterau Ost ist zu erreichen in Büdingen, Berliner Straße 31, Telefon 0 60 42/98 90.
Der Pflegestützpunkt Wetterau-West ist in Friedberg, Pfingstweide 7; Telefon 0 60 31/83 34 11 oder 83 34 12. Offene Beratungsstunden sind in Büdingen dienstags von 10 bis 12 Uhr und in Friedberg donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Individuelle Terminvereinbarungen sind möglich, auch Hausbesuche.