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»Schließung macht uns fassungslos«

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Friedberg (jw/pm). Der Hort in der Gemeinsamen Musterschule in Friedberg wird zum 31. Juli geschlossen. Als Grund nannte der neue Vorstand des Kinderschutzbundes, Ortsverband Friedberg/Bad Nauheim, ein sechsstelliges Defizit, das vom alten Vorstand erwirtschaftet worden sei. Der ausgeschiedene Vorstand weist diese Anschuldigungen in einer Presseerklärung zurück.

»Es ist guter Brauch, dass ein scheidender Vorstand die Arbeit des neuen nicht bewertet. Die Entwicklung um den Hort an der Gemeinsamen Musterschule (GMS) und die öffentlichen Verlautbarungen des neuen Geschäftsführers erforderten jedoch eine Reaktion«, schreiben Karl Neuwirth und Christa Cole. »Dem neuen Vorstand wurde ein Verein mit geordneten und gesunden Finanzen übergeben. Zum Ende des Geschäftsjahres 2022 gab es Rücklagen in sechsstelliger Höhe. Das gesamte Defizit des Verbandes betrug, bei einem Jahresumsatz von weit über einer Million Euro, lediglich 5000 Euro.«

Von einem »Chaos in der Buchhaltung« könne keine Rede sein. »Die Buchhaltung wurde von unserem Vorstandsmitglied Claus Müller, einem erfahrenen Bankkaufmann, vor 15 bis 20 Jahren mit dem System Lexware ausgestattet. Die Lohnbuchhaltung wurde von einem externen Dienstleister eingeholt, funktionierte reibungslos und kostengünstig dank qualifizierter Mitarbeiter. Der neue Vorstand überwarf sich dann alsbald mit unserer langjährigen Buchhalterin und lagerte die Buchhaltung wieder aus.«

Auch von fehlender Kontrolle könne keine Rede sein. »Es gab jährliche Prüfungen der Unterlagen durch Kassenprüfer. Die Betriebsprüfung des Finanzamtes hat unsere Bücher intensiv geprüft, der Prüfdienst der Krankenkasse hat regelmäßig die Abführung der Sozialbeiträge ohne Beanstandungen kontrolliert.«

Förderung für bedürftige Kinder

Die Schließung des Hortes sei aus pädagogischer Sicht »eine Katastrophe und wirtschaftlich unnötig, zumindest aber verfrüht«, schreiben Neuwirth und Cole. »Der Hort, mitten in der Altstadt von Friedberg gelegen, wurde Anfang der Siebzigerjahre gegründet, um Kinder aus bildungsfernen Familien zu fördern. Dies war immer zentrales Anliegen des DKSB: Hilfe für die Schwächsten.« Auch wenn sich die Zusammensetzung der Bevölkerung seither verändert habe, sei der Bedarf eher noch gestiegen. Die Berufstätigkeit der Frau habe den Bedarf an Hortplätzen deutlich erhöht. »Optimale Förderung kann nur mit gut ausgebildeten Fachkräften, umfangreichem zeitlichen Engagement und intensiver personeller Bindung an Bezugspersonen gelingen.«

Auch finanziell sei die Schließung des Hortes zum jetzigen Zeitpunkt nicht begründbar. »So gab es offensichtlich keinerlei Verhandlungen mit der Stadt Friedberg, ob es noch Möglichkeiten gäbe, die finanzielle Ausstattung des Hortes zu verbessern. Nach unserer Erfahrung gab es vonseiten der Stadt oft ein offenes Ohr, wenn es um existenzielle Fragen ging. Im Übrigen verschweigt der Geschäftsführer folgenden Sachverhalt: Betrachtet man die beiden Angebote Hort und Titiwu in der GMS, die personell eng verflochten sind, zusammen, ergibt sich ein anderes Bild: Das gesamte Defizit für beide Einrichtungen reduziert sich auf einen Bruchteil der genannten Summe, auf einen handhabbaren Betrag. Auch der Gesamtabschluss des Verbandes war in den letzten Jahren meist positiv oder nur geringfügig defizitär.«

Dass der Hort »ohne Not« und »ausgerechnet von einem Verband des deutschen Kinderschutzbundes« geschlossen werde, mache sie »fassungslos und wütend«, schreiben Neuwirth und Cole.

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