Selbst gemachte Kleidung ist nachhaltiger

Kleidung kann man kaufen, das ist bequem. Man kann sie aber auch selbst nähen. Die Evangelische Familienbildung Wetterau, die seit 60 Jahren Nähkurse anbietet, weiß, warum das sinnvoll ist.
Einer der ersten Kurse vor 60 Jahren in der »Evangelischen Mütterschule« in Bad Nauheim war ein Nähkurs. Damals benötigte man keinen Strom zum Nähen. Die Maschinen wurden mit den Füßen betrieben, sie nähten vorwärts, Zick-Zack und rückwärts. Die Schneiderei war seit Urzeiten ein Handwerk, das seinen »Mann und die Familie« ernährte. Literarische Beispiele sind das »tapfere Schneiderlein« und Schneider Böck aus »Max und Moritz«. Früher gab es auch »Hausschneiderinnen«, die für eine bestimmte Zeit mit ihrer Ausrüstung in die Wäschekammer einer Familie einzog, Altes reparierte und Neues nähte.
Nähen als Freizeitbeschäftigung wurde erst später etabliert. Für die Evangelische Familienbildung (EFB) ist Nähen ein nachhaltiges Hobby, das der Umwelt zugutekommt.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unser Verhältnis zur Bekleidung stark verändert. »Wir konsumieren doppelt so viel, wie vor 15 Jahren. Wir wollen modisch gekleidet sein, kosten darf es aber nicht viel. Die Billiganbieter boomen«, schreibt das Team der EFB und stellt die Frage: Welche Folgen hat das auf die Umwelt?
Die Herstellung eines gewöhnlichen Shirts schädigt massiv die Umwelt. Der letzte Skandal der Textilindustrie liegt einige Jahre zurück, ein Umdenken in der Industrie ist nicht zu erkennen. »Zahlreiche Unternehmen erhoben während der ›Fashion Revolution‹ ihre Stimme. Sie protestieren gegen asoziale und umweltschädliche Methoden in der Textilindustrie. An den Produktionsmethoden hat sich bis heute nichts geändert«, schreibt die EFB. Es müsse aber auch der Handel im Blick behalten werden. Noch bevor ein Kleidungsstück auf dem Ladentisch landet, hat es eine Weltreise hinter sich: Baumwolle aus Indien, gestrickt in Marokko, gebleicht in China, gefärbt in Bangladesch, genäht in Taiwan, verkauft in Deutschland: Aus dem »Made in…« lasse sich dies nicht herauslesen.
Weitere Aspekte wie der Umgang der Retouren im Handel nach Online-shopping sollten nicht außer Acht gelassen werden. Da es teuer ist, Kleidung aufzubereiten, wird sie teils vom Händler verbrannt. »Und die Altkleiderbranche erstickt im billigen Textilmüll.« Eine Altkleiderverwertung wie noch vor 20 Jahren sei nur noch eingeschränkt möglich.
Die »Fast Fashion-Branche« müsse sich überlegen, ob sie nicht sozial, ökologisch und nachhaltiger handeln solle. Positiv vermerkt die EFB, dass einige Unternehmen auf nachhaltige Textilien und Stoffe umstellen. Die EFB empfiehlt den Besuch von Secondhand-Läden und lädt dazu ein, Kleidung selbst zu nähen: »Machen Sie mit, nähen Sie für sich und Ihre Familie zeitlose, gut sitzende, auf Ihre Figur abgestimmte Kleidung, in Ihren Farben mit Ihrem Lieblingsmaterial und nachhaltig.«
Große Nähwerkstatt mit viel Tageslicht
Die EFB Wetterau hat in Friedberg eine Nähwerkstatt eingerichtet, mit großem Zuschneidetisch, viel Tageslicht, Overlock-Nähmaschinen, Bügelstationen und Bügelpresse. Wer keine eigene Nähmaschine besitzt, kann eine zur Probe testen. Nähangebote macht die EFB auch in Bad Nauheim, Bad Vilbel und Butzbach. Die Nähkursleiterinnen sind erfahrenen Schneidermeisterinnen, Bekleidungstechnikerinnen oder Direktricen.
Die Teilnehmer bringen zu den Kursen ihr Material mit, genäht wird in Gruppen, beginnend mit Kindern/Teenies ab 10 Jahren freitags ab 16.30 Uhr für das Näh-Diplom. Freie Plätze gibt es in den Kursen dienstags, mittwochs und donnerstags um 9 Uhr, mittwochs um 17.45 Uhr und donnerstags um 19 Uhr. Die EFB bietet samstags auch Themenworkshops an (Nähmaschinen- bzw. Overlock-Führerschein).
Eine Anmeldungen zu den Kursen ist über die Geschäftsstelle in Friedberg per Telefon 0 60 31/1 62 78 00 und E-Mail: info@familienbildungwetterau.de erforderlich. Es entsteht ein Teilnahmebeitrag. Aktuelle Informationen, auch das Programm 2023, auf www.familienbildungwetterau.de.