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Stadtquartier mit bezahlbarem Wohnen geplant

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Von: Jürgen Wagner

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Noch stehen die allermeisten Gebäude in der Friedberger Kaserne leer. Die ehemaligen Reitställe aus der Zeit vor dem Ersten weltkrieg sollen einmal die Quartiersmitte bilden. Läden oder ein Café könnte man sich hier vorstellen. © Nicole Merz

Im Sozialausschuss in Friedberg wurden die städtebaulichen Zielvorgaben für die Kasernenkonversion vorgestellt. Mit diesen Kennzahlen und Leitlinien können Investoren ihre Pläne entwickeln.

Die Fiedberger Kaserne soll im Rahmen eines Markterkundungsverfahrens in ein neues Stadtquartier umgewandelt werden. Nun gilt es, die Regularien vorzubereiten. Das Stadtbauamt legte am Dienstag dem Sozialausschuss Kennzahlen und Leitlinien vor, die den Investoren dazu dienen, ihre Entwürfe für das Kasernegelände zu entwickeln.

Bislang hatten die Friedberger Kommunalpolitiker einen Rahmenplan im Kopf. Der gibt an, wo in der Kaserne was gebaut werden könnte, wo also Wohnen vorgesehen ist und wo Gewerbe. »Davo müssen sie sich verabschieden«, sagte Bauamtsleiter Tobias Brandt zu den Ausschussmitgliedern. Die Entwickler sollen eigene Ideen kreieren. »Wir wollen die Sicht von Außen und diese Ideen dann mit Ihnen diskutieren«, sagte Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU).

Für die Investoren sind zunächst die städtebaulichen Kennzahlen von Interesse. 74 Hektar umfasst die Kaserne. Einige Fläche sind reserviert: Für den Feuerwehrstandort 20 000 Quadratmeter, fürs Standesamt 4500, für den Bauhof 15 000. Für diese Flächen ist (mit Vorbehalt) ein Erstzugriff vorgesehen, die Stadt sichert sich diese Bauplätze. Es gibt auch überörtlichen Bedarf für einen Erstzugriff. Für das Technische Hilfswerk hat der Bund 8000 Quadratmeter reserviert, außerdem verwirklicht die BImA dort »Bundeseigenes Wohnen«, sprich: bezahlbarer Wohnraum für Bundesbedienstete wie Zollbeamte oder Krankenschwestern. Der Wetteraukreis hat ebenfalls Flächen im (vergünstigen) Erstzugriff angemeldet: 20 000 Quadratmeter für eine Grundschule und 18 500 für ein Verwaltungsgebäude.

Zieht man diese Flächen samt der noch nicht bekannten Größe für »Bundeseigenes Wohnen« ab, bleiben rund 64,7 Hektar Bruttobauland übrig. Davon abzuziehen sind Grünzüge und Parks (10 Prozent der Fläche, 64 760 Quadratmeter), Flächen für Natur- und Artenschutz (9/58 284) sowie Erschließungsflächen (Verkehr, Regenrückhaltung, 21/135 996). Somit ergibt sich ein Nettobauland von 388 559 Quadratmetern, etwa 60 Prozent der Gesamtfläche.

Von diesen gut 39 Hektar sind 55 Prozent (213 707 Quadratmeter) für Wohnen vorgesehen, 7 Prozent für den Gemeinbedarf und 38 Prozent für Gewerbeflächen inklusive der Nahversorgung.

Wohnungen, die bezahlbar sind

Besonders hellhörig wurden die Kommunalpolitiker, als es um die Wohnnutzungen ging. 20 Prozent der Wohnbaufläche (42 741 Quadratmeter) sind für Sozialen Wohnungsbau vorgesehen; hier sind die Flächen für »Bundeseigenes Wohnen« eingerechnet. Für »Bezahlbaren Wohnraum«, den sich auch die Erzieherin oder der Polizeibeamte leisten können, sind 40 Prozent vorgeschrieben (85 483 Quadratmeter), für Wohnungen am freien Markt sind es ebensoviel.

Nun zu den städtebaulichen Leitbildern. Das sind übergeordnete Ziele bei der Entwicklung der Kaserne, die flexibel gehandhabt werden können. So soll ein »urbanes und modernes Stadtquartier« entstehen, mit architektonischer Vielfalt und kurzen Wegen. Die Verbindung mit der Stadt ist ein weiteres Ziel.

Die »Wissensstadt Friedberg« soll durch Studentenwohnungen und »wissenschaftsorientiertes Gewerbe« ausgebaut werden. Das Quartier soll »Auto-arm« werden, »durchgrünt und belüftet«, mit Rad- und Gehwegen sowie Naherholungsräumen. Ein weiteres Leitbild ist die Klima- und CO2-Neutralität.

Was fehlt? »Ein Sportplatz«, sagte Erich Wagner (SPD). Der ist laut Vorgaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben keine unmittelbare Folgelast des neuen Stadtquartiers, ein Erstzugriff seitens der Stadt ist nicht möglich, erläuterte Antkowiak. »Das ist Sache des Investors.« Brandt verriet, dass die Stadt ein anderes Gelände im Auge habe, wo ein neuer Sportplatz (den die Vereine fordern) gebaut werden könnte: »Das ist aber noch nicht spruchreif.«

Und die THM? Wollte die hier nicht auch bauen? »Das Land hat keinen Bedarf angemeldet«, sagte Antkowiak.

Ein anderes Diskussionsthema war »Bezahlbares Wohnen«. Die Politik fordert, die Stadt solle hier über die Wohnungsbaugesellschaft mehr tun. Nach längerer Diskussion versprach Brandt, diesen Aspekt weiter zu verfolgen. »Wir prüfen alle Möglichkeiten, um mehr ›Bezahlbares Wohnen‹ möglich zu machen.«

Die Städtebaulichen Zielvorgaben wurden im Sozialausschuss bei einem Nein und zwei Enthaltungen mehrheitlich angenommen; das Thema wird in weiteren Ausschüssen beraten.

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