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Über Liebe, Trinken und die Musik

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»Schöner Gigolo«: Dieser Schlager von Leonello Casucci aus dem Jahr 1928 darf im Programm von Georg Schießl natürlich nicht fehlen. © Loni Schuchardt

Friedberg (har). Mit einer musikalischen Matinee im Kesselhaus des »Theater Altes Hallenbad« wurden am Sonntagvormittag die vielfältigen Aktivitäten des Hallenbadvereins zum »Tag des offenen Denkmals« eingeleitet.

Mit einem Glas Sekt wurden die Besucher von Wolfgang Sinn, dem 2. Vorsitzenden des Hallenbadvereins, begrüßt, und mit dem Knallen eines Sektkorkens begann denn auch Georg Schießl seine musikalische Zeitreise in die 1920er und 1930er Jahre.

»Der Ungeist startet nachts im Frack - Ein Soloprogramm im Kakadu« nennt der Schauspieler und Sänger seine Show, die er, natürlich stilgerecht im Frack und mit Sekt in der Hand mit »In der Bar zum Krokodil«, geschrieben 1927 von Heinz Rölleke, passend eröffnete.

Dabei schlenderte er durch die Besucherreihen und machte - auf der Bühne angekommen - aus dem Kesselhaus kurzerhand die »Bar zum grünen Kakadu«. »Das ist der Ort, an dem Zeit und Raum, Wirklichkeit und Traum verschwinden«, so der gebürtige Regensburger, der seit drei Jahren am Mainzer Staatstheater tätig ist.

»Musikfilm« mit Überraschungen

In einer Bar durfte zu jener Zeit ein Klavierspieler - in diesem Fall war es mit Viona McCloud eine exzellente Pianistin - nicht fehlen. Dank Batschkapp und Klebebart verwandelte diese sich beim Klassiker »Man müsste Klavier spielen können«, das Johannes Heesters Ende der 30er Jahre sang, in einen Klavierspieler.

Schießl gelang es sofort, die Besucher mitzunehmen, zumal er die Chansons nicht nur sang, sondern auch spielte. Dazu nutzte er passende Requisiten, wie eine Schürze oder einen Geigenkasten. Mit Schießls enormer Ausstrahlung und Bühnenpräsenz wurde aus der Matinee eine Art »Musikfilm«, mit vielen Überraschungen und Pointen, aber auch mit ruhigen, stillen Momenten.

»Diese Bar ist auch der Ort, an dem die Tonarten von Dur nach Moll rutschen - und wieder zurück - genau so, wie es in der Welt auch passiert«, erklärte Schießl, bevor er mit »Wenn ich mir was wünschen dürfte« von Friedrich Hollaender, ein besinnliches Chanson sang.

Die Auswahl an Couplets, Chansons aus Berlin und Wiener Liedern war geradezu exzellent, und auch bissig-schwarzer Humor gehörte dazu wie »Der guate alte Franz«, ein Lied über die Freundschaft, dass Georg Kreisler zwar erst 1956 schrieb, das aber genau in das Programm passte. Die Liebe, Essen und Trinken, oder die Musik - das waren die Themen, die in einer solchen Bar immer aktuell waren, und so interpretierte Schießl mit »Zwei alte Tanten tanzen Tango« und »Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin« zwei fröhliche »Musiker-Chansons«, wobei er zwei Puppen Tango tanzen ließ. Und wer darf in der Bar nicht fehlen? Natürlich der »Schöne Gigolo«, ein Schlager, den der Italiener Leonello Casucci 1928 geschrieben hat. Es macht einfach Spaß, Schießl - und natürlich auch seiner exzellenten Begleiterin am Piano - zuzusehen und -zuhören. Bewusst verzichtet der Sänger darauf, Komponisten zu nennen oder etwas über die Lieder zu erzählen, das würde den »Film« nur stören.

Und es gelingt ihm mit einem kleinen rhetorischen Trick - »Ich hatte da so eine Assoziation« - »Ich wollt ich wär ein Huhn« - bekannt geworden durch die legendären Comedian Harmonists - ins Programm einzubinden. Die Besucher wurden zu gackernden Hühnern. Und da Hühner bekanntlich Eier legen, fällt der Übergang zum wieder exzellent passenden Peter-Alexander-Lied von der »Mehlspeis« leicht. Nicht enden wollte da der Beifall für Schießl und McCloud, die als Zugabe mit Kreislers »Tauben vergiften im Park«, noch ein besonderes Schmankerl parat hatten - und dazu verteilte Schießl Körner an die Besucher.

Nach der Matinee nutzten viele Besucher das Angebot, sich bei einer Führung über den aktuellen Baustand zu informieren oder die Ausstellung mit Bildern aus früheren Zeiten des Hallenbads sowie Plänen für den Umbau zu besichtigen.

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»Tauben vergiften im Park«: Pianistin Viona McCloud begleitet am Klavier. © Loni Schuchardt

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