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Um Denkmäler verdient gemacht

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Jan Weckler überreicht an Bruno und Norbert Kling die Denkmalplakette für die Sanierung der Halle des Taunusbrunnens. © Christine Fauerbach

Vier historische Gebäude wurden in Karben mit der Denkmalplakette des Wetteraukreises 2023 ausgezeichnet. Zwei Handwerksbetriebe erhielten eine Anerkennung.

M it der Verleihung der Denkmalplakette, die in mehrjährigen Abständen vergeben wird, zeichnet der Wetteraukreis hervorragende Beispiele für den denkmalgerechten Umgang mit Kulturdenkmälern in der Region aus. In diesem Jahr erhielten vier denkmalgeschützte Objekte in Karben, Friedberg, Münzenberg und im Limeshainer Ortsteil Himbach die besondere Auszeichnung, die zuletzt 2017 verliehen wurde.

Landrat Jan Weckler (CDU) begrüßte zur Verleihung Eigentümer und Architekten im historischen Ambiente der ehemaligen Gewerbehalle Taunusbrunnen im Karbener Stadtteil Kloppenheim. Wie der Landrat informierte, waren 13 Objekte in der Auswahl gewesen. »Die Jury des Denkmalbeirats hat sich die Auswahl nicht leicht gemacht, denn die Kriterien sind durchaus anspruchsvoll. Es gilt, die historische Substanz möglichst weitgehend zu erhalten, Materialien zu verwenden, die dem Denkmal entsprechen, historische Handwerkstechniken einzusetzen, bauliche Probleme innovativ und kreativ zu lösen und in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden denkmalgerecht zu planen und auszuführen.«

Bis in 60er Jahre Wasser abgefüllt

Er überreichte je eine Urkunde und Denkmalplakette an Bruno und Norbert Kling für die hervorragende Sanierung der denkmalgeschützten, dreischiffigen Industriehalle Taunusbrunnen. Diese war 1913 in Rohziegelmauerwerk errichtet worden. In der Anlage wurde bis 1964 Mineralwasser verarbeitet und abgefüllt. Der Taunusbrunnen war einer von insgesamt vier Brunnen in Karben.

Der Landrat wie auch Laudator Gustav Jung, Vorsitzender des Denkmalbeirats, lobten die gelungene Verbindung von alt und neu. Diese bezieht sich auf den Umgang mit dem Hallenkomplex und dessen Nutzung. Die historischen Backsteinwände wurden professionell versiegelt, Fenster und Türen teils saniert, teils neu eingebaut, die historischen Tore und die Dachkonstruktion mit dem Lichtband wurden erhalten beziehungsweise entsprechend dem Bestand erneuert. In der historischen, denkmalgeschützten Produktionshalle sind heute ein Fitness-Studio und ein Brautmodengeschäft untergebracht. Beim Gesamtprojekt wurde der Nachhaltigkeit Rechnung getragen.

Ebenfalls vorbildlich saniert wurde von Eigentümerin Martine Creydt das ehemalige Burgmannenhaus Bünauischer Hof in der Friedberger Burganlage. Das zweigeschossige Fachwerkhaus aus dem Jahr 1717 steht aus geschichtlichen Gründen als Einzelkulturdenkmal unter Schutz. Es beherbergte von 1832 bis 1886 das erste Amtsgebäude des neu geschaffenen Kreises Friedberg. Bei der fachgerechten Sanierung wurden Böden, Treppe, Türen und Türzargen weitgehend erhalten und aufgearbeitet. Das Dach wurde mit Naturschiefer neu eingedeckt, das Dachgeschoss unter Erhalt der zierlichen Dachgauben zu Wohnzwecken ausgebaut. Zur energetischen Ertüchtigung ist das Wohngebäude von innen mit einem mineralischen Dämmsystem ergänzt worden. Umgesetzt wurden das historische weiß-rot-grüne Farbkonzept, der Sechser-Vierer-Aufteilung der weißen Fenster, der Dacheindeckung mit schwarzem Schiefer, großen und kleinen Gauben mit Blattrelief und historischem Pflaster. »Sie haben der Stadt Friedberg und der Burganlage ein Schatzkästchen geschenkt«, freute sich dArchitektin Ursula Schmidt.

Margit und Wilfried Schubert kauften 2014 ein Wohnhaus mit Nebengebäude und Scheune in sehr schlechtem Zustand in Münzenberg. Beim Wohnhaus handelt es sich nicht um ein klassisches Fachwerkhaus, sondern um ein aus Lehmsteinen massiv gebautes Gebäude.

Arbeiten in hoher Qualität ausgeführt

Das Ehepaar sanierte das Anwesen hervorragend und baute die Hofanlage denkmalgerecht wieder auf. Die Fenster des Wohnhauses wurden entsprechend dem historischen Vorbild nachgebaut, die Dachdeckung erneuert, Eingangstreppe und Tür wieder hergerichtet. Das zum Teil schon eingestürzte Nebengebäude wurde wieder aufgebaut. Vor allem im Inneren des Wohnhauses wurden alle Arbeiten in hoher Qualität ausgeführt, obwohl dies nach dem Denkmalschutzgesetz nicht zwingend notwendig gewesen wäre.

Die U-förmige Hofanlage mit Wohnhaus, Stall und Scheune in Himbach wurde Ende des 18. Jahrhunderts gebaut. Die Giebelseite des Fachwerkwohnhauses war im 19. Jahrhundert erneuert worden. Alle Gebäude der Hofreite sind jeweils als Einzelkulturdenkmäler geschützt. Die beiden Eigentümer Simone Klein und Kim Sen-Gupta haben die Hofanlage bauphysikalisch und energetisch ertüchtigt. Wo es möglich war, blieben historische Bauteile, wie Böden, Fenster, Pflaster, die historischen Biberschwanzziegel auf den Nebengebäuden erhalten.

Um historische Gebäude mit geeigneten Materialien angemessen zu sanieren, bedarf es Firmen, deren Mitarbeiter alte Handwerkstechniken beherrschen. Zwei dieser Firmen, die beispielhaft in der Denkmalpflege tätig sind, wurde eine Anerkennung ausgesprochen. Es sind das Dachdeckerunternehmen A.W. Aßmus in Nidda und die Schreinerei Möller in Reichelsheim. Dachdeckermeister Holger Aßmus und sein Team sind auf die Reparatur und Neueindeckung historischer Dächer unter Anwendung historischer Techniken wie auch Wärmedämmung spezialisiert. Schreinermeister und Restaurator im Handwerk Bernhard Möller und seine Mitarbeiter befassen sich mit Restaurierungen und Erhalt historischer Bauteile wie Fenster, Türen, Parkett- und Dielenböden, Treppen und Holzverkleidungen.

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Jan Weckler mit Dachdecker Nils Aßmus und dessen Mitarbeitern Maximilian Lehr, Tilo Fritz, Philipp Horn, Jeromy Damm. © Christine Fauerbach
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Beispielgebend: die mit der Denkmalplakette 2023 für vorbildlichen Sanierungen Geehrten und die mit einer Anerkennung ausgezeichneten Firmen. © Christine Fauerbach
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Gustav Jung, Vorsitzender des Denkmalbeirats. © Christine Fauerbach

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