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Von Goethe bis Shakespeare: Heiko Weber erzählt vom Unterrichten und seinen Leidenschaften

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Heiko Weber hat jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 20 Jahren zu tun. »Das hält jung«, sagt er. Daher behauptet er seit vielen Jahren konsequent, dass er 25 Jahre alt ist, erzählt er und lacht. Die Musik und der Sport, seine großen Leidenschaften, begleiten ihn auch im Schulalltag. © Nicole Merz

In Heiko Webers Klassenzimmer an der Augustinerschule Friedberg geht es um Deutsch und Englisch. In der WZ-Redaktion herrscht Einigkeit darüber, dass er beliebtester Lehrer der Augustinerschule ist.

Es sind über 800 Brett- und Kartenspiele. Sie stapeln sich in mehreren Reihen bei Heiko Weber zu Hause. »Mindestens ein Mal in der Woche spielen wir alle zusammen«, erzählt Weber. Den Großteil der Woche spielt er allerdings nicht, sondern erklärt, zeigt und bespricht. Weber ist Lehrer an der Augustinerschule in Friedberg. Und ein ziemlich beliebter obendrein, schenkt man den Aussagen der Redakteure dieser Zeitung Glauben, die ihn vor einigen Jahren selbst als Lehrer in Friedberg hatten.

Weber unterrichtet seit über 20 Jahren Deutsch und Englisch von der fünften bis zur dreizehnten Klasse. »Die beiden Fächer sind super, nur das Korrigieren, das ist der Horror«, sagt der 55-Jährige aus Friedberg und lacht. Denn mit 25,5 Stunden reinem Unterricht pro Woche sei die Arbeit noch lange nicht getan. Die Korrektur von Klassenarbeiten, die Vorbereitung auf den Unterricht und die Pflege vom digitalen Klassenbuch kommen noch oben drauf. »Die eigentliche Arbeit beginnt zu Hause.«

Lehrer-Beruf hält jung

Sein ursprünglicher Berufswunsch ging in eine ganz andere Richtung. Weber wollte beim Radio im Musik- oder Sportjournalismus einsteigen. »Aber ich wusste gar nicht, wie ich das anstellen soll.« Durch ersten Kontakt zur Sportredaktion der WZ konnte er dann dort als Sportjournalist tätig sein. Von 1995 bis 2016 war er freier Mitarbeiter.

Für Weber war allerdings auch klar, dass er etwas mit jungen Menschen machen möchte. »Ich konnte es mir gut vorstellen. Und: Wenn du immer mit jungen Leuten zu tun hast, hast du das Gefühl, dass du nicht großartig alterst«, sagt er. Er studierte Gymnasiallehramt in Anglistik und Germanistik - und begann danach an der Augustinerschule in Friedberg. Dort war er selbst früher Schüler, so wie nun auch seine Tochter und sein Sohn.

Heute würde er definitiv eine andere Fächerwahl treffen. »Ich hatte damals mit Englisch und Mathe begonnen, mich aber schnell von Mathe abschrecken lassen.« Sport hätte ihm auch Spaß gemacht, da habe er sich aber wegen des Turnens nicht getraut. Daraufhin seien es Englisch und Deutsch geworden.

Was ihm an dem Beruf am meisten Spaß mache, sei die abwechslungsreiche Arbeit. »Oft läuft es nicht so wie geplant, wenn die Schüler nicht erkennen, worauf ich hinaus will. Da muss ich dann auch flexibel sein. Und: Ich lerne sehr viel von meinen Schülern.« Weber macht mit seinen Tutorenkursen der Oberstufe häufig Ausflüge. »Da geht es ins English Theatre oder zu den Bad Vilbeler Burgfestspielen«, sagt er. »Es geht dann mal nicht nur um Schule. Das wissen sie zu schätzen.« Ein weiteres Angebot, das er dem jeweiligen Abi-Jahrgang immer macht, ist ein Crash-Tanzkurs. Und damit kenne er sich auch aus: »Ich habe viele Jahre bei der Tanzschule Wehrheim Gierok Standard und Latein getanzt.«

Weber nutzt Musik zum Ausgleich

In seiner Freizeit geht der 55-Jährige verschiedenen Hobbies nach. Ein großes: die Musik. Weber singt im Shanty-Chor in Friedberg und hat eine »riesige Schallplatten- und CD-Sammlung, für die leidlich Platz gemacht wurde«. Er nutze Musik aktiv zum Ausgleich und höre sie häufig, wenn er arbeite und komplexe Texte lese. »Das beschwingt mich und versüßt meine Arbeit.«

Weber ist außerdem Fan der Fußballmannschaft Eintracht Frankfurt. »Bei Abi-Prüfungen sitze ich vorn mit Anzug, aber auf dem Tisch liegt mein Eintracht-Schal. Das lockert Situationen auch mal auf. Da kommt dann ein Schüler rein, Bayern-Fan, und sagt: ›Wenn ich das jetzt Ihretwegen verhaue‹ und lacht.«

Solche Interaktionen machten ihn glücklich - und, wenn er Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern verbringen kann. Und wenn es mal doch nicht so laufe, mache er trotzdem das Beste daraus. »Ich versuche immer, dem Leben optimistisch zu begegnen. Ich sehe das Gute im Menschen«, sagt er. »Das erleichtert den Zugang zu den Menschen. Und ist authentischer.«

INFO: Teil 9 der Serie (Mit-)Menschen

Jeden Tag begegnen wir Menschen, die uns zwar vertraut sind, die wir aber gar nicht kennen. Ihre Geschichten, Berufe oder Hobbys bleiben uns verborgen. Wir haben uns vorgenommen, das zu ändern. In unserer Serie »(Mit-)Menschen« wollen wir einige dieser Wetterauer vorstellen.

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