Was die Taube Trespe verrät

Friedberg-Ossenheim (rho). Die botanische Wanderung des Kultur- und Traditionsvereins Ossenheim (KuTV) führte bei angenehmen Temperaturen vom Bürgerhaus zur Lamakoppel in die »Renn«. Gerhard Dietz hieß dort alle naturinteressierten Gäste willkommen und übergab das Wort an den Botaniker Dr. Stefan Nawrath.
Am Parkplatz neben dem Bürgerhaus ging Nawrath auf die gefällten Birken ein, die besonders unter den Dürresommern gelitten hatten. Das üppige Gras unter den Bäumen besteht vorwiegend aus der Tauben Trespe, ein Süßgras, das dieses Jahr überall in der Wetterau in Massen auftritt. Es ist einerseits Zeiger trockenheitsbedingter Narbenschäden als auch einer Nährstoffüberversorgung.
Bedingt durch die Hächselpflege des Grasbewuchses statt einer Verwertung reichere sich immer mehr Stickstoff an, der den Bewuchs immer blütenärmer werden lasse, erläuterte Nawrath. Angrenzend wurde der Tümpel radikal von Bäumen befreit, wovon aber die Amphibien profitierten, die mehr Licht benötigten.
Weiter ging es an der Hochzeitswiese vorbei, die von Schafen beweidet wird. Nawrath wies auf fünf Speierlingsbäume hin, die als Naturdenkmäler ausgewiesen, aber leider teils umgefallen sind. Über den von KuTV-Mitgliedern freigeschnittenen, über Jahrzehnte zugewachsenen Original-Weg ging es durch das »Läuswäldchen« den Hang des Münzenberger Rückens hinauf. Dort eröffnete sich der Blick über eine Wiese zur Hanauer Bahnstrecke und auf die Wetter mit der Usamündung.
Von dort ging es auf die Koppel von Vereinsmitglied Yvonne Adelmann. Die Koppel wird die seit Jahren von drei Lamas beweidet.
Lamas sorgen für mehr Ökologie
Nawrath: »Die Tiere haben durch ihr Fraßverhalten ein kleinräumiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume geschaffen, das von hoher ökologischer Wertigkeit ist.« Es blühte zahlreich der Knollen-Hahnenfuß und der Knöllchen-Steinbrech, beides zurückgehende Arten und Zeiger nicht überdüngter Böden. Auf den Trittpfaden der Lamas wurden die Baue erdnistender Wildbienen beobachtet. Die Eigenschaft der Lamas, immer wieder dieselben Kotplätze zu benutzen, sorgt für partiell üppigeren Bewuchs, beispielsweise mit dem Wiesen-Kerbel.
Zum gemütlichen Ausklang der Wanderung wurden vegetarische und konventionelle Würstchen sowie Brote mit Wegerich-Pesto und anderen selbst gemachten Aufstrichen angeboten.
Der KuTV lädt alle Interessierten für Freitag, 26. Mai, um 18 Uhr zum letzten Bildervertrag aus der Reihe »Ossenheim damals und heute« in den Bürgerhaus-Pavillon ein.