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Wasserkreislauf der besonderen Art

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Wetteraukreis . Welch kostbares Gut Wasser ist, das erleben nicht nur die gerade unter einer enormen Hitzewelle leidenden Mittelmeerländer. Auch hierzulande ist die Versorgung mit dem kostbaren Nass aufgrund der geringen Niederschläge nicht nur in diesem Sommer ein Thema. Klimawandel und sinkende Grundwasserstände sind ja auch nicht zuletzt heiß diskutierte Themen in den »sozialen Netzwerken«.

Zum Kühlen bei Quellbohrung

Da kommt der Erschließung neuer Quellen eine große Bedeutung zu. Und manchmal führt sie sogar zu Wasserkreisläufen der besonderen Art. So kürzlich geschehen in Florstadt. Dort hatte sich ein wundersamer Wasserschwund im Wohngebiet »Schwarzer Berg« ergeben, der letztlich durch den investigativen Einsatz der Stadtverwaltung respektive ihrer Ordnungsbehörde gelöst werden konnte.

Doch der Reihe nach: Ein Bürger aus dem Kreisgebiet wollte auf seinem Grund und Boden einen neuen Brunnen graben lassen und beauftragte dafür eine Fachfirma. Das lief jedoch nicht so ganz problemlos, denn der Wasserbohrer musste gekühlt werden. Natürlich mit Wasser. Selbiges war dort vor Ort jedoch nicht vorhanden. Was also tun in der Wassersnot?

Da erinnerte sich der findige Kreisbürger eines Stammheimer Landwirts, der ihm einmal von einem öffentlichen Brunnen am »Schwarzen Berg« erzählt hatte. Die Zapfstelle dort war von der Stadt eigens dazu eingerichtet worden, damit sich Anwohner zwecks Gartenbewässerung bedienen könnten. Nichts für Auswärtige also. Und die Entnahme ist auf 1000 Liter beschränkt.

Doch der Bohrer wollte gekühlt werden. Der Mann aus dem Kreisgebiet organisierte also in aller Eile eine Zugmaschine und einen 30 000 Liter fassenden Tankauflieger, fuhr zu besagter Zapfstelle und besorgte sich dort das für den Bohrer benötigte Kühlwasser. Rund 10 000 Liter.

Der »Mundraub« blieb jedoch nicht unbemerkt. Eine Anwohnerin hatte den Laster bemerkt, sich zunächst gewundert, dann aber das Fahrzeug sicherheitshalber fotografiert. Schließlich fuhr sie dem Lkw sogar hinterher, verlor ihn aber aus den Augen.

Geständig und einsichtig

Spätestens am nächsten Tag wurde ihr jedoch klar, was geschehen war, als aus der Leitung kein Wasser mehr kam. Das Reservoir musste sich erst einmal wieder eine Zeit lang füllen.

Das nun über den Vorgang informierte Ordnungsamt konnte letztlich über das Nummernschild von Zugmaschine und Auflieger ermitteln, wer für die illegale Wasserentnahme verantwortlich war. Der Täter habe sich aber geständig und einsichtig gezeigt, berichtet der Ordungsamtsleiter gegenüber dieser Zeitung.

Die Stadt ihrerseits wiederum zeigte sich kulant, denn der Mann kam ohne juristische oder finanzielle Sanktionen davon, musste aber natürlich die entnommene Wassermenge gut bezahlen. Es sei für ihn eine absolute Notsituation gewesen, und er habe versprochen, es nicht wieder zu tun, berichtet das Ordnungsamt vom Ausgang der ungewöhnlichen Betankungsaktion.

Das muss der reuige Täter natürlich auch nicht mehr, denn jetzt hat er ja seinen eigenen Brunnen. Ein Wasserkreislauf der besonderen Art. Rüdiger Geis

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