Wegen gesperrter Ortsdurchfahrt: Rushhour auf dem Schulweg

Jede Baustelle zieht Schleichwege nach sich. In Ockstadt wird die Ortsdurchfahrt saniert. Autofahrer nutzen stattdessen den Alleeweg, der als Schulweg ausgewiesen ist. Zum Ärger der Eltern und Kinder.
Zu den Merkmalen eines sicheren Schulwegs gehört, dass die Gehwege breit genug sind und der Weg »möglichst nicht an Straßen mit einem großen Verkehrsaufkommen« vorbeiläuft. Der Schulweg im Abschnitt des Ockstädter Alleewegs hat gar keinen Gehweg, er ist quasi ein Gehweg. Fahrräder sind erlaubt, Autos nicht verboten. Wie auch, liegt hier doch die Steinkopf-Sporthalle, die mit dem Auto angefahren werden kann. Dahinter folgt der Sportplatz, auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich Kleingärten.
Zwischen Sportplatz und Gärten ist der Weg recht schmal. Der Test zeigte: Kommen einem Radfahrer nacheinander ein Traktor und ein Pkw entgegen, wird’s eng. Auch weil der Autofahrer mal wieder ganz links fuhr, als wolle er den Traktor überholen. Autofahrer halt.
Auf dieser Strecke laufen morgens vor Schulbeginn Kinder zur Grundschule. Gleichzeitig wird die Strecke von Eltern genutzt, die ihre Kinder mit dem Auto nach Friedberg zur Schule bringen.
»Die Strecke wird seit längerem als Schleichweg genutzt, seit Montag hat der Verkehr erheblich zugenommen«, sagt Kirsten Dönges. »Besonders morgens und am Nachmittag.« Dönges hat zwei schulpflichtige Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren. Und sie hat Angst. Angst, dass auf dem Schulweg ein Unglück geschieht. »Da stehen zwar zwei Schilder, die zur Schrittgeschwindigkeit aufrufen. Aber die beachtet doch niemand«, sagt Dönges. Viele Autofahrer würden regelrecht rasen, nähmen keine Rücksicht auf Fußgänger.
»Wenn man was sagt, wird man noch angepöbelt.« Unter den Autofahrern seien auch Eltern mit Kindern, sagt Dönges. Rücksicht nähmen die aber auch nicht. »Gestern morgen haben wir 28 Autos gezählt, in beide Richtungen. Die Kinder mussten sich an den Sportplatzzaun anschmiegen oder ins Gras steigen. Da gibt’s ja keinen Bürgersteig.« Sicher sei dieser Schulweg nicht, sagt Dönges. Die Ortsvorsteherin habe versprochen, sie kümmere sich darum, das Ordnungsamt sei auch mehrfach informiert worden und habe versprochen, sich die Sache anzuschasuen. Dönges: »Man wird nur vertröstet. Getan hat sich nichts, obwohl der Stadt die Situation bekannt ist.«
Appell der Stadt an die Autofahrer
Viele ihrer Bekannten, die ebenfalls Schulkinder haben, würden genauso denken, sagt Dönges. »Alle halten das für gefährlich. Ich will nicht, dass meine Kinder auf einem so stark von Autos befahrenen Schulweg laufen müssen. Ich will nicht, dass da jemand unter die Räder kommt.«
Die Situation im Alleeweg ist, das weiß die Stadt Friedberg, den Straßenbaumaßnahmen in der Ortsdurchfahrt geschuldet. »Die großräumige und ausgeschilderte Umleitung zu dem Bauvorhaben ›Friedberger Straße‹ verläuft über die B 3 und die B 455«, teilt Pressesprecher Andreas Bloching mit. »Dennoch lässt es sich leider nicht vermeiden, dass Ortskundige innerörtliche Straßen als Umfahrung der Baustelle nutzen. Dies ist auch nicht verboten.«
Bereits für den ersten Bauabschnitt zwischen Bachgasse/Nauheimer Straße und Eichelsgartenstraße sei die Einbahnregelung im Alleeweg entlang des Sportplatzes aufgehoben worden. »Dies war bzw. ist nötig, um Einsatzkräften der Feuerwehr die Zu- als auch Abfahrt nach/von Ockstadt im Einsatzfall zu erleichtern.« Auch für den nun begonnenen zweiten Bauabschnitt sei dies notwendig.
Die Stadt appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, ihr Fahrverhalten diesen besonderen und vorübergehenden Verkehrsverhältnissen anzupassen und bittet vor allem um Rücksichtnahme gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere Fußgängern. Bloching: »Die Straßenverkehrsbehörde hat den Bereich verstärkt im Blick und wird gegebenenfalls regulierend und überwachend eingreifen.« Sobald die Baumaßnahme abgeschlossen sei, werde sich die Situation auch im Alleeweg wieder entspannen.