Weiter mit Utter

Wetteraukreis (kai). »Der heutige Tag ist beklemmend, da geht die Freude über das gute Ergebnis für die CDU unter«, sagt Tobias Utter. Die Worte wählt er mit Bedacht, noch ehe er eine Frage zum Ergebnis der Landtagswahl und seinem fünften Einzug in den Landtag zulässt. »Es ist ein schrecklicher Tag, der Krieg in Israel, so viele Tote, die planmäßig erschossen worden sind«, sagt Utter.
Der Bad Vilbeler ist im Landtag im Freundeskreis Israel engagiert. Das schlimme sei, dass alles so wirke, also ob der Angriff vom Iran aus gesteuert worden sei.
Froh ist er darüber, dass er auch diesmal den Wahlkreis 25, Wetterau I, für sich entscheiden konnte. Damit setzt die südliche Wetterau auf Kontinuität. Seinen Vorsprung vor der Zweitplatzierten im Wahlkreis, Kathrin Anders von den Grünen, beträgt fast 20 Prozentpunkte. »Die zweite Überraschung des Wahlabends ist, dass die AfD so zulegen konnte«, sagte Utter.
Im Wahlkreis 25, der die Städte Bad Vilbel, Karben, Friedberg, Rosbach, Niddatal und die Gemeinde Wöllstadt umfasst, hätten 74 185 Menschen wählen gehen können. Die Wahlbeteiligung lag bei um die 65 Prozent und damit nochmals niedriger als bei Landtagswahlen 2018 als sie noch 71 Prozent betrug.
Sicher dem neuen Landtag gehört auch Kathrin Anders von den Grünen an. »Das Ergebnis der heutigen Wahl birgt eine besondere Aufgabe für uns Demokraten. Es gilt verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen.« Diese Wahl sollte zu denken geben. Künftig gebe es nur noch eine demokratische Oppositionspartei im Landtag. Das Ergebnis der Landtagswahl mit der AfD als zweitstärkste Kraft im Land müsse nun in Bund und Land reflektiert werden.
Ob der DGB-Mann Matthias Körner, der im Wahlkreis 25 für die SPD angetreten ist, dem Landtag angehören wird, war am Wahlabend noch nicht klar. Der Gießener ist auf der Landesliste auf Platz 16. »Das könnte knapp werden«, sagt er. Seine Erklärung für das schlechte Abschneiden der SPD: »Wir müssen Politik besser erklären und die Mitglieder besser einbeziehen.«
Der nicht in der Wetterau verwurzelte Körner wurde noch vom AfD-Mann Christian Rohde aus Karben überflügelt. Rohde zeigte sich während der Pressekonferenz im Friedberger Kreishaus am Sonntagabend selbstbewusst. »Wir sind nach der CDU der Wahlsieger und konnten unser Ergebnis nochmals verbessern.« Er erklärte unter Buh-Rufen, dass seine Partei im Landtag gute Arbeit geleistet habe. »Brandmauern machen keinen Sinn, die treiben unsere Wähler nur noch weiter von ihnen weg.« Rohde kündigte an: »Die AfD ist gekommen, um zu bleiben«.
Der Aufstieg der Rechtsaußen-Partei besorgt. »Es hat mich überrascht, dass sie derart zulegen konnte«, sagt Tobias Utter. In den Gesprächen im Wahlkampf habe er erlebt, dass die Menschen von der Politik enttäuscht sind, vielfach sei gesagt worden, Berlin bräuchte einen Denkzettel. AfD zu wählen sei keine Lösung. »Die Partei benennt Probleme und Sorgen, hat da aber keine Antworten und Lösungen«, sagt Utter.
»Das Ergebnis ist vor allem eine Quittung für die Ampel in Berlin«, erklärt Kathrin Anders. Sie macht auch den Populismus seitens der CDU-Bundesspitze für das AfD-Ergebnis verantwortlich.
Dass Tobias Utter erneut den Wahlkreis entscheiden konnte, erklärt er damit, dass er den Menschen zuhört und sich für die Wetterau in Wiesbaden einsetzt. Er nennt den Ausbau der S 6, die Ortsumgehung in Wöllstadt und das Kümmern um Unternehmen während der Corona-Zeit.
Sicher werde er das in den nächsten fünf Jahren auch noch machen. Danach soll mit Landespolitik für den 62-Jährigen Bad Vilbeler Schluss sein. »Wenn es nach meinen Plänen läuft, ist das so. Als Politiker soll man ja nie, nie sagen, aber das heute sollte meine letzte Kandidatur im Wahlkreis sein«.