1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Friedberg

Weniger ist mehr ... wirklich?

Erstellt:

Von: Ines Dauernheim

Kommentare

kai_nic_backen2_031222
Ines Dauernheim in ihrer Küche beim Plätzchenbacken. © Nicole Merz

Wie halten Sie es in diesem Jahr mit dem Plätzchen backen? Klar ist, es wird teurer. Verzichten, das muss nicht sein. Plätzchenduft, kleine Köstlichkeiten aus der Adventsbäckerei gehören dazu.

25 Gramm Pistazien für 2,79 Euro. 250 Gramm Butter für 2,29 Euro. Dass die Weihnachtsbäckerei teurer wird, zeichnet sich schon im Herbst ab. Verzichten: Niemals. Eine Strategie muss her, wie auch diesmal ein hübscher Plätzchenteller die gemütliche Zeit unterm Weihnachtsbaum heimelig werden lässt.

Erzählten meine Eltern aus ihrer Kindheit, gehörten Plätzchen immer dazu. Meine Großmütter wurden kreativ, ersetzen Butter durch Schmalz und haben weit im Voraus das Weihnachtsfest im Blick gehabt. Schmalz im feinen Gebäck, das mag ich mir heute geschmacklich nicht vorstellen, ja Margarine ist ein guter Ersatz und passt zum ärztlichen Rat »Weniger tierische Produkte essen«. Eier lassen sich durch Apfelmus ersetzen, ausprobiert habe ich es beim Feingebäck noch nicht - vielleicht im kommenden Jahr. Weihnachtsleckereien formen, wie Rumkugeln ohne Backen, das ist nicht so ganz meins. Also plane ich nach dem Motto: »Weniger ist mehr«.

Alternativen suchen und finden

Müssen es 20 verschiedene Plätzchensorten sein? Muss ich die in der Familie beliebten Pistazien-Marzipan-Rollen auftischen? Gibt es Alternativen? In meiner Backbuchsammlung mache ich mich auf die Suche: Gebäck mit wenigen Zutaten, nicht so viel Teures wie beispielsweise Cranberries. Mir fällt ein Standardwerk aus dem Jahr 1960 in die Hand. »Backen macht Freude« von Dr. Oetker. Irgendwann habe ich mir mal eine Neuauflage angeschafft, weil darin die Rezepte aufgelistet sind, mit denen meine Mutter bei mir die Liebe zum Backen geweckt hat. Weihnachtsplätzchen daraus haben wir nie gebacken, die kamen aus bunten Broschüren der Bielefelder Firma und aus dem handschriftlichen Backbuch aus der Ausbildung meiner Mutter.

Ich lese mich ein: Gefüllte Honigkuchen, da kommt mir die Idee: Statt nur mit Pflaumenmus lässt sich die Füllung mit Marzipan verfeinern. Die Honigkuchen werden auf dem Blech gebacken, dann geschnitten. Clever: Mit einem Backvorgang füllt sich die Vorratsdose.

Hinter Rezeptvorschlägen wie Makronen haben die Kochbuchmacherinnen vor mehr als 60 Jahren vermerkt: Eiweißverwertung und Eigelbverwertung. Klar, Backen ohne Reste, das ist hauswirtschaftliches Grundwissen. Diese hauswirtschaftlichen Basics gehen mehr und mehr verloren. Hauswirtschaft ist vom Lehrplan in den Schulen längst verschwunden. Spontanität lenkt das Handeln am Herd. Mit Planen und dem Abstimmen von Rezepten aufeinander lassen sich Reste vermeiden.

Kein Leerlauf für den Ofen

Da ist es wieder das Stichwort: Weniger ist mehr. Den Ablauf meiner Weihnachtsbäckerei unterziehe ich einer Prüfung. Mal eben ein Rezept nach Feierabend zubereiten und backen, das ist tabu. In zwei oder drei Backtagen möchte ich meine Dosen mit Weihnachtsplätzchen gefüllt haben. Denn je seltener der Herd für ein, zwei Bleche voller Naschereien aufheizt und danach wieder auskühlt, desto mehr Energie kann ich sparen. Leerlauf für den Ofen zwischen zwei Rezepten wird vermieden. Konsequent wird Umluft genutzt, da können drei Bleche in einem Backvorgang gleichzeitig garen. Die Backofenklappe wird noch seltener geöffnet. Ist der Teig für die Plätzchen etwas ungleichmäßig ausgerollt, sind die dünnen halt etwas dunkler.

Und noch was habe ich vorgezogen: Der Ofen ist vor der Weihnachtsbäckerei gesäubert worden. Der Backofen ist eines der Haushaltsgeräte mit dem höchsten Stromverbrauch. Die Verbraucherzentralen schätzen seinen Anteil an den Stromkosten im Haushalt auf zehn Prozent.

Die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag) wissen, dass ab Oktober der Stromverbrauch in den Haushalten ansteigt, erklärt Pressesprecher Michel Kaufmann. Wie viel davon auf die Weihnachtsbäckerei entfällt, kann der Versorger nicht ausmachen. Der höhere Verbrauch hänge hauptsächlich mit den kürzeren Tagen und der früher einsetzenden Dunkelheit zusammen.

Bei all dem Abwägen und Prüfen dessen, was ich in der Weihnachtsbäckerei mache und welche Folgen das hat, soll die Freude am Backen nicht getrübt werden. Ganz asketisch möchte ich den Plätzchenteller zum Weihnachtsfest nicht gefüllt haben. Also ein bunter Mix mit etwas Verzicht und etwas Neuem.

TIPPS: Sparen beim Backen

Aufs Vorheizen des Backofens kann verzichtet werden.

Die Restwärme des Ofens kann genutzt werden: Dafür einige Minuten vor Ende der Backzeit die Temperatur abdrehen.

Mehrere Bleche bei Umluft gleichzeitig backen.

Die Adventsbäckerei gut planen, die Rezepte aufeinander abstimmen, um Reste zu vermeiden.

Beim Einkauf auf Regionalität und möglichst wenig Verpackungen achten, das rät beispielsweise der Bad Nauheimer BUND.

Eine weitere Empfehlung des BUND: Selbst backen statt zum fertigen Teig aus dem Kühlregal greifen. kai

Ideen aus altem Backbuch

Das Blättern im alten Backbuch hat die Lust geweckt, die Rezepte auszuprobieren. Ordentlich punkten konnten die Zitronenherzen: fein mürbe, frisch im Geschmack. Und wie im vergangenen Jahr erwähnt, gehören die in mehreren Schritten entstehenden Hausfreunde dazu. Für Extra-Wünsche der studierenden Kinder (»Wo sind die Bärentatzen?«, fragte mein Sohn, als ich eine Liste mit den gebackenen Plätzchensorten in der Familie verteilte) waren auch noch Zutaten, Zeit und Energie da. Denn bei der Liebe zum Backen geht’s halt nicht immer mit »weniger ist mehr«.

TIPPS: Sparen beim Backen

Aufs Vorheizen des Backofens kann verzichtet werden.

Die Restwärme des Ofens kann genutzt werden: Dafür einige Minuten vor Ende der Backzeit die Temperatur abdrehen.

Mehrere Bleche bei Umluft gleichzeitig backen.

Die Adventsbäckerei gut planen, die Rezepte aufeinander abstimmen, um Reste zu vermeiden.

Beim Einkauf auf Regionalität und möglichst wenig Verpackungen achten, das rät beispielsweise der Bad Nauheimer BUND.

Eine weitere Empfehlung des BUND: Selbst backen statt zum fertigen Teig aus dem Kühlregal greifen.

Auch interessant

Kommentare