Wenn die Stromrechnung zu hoch ist

Mitarbeiter der Diakonie Wetterau beraten Menschen mit Schulden. Bald, vermutet Schuldnerberaterin Irina Miroshnychenko, wird der Bweratungsbedarf steigen.
Bald wird es mehr Beratungsbedarf geben, vermutet Irina Miroshnychenko. Sie arbeitet als Beraterin bei der Diakonie Wetterau und ist unter anderem für den Bereich Schuldnerberatung zuständig.
Neben vielen Angeboten der Diakonie ist die Schuldnerberatung eine Säule. Auf der Web-Seite heißt es dazu: Die Schuldnerberatung hilft Menschen, die überschuldet oder von Überschuldung bedroht sind. »Die Mitarbeitenden der Schuldnerberatungsstellen unterstützen dabei, die Schulden zu tilgen oder zu reduzieren und die Existenz zu sichern.« Zudem beraten sie, wie die sozialen und psychischen Folgen der finanziellen Krise bewältigt werden können. Die Beratung ist kostenfrei.
Im Alltag sieht das so aus, dass sich Menschen an die Diakonie wenden, sobald sie in Zahlungsschwierigkeiten kommen, berichtet Miroshnychenko. »Meistens geht es um Heizkosten, Strom oder Miete.«
Erfahrungsgemäß sei es gut, wenn sich die Ratsuchenden dann melden, »wenn noch etwas zu machen ist«. Also: Nicht warten, bis man mit der Stromrechnung schon drei Monate in Verzug ist, die Abstell-Androhung oder Wohnungskündigung bereits da ist.
Gemeinsam Lösungen finden
Wie es vonseiten der Diakonie heißt, ist es das Ziel der Schuldnerberatung, die finanzielle und persönliche Lebenssituation von überschuldeten Menschen nachhaltig zu verbessern, um eine angemessene gesellschaftliche Teilhabe sicherzustellen. »Die Ziele der Beratung werden zunächst gemeinsam und ergebnisoffen mit den Betroffenen festgelegt. Am Ende des Beratungsprozesses sollen sie realisiert sein.« Auf der Web-Seite der Diakonie heißt es: »Die Mitarbeitenden informieren und beraten, unterstützen dabei, die Existenzgrundlage (Unterkunft, Essen, Kleidung) zu sichern, klären, ob die Ratsuchenden Anspruch auf Sozialleistungen haben.« Zudem helfen sie den Menschen, Rechtsansprüche durchzusetzen oder unterstützen dabei, die psychosoziale Situation zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Erarbeitung »realistischer Möglichkeiten, um die Schulden zu regulieren oder ganz abzubauen«.
Konkret, erklärt Miroshnychenko: Wenn es zum Beispiel um offene Forderungen beim Stromanbieter geht, »machen wir im ersten Schritt einen Haushaltsplan«. Es werde geschaut, ob es Möglichkeiten gibt, eine Vereinbarung für Ratenzahlungen zu treffen. Die Berater und Ratsuchenden treten dazu gemeinsam mit dem Stromanbieter in Kontakt.
Wenn es noch nicht zu spät sei und die Schulden nicht zu hoch seien, gebe es häufig die Möglichkeit, eine Vereinbarung zu treffen. Was Miroshnychenko oft als Beraterin erlebt: Mit den Schulden beginnt häufig ein Teufelskreis. Ein Klient, erzählt sie, hatte im Schichtdienst gearbeitet - wegen der unüblichen Arbeitszeiten konnte er keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, da keine mehr gefahren sind. Sein eigenes Auto konnte er aber auch nicht nehmen, da er kein Geld zum Tanken hatte.
Die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise werden sich bald zeigen, vermutet Miroshnychenko. Unabhängig von der aktuellen Situation steige der Beratungsbedarf meistens ohnehin im Frühjahr - mit den jährlichen Abschlagszahlungen der Strom- und Gasanbieter.
In diesem Jahr werde es aber wahrscheinlich mehr als sonst. Miroshnychenko spricht von einem »Nachzahlungsschock«. Aus diesem Grund werde die Diakonie Wetterau die Schuldnerberatung vergrößern.
Durch die Energiepauschale haben die Kirchen im vergangenen Jahr mehr Kirchensteuer bekommen, da die Energiepauschale einkommensteuer- und damit auch kirchensteuerpflichtig war. Die Diakonie als Teil der evangelischen Kirche setze diese Mittel gezielt zur Abfederung der finanziellen Belastungen durch die erhöhten Kosten unter anderem dafür ein, die Schuldnerberatungsangebote und die Allgemeine Lebensberatung aufzustocken.