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Wetterau: Auf der Suche nach dem Taxi-Mörder

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Jana Weisenfeld und Thomas Hauburger wollen die Wetterauer Taxi-Morde aufklären und sind dafür auch in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY… Cold Cases« mit Moderator Rudi Cerne aufgetreten. SCREENSHOT: AGL © Red

Nachdem die Wetterauer Taxi-Morde von 1988 und 1989 am Mittwoch Thems in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY…Cold Cases« gewesen sind, hoffen die Ermittler auf entscheidende Hinweise.

Zwei Morde und ein Einschussloch im Schaufenster - alles hängt miteinander zusammen, vermuten die Ermittler. Dieser Ansatz kam am Mittwochabend in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY… Cold Cases« zur Sprache, wo Kriminalhauptkommissarin Jana Weisenfeld von der Kripo Friedberg und der Gießener Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger bei Moderator Rudi Cerne zu Gast waren. Sie wollen die Taxi-Morde an Christel Rink und Horst Krug aufklären, die Ende der 80er Jahre die Wetterau erschütterten. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Tag nach der Ausstrahlung informierten, seien bislang 50 Hinweise im ZDF-Studio in München und bei der Kriminaldirektion Wetterau eingegangen.

Fünf Schüsse und Gewalt mit Stein

Die Auswertung dauere an. »Jedem Hinweis wird nachgegangen, um die Taten, auch nach dieser langen Zeit, aufzuklären« schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft. »Es gibt durchaus vielversprechende personenbezogene Hinweise«, konkretisierte Staatsanwalt Volker Bouffier. Personenbezogen bedeute, dass es um das Phantombild gehe, das den Mann zeigen soll, der am 20. Mai 1989, vier Tage nach dem Mord an Christel Rink, den Inhalt eines Schließfaches in der Frankfurter Hauptwache abholen wollte und dann flüchtete. Das Schließfach war zu diesem Zeitpunkt bereits abgelaufen und geleert worden. Zum Inhalt gehörten Gegenstände von Rink und eine Pistole des Typs »Frommer Baby«.

Wie diese Zeitung berichtete, war Taxifahrer Horst Krug am 30. Oktober 1988 auf dem Parkplatz des Bad Nauheimer Usa-Wellenbades mit 34 Messerstichen getötet worden. Die Reichelsheimer Taxifahrerin Christel Rink starb am 16. Mai 1989 auf einem Feldweg in der Gemarkung Florstadt. Sie fuhr mit dem Täter vom Friedberger Bahnhof in Richtung Altenstadt und wurde mit fünf Schüssen aus einer Pistole des Typs »Frommer-Baby« getötet. Anschließend schlug der Täter mit einem Pflasterstein auf ihren Kopf ein.

Zwischen den beiden Morden - nämlich in der Nacht auf den 6. Dezember 1988 - wurde auf das Schaufenster einer Apotheke in Assenheim geschossen - mit einer »Frommer Baby«-Pistole. Wie in dem Film bei »Aktenzeichen XY« zu sehen war, hatte sich die Polizei den Fall Rink 2018 erneut vorgenommen und dabei mögliche Verbindungen zum Mord an Krug und zum Schuss auf die Apotheke entdeckt. Die These: Beim Mord an Krug hatte der Täter noch keine Pistole, deshalb die Messerstiche. Direkt nach der Tat raubte er den Ermordeten aus, stahl unter anderem die »Frommer Baby« aus dem Taxi, mit der später auf die Apotheke geschossen und Christel Rink ermordet wurde.

Die Mordfälle Krug und Rink lagen zeitlich und räumlich dicht beieinander. Dass sehr wahrscheinlich aus Krugs Taxi die Pistole gestohlen worden war, schlossen die Polizisten aus der Tatsache, dass Krug zu Hause zahlreiche Waffen aufbewahrt hatte, darunter eine »Frommer Stop«. Waffenliebhaber besitzen oft diese und die »Frommer Baby«, und letztere war verschwunden, bis sie im Schließfach in Frankfurt wieder auftauchte.

Katzenhaare als mögliche Spur

In beiden Fällen waren die Opfer Taxifahrer. Der Täter stieg jeweils nachts zu und lotste das Opfer an einen einsamen Ort. Wie Hauburger erläuterte, seien beides Raubmorde gewesen, die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Im Fall des ermordeten Horst Krug spreche vieles dafür, dass dieser freiwillig auf den Parkplatz gefahren sei. Auffällig auch: Der Täter wollte sichergehen, dass das Opfer stirbt - man denke an die 34 Messerstiche. Und der Mörder dürfte gewusst haben, dass Krug besonders viel Geld bei sich gehabt habe,

»Wir gehen davon aus, dass der Täter damals, Ende der 80er Jahre, einen Bezug zum Raum Friedberg und Bad Nauheim gehabt haben muss. Entweder hat er dort gewohnt oder er hat sich dort regelmäßig aufgehalten. Er kannte sich dort aus, wusste, wo er mit den Opfern hinfahren konnte«, sagte Hauburger im ZDF. Auch Frankfurt, wo das Taxi nach dem Mord an Christel Rink abgestellt worden war und sich das Schließfach befunden hatte, könnte ein Ankerpunkt gewesen sein.

Stichwort Schließfach: Jana Weisenfeld brachte einen Aspekt ins Spiel: Der Täter könnte ein Haustier besessen haben, denn an Gegenständen im Schließfach seien ein bis vier Zentimeter lange, mittel- bis dunkelbraune Katzenhaare gefunden worden. Auch männliche DNA, mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Täter, habe man entdeckt.

Der Mörder, das Gerangel, der Kontrahent

Bei der Suche nach dem Doppelmörder setzen die Ermittler unter anderem auf das Phantombild, das den Mann zeigen soll, der am 20. Mai 1989 den Inhalt des Schließfaches an der Frankfurter Hauptwache abholen wollte. Dabei handele es sich höchstwahrscheinlich um den Täter, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger am Mittwochabend in der ZDF-Sendung. Es könne sich aber auch um einen wichtigen Zeugen handeln. Kriminalhauptkommissarin Jana Weisenfeld erwähnte außerdem den besagten Schuss in der Nacht auf den 6. Dezember 1988 auf die Assenheimer Apotheke. Der Schuss muss von unten nach oben abgefeuert worden sein. Eine mögliche Erklärung: Vor der Apotheke gab es ein Gerangel, die Kontrahenten stürzten zu Boden, aus Versehen löste sich ein Schuss. Sollte es diese Auseinandersetzung gegeben haben, dann sei der damalige Kontrahent für die Aufklärung des Falles wichtig. Diese Person könnte sagen, wer der Schütze und damit mutmaßlich auch der Doppelmörder gewesen ist. Die Polizei in Friedberg nimmt zu den Taxi-Morden und zu dem Schuss auf die Apotheke Hinweise unter der Telefonnummer 0 60 31/60 12 22 entgegen.

Phantombild der bislang unbekannten Person, die am 20. Mai 1989 versuchte, die abgebildete Waffe (rechts) aus einem Schließfach an der Frankfurter Hauptwache zu holen.
Phantombild der bislang unbekannten Person, die am 20. Mai 1989 versuchte, die abgebildete Waffe (rechts) aus einem Schließfach an der Frankfurter Hauptwache zu holen. © Polizeipräsidium Mittelhessen

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