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Wie ein sanfter Sommerwind: Marvin Dorfler Big Band spielt auf

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Die Marvin Dorfler Big Band sorgt auf der Naturbühne im Burggarten in Friedberg für swingende Momente. © Jürgen Wagner

Der Friedberger Kultursommer hat rund 200 Zuhörern einen jazzigen Abend beschert. Die Marvin Dorfler Big Band gab im Burggarten Kostproben ihres Jubiläumskonzerts Anfang Oktober.

Und rate mal, heißt es in einem Swing-Klassiker von 1966, wer sein Schlaflied seufzt während niemals endender Nächte. Bei Frank Sinatra war es der Sommerwind, dieser »flatterhafte Freund«. Am Freitagabend waren es Bettina Skottke, Eric und Luca Borner und Stefan Spielberger, die mit ihren Stimmen das excellente Spiel der Marvin Dorfler Big Band unter Leitung von Hans Eckhardt nicht nur bereicherten, sondern auf ganz neue Höhen hoben - sanft und energisch, wie Sommerwinde schon mal daherkommen.

Die Fans waren begeistert. Konzerte der Marvin Dorfler Big Band auf der Naturbühne des Burggartens sind wie große Familientreffen mit Picknick. Viele hatten sich Getränke und Leckereien mitgebracht, machten es sich im von Baumriesen umstandenen Graben gemütlich und lauschten über zwei Stunden lang den wie ein lauer Sommerwind durch die Zuschauerreihen wehenden Klängen.

Bekannte Stücke wie »Night and Day«, das unverwüstliche und immer wieder herausfordernde »Heartland« von Peter Herbolzheimer oder »Papa was a rolling stone« von den Temptations erklangen, aber auch James-Bond-Balladen und einige neu einstudierte Arrangements. Gleich mit dem ersten Stück, dem Instrumental »Jazz Police«, setzte das 18-köpfige Ensemble eine jazzige Duftnote, mit treibenden Beats, bestens aufgelegten Bläsern und einem satten Sound.

Die Jazz-Polizei musste nicht wegen Ruhestörung anrücken. Für unfreiwilligen Humor sorgte Eric Borner, der öfter auf der Bühne erschien als er singen durfte. »Bin ich jetzt dran?« Das entwickelte sich zum Running Gag, genauso wie die Frotzeleien zwischen Stefan Spielberger und Hans Eckhardt, die vom nächtlichen Striptease in einer Hotelbar berichteten; wer sich da in welcher Pose samt Birkenstock-Sandalen auf dem Flügel räkelte, soll hier nicht weiter breitgetreten werden.

Stefan Spielberger singt Tom Jones

Erwähnenswert sind die spontanen Tanzeinlagen der Sänger, unbedingt erwähnenswert die Strahlkraft ihrer Stimmen. Skottkes Interpretation von »His eye is on the sparrow« war ein Traum in Dur und Moll, Eric Borners Bariton sorgt für Kribbeln auf der Haut, sein Sohn Luca Borner steht ihm kaum nach und überzeugte mit dem selbstredenden Sinatra-Klassiker »Nothing but the best«, während Stefan Spielberger, der uneheliche Sohn von Tom Jones, mit »It’s not unusual«, »Delilah« und den »Green Green Gras of Home« für wahre Begeisterungsstürme sorgte. Das war zum Niederknien schön.

Zur guten Laune kam das perfekte Spiel der Musiker. Immer wieder waren schwindelerregende, zauberhaft schöne und mitreißende Soli zu hören, und wollte man die Solisten alle aufzählen, müsste man 18 Namen nennen. Deshalb sei stellvertretend die Rhythmus-Gruppe hervorgehoben: Das Zusammenspiel von Martin Kowollik (Drums), Stefan Heller (Bass), Dominik Krauss (Gitarre) und Joannes van der Linden (Keyboards) ist schon herausragend.

Den Schlussakkord setzte ein Welthit von Udo Jürgens, »If I never sing another song«, den schon Stars wie Shirley Bassey und Sammy Davirs jr. interpretierten und der im deutschen Original von Alexandra als »Illusionen« bekannt wurde. Das war ganz großes Kino, für das die Musiker auf der Bühne donnernden Applaus bekamen.

Vergangenes Jahr wurde die Marvin Dorfler Big Band 30 Jahre alt. Die Jubiläumsfeier wird am 2. Oktober in der Stadthalle Friedberg nachgeholt. Als Stargast wurde der US-amerikanische Sänger, Saxofonist und Arrangeur Darmon Meader verpflichtet, der 2008 mit dem Grammy ausgezeichnet wurde. Mit dabei ist auch wieder der Neu Isenburger Jazzchor Soundsensation; und am 18. Dezember ist wieder vorweihnechtliches Familientreffen der Fans beim traditionellen Chrismas-Swing der Marvin Dorfler Big Band.

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