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Wie eine musikalische Performance

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Von: Hanna von Prosch

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Verletzung und Regeneration sind Themen im Werk des Künstlers Conrad. © Hanna von Prosch

Friedberg (hms). Die Ausstellung »Dolphin Dance« wurde am Freitag im Kunstverein Friedberg eröffnet. Nach dem gleichnamigen Jazz-Titel von Herbie Hancock sind die einzelnen Werke als eine Art Combo zu sehen, in der jedes seinen eigenen Sound hat. Kuratiert wurde sie von dem Frankfurter Künstler Arthur Löwen, der 2022 selbst eine Ausstellung in Friedberg hatte.

Zur Einführung sprach Jo-achim Albert.

Arthur Löwen hatte die sieben Künstlerinnen und Künstler, nahezu alle ehemalige Studierende der Städelschule mit internationalen Ausstellungen, in einzelnen Präsentationen in Frankfurt gesehen. In Friedberg bringt er sie nun zusammen. Die Positionen, wie er sie nennt, sehe er wie eine musikalische Performance, was den Bezug zum Hancock-Titel erklärt. Im Begleitheft heißt es: »Die ausgestellten Werke zeigen sich als visuelles und inhaltliches Set, das betrachtet und durchdacht werden will. So bekommt jede Position Raum für ihr eigenes Solo, um anschließend im kollektiven Miteinander aufzugehen.«

Auf den ersten Blick wirkt die Ausstellung übersichtlich: ein Objekt an einer Wand, beziehungsweise sieben Miniaturen, oder im zweiten Raum, fünf große Spiegelflächen, Einzelbilder. Eine Skulptur aus Gips, Bauplatten und Eurobehältern. Zwischen zwei Kleinformaten und einem Großformat hängt ein Objekt aus drei übereinander geklebten großen Klebebandrollen. Bis auf drei Gemälde haben alle eins gemeinsam: Baumaterial und Fundstücke. Soweit der äußere Eindruck. Reizvoll zum genaueren Betrachten sind die Miniaturen von Daniel Stubenvoll, die aus Metallstücken mit Lötstellen oder einem Bürstenstück ihre eigene Poesie entfalten. Bèla Feldberg hat seine Skulptur »Untitelt (self-portrait)« genannt.

MRT-Scans auf Wandstücken

Das zeigt er tatsächlich als MRT-Scans hinter einem herausgebrochenen Wandstück. Die von innen beleuchteten Etagen sind mit weiß gestrichenen Flaschen und Behältern bestückt. Einblick geben Löcher und Fenster. Im Heft heißt es: »Der urbane Raum wird als objektive Instanz infrage gestellt und in einen persönlichen Kontext umgedeutet.«

Die Arbeiten des Künstlers namens Conrad sind dem in dieser Art von moderner Kunst weniger bewanderten Betrachter am eingänglichsten. In seinen drei Arbeiten greift er in die Materialien durch Einschneiden, Zusammennähen und Verbinden ein, gestaltet die Leinwand mit Tusche und Acryl in verschiedenen Drucktechniken. Seine Motive vermitteln Eigenständigkeit und Beweglichkeit, hängen aber immer zusammen. Atem Choi zeigt fünf »Mirror Paintings«, wobei er den Begriff der Störung, aufgeklebte Elemente aus Kunstharz und Farben, als zentrale Aussage wählt. Unter dem Künstlernamen Uwe Pop Choi hatte er mit einer Art Stand-up-Comedy in englisch den Abend eingeleitet.

Zum Großformat steht Yana Tsegay, die darauf einen quasi paläontologischen Fußabdruck mit Assoziation an die Höhlenmalerei zeigt. Damit korrespondieren zwei kleinformatige Bilder von Sara Rossi. Perspektivisch lotet sie Raum und Raum der Farbe aus.

Dazwischen pendelt die bereits erwähnte Position der japanischen Künstlerin Yamakawa. Im Heft heißt es dazu: »Sie deutet in ihrer Arbeit metaphorisch die verschlungenen Pfade der Metaphysik an. Sinnliche Wahrnehmung und Intellektualität sollen eine symbiotische Beziehung eingehen.«

Tatsächlich suchten die Ausstellungsbesucher beim Einblick von oben nach den angegebenen Materialien wie Knusper-mix Schoko oder Pfefferkörner, nur Liebesperlen waren auszumachen. Der handgeschriebene, in Plastik gewickelte Notizzettel an der Wand ist erst auf den zweiten Blick ihr zugehörig.

Die Ausstellung »Dolphin Dance« im Kunstverein ist bis Sonntag, 26. März, immer Dienstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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»Metaphoric« von Tomomi Yamakawa. © Hanna von Prosch
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Sieben Miniaturen aus Metall - eine mit Bürste. © Hanna von Prosch
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Kurator Arthur Löwen neben der Skulptur von Béla Feldberg. © Hanna von Prosch

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