Klatsche für Bürgermeister: Früheres Café Novum wird nicht wiederbelebt

Dirk Antkowiak ist angefressen. Die Idee des Friedberger Bürgermeisters, eine Touristeninformation im ehemaligen Café Novum unterbringen zu wollen und das Café von privater Hand weiterbetreiben zu lassen, ist im Haupt- und Finanzausschuss gescheitert.
Schon vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwochabend in der Stadthalle ahnte Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU) nichts Gutes für den Antrag des Magistrats. Der wollte das leer stehende Café Novum in der Schnurgasse 2 für eine Touristeninformation von der Stadt anmieten lassen. Zudem sollte ein neuer Pächter für das Café gesucht werden, der dann den gastronomischen Betrieb parallel zur Touristen-Info betreibt. »Da entwickelt man Pläne, um gegen den Leerstand in der Innenstadt vorzugehen, und schon wird wieder alles zerredet und werden nur Bedenken gesehen«, sagte Antkowiak fast schon hellseherisch den Sitzungsverlauf voraus.
Denn kaum hatte der Ausschussvorsitzende Bernd Wagner (CDU) den Tagesordnungspunkt »Café mit Touristeninformation« aufgerufen, da schnellten auch schon die Finger aller Ausschussmitglieder nach oben. Zunächst jedoch durfte der Bürgermeister die Vorlage näher erläutern. Dem Antrag vorausgegangenen seien die Bemühungen der SPD, eine Touristeninformation am Elvis-Presley-Platz ins Leben zu rufen. Dieses Vorhaben sei dann jedoch am TÜV gescheitert. Daraufhin habe die städtische Verwaltung die Initiative ergriffen und selbst Gespräche mit dem Eigentümer der Immobilie am Stadtkirchenplatz geführt. Die Stadt habe das Projekt durchgeplant, einen Kostenplan aufgestellt. Danach soll der Mietvertrag über zehn Jahre laufen mit einer monatlichen Kaltmiete von rund 2900 Euro zuzüglich 550 Euro Nebenkosten, von denen die Stadt 480 Euro zuzüglich Nebenkosten für das Info-Büro zu tragen hätte. »Wir müssen in Vorleistung treten und uns gegen den Leerstand im Stadtzentrum aktiv wehren. Bloße Reden nützen da nicht viel«, verteidigte Antkowiak das Vorhaben.
Doch das sahen die Ausschussmitglieder - mit Ausnahme der beiden CDU-Vertreter - anders. Zu unpräzise sei die Vorlage, der Mietpreis für den Pächter darüber hinaus viel zu hoch und auch wirtschaftlich nicht mehr darstellbar, hielt Friedrich Wilhelm Durchdewald (UWG) dagegen. Um bei der hohen Miete auf seine Kosten zu kommen, müsse der Pächter 400 Tassen Kaffee pro Tag verkaufen. Und das sei seiner Meinung nach aufgrund der Lage des Cafés unmöglich. Nicht umsonst habe der frühere Pächter sein Geschäft aufgeben müssen.
Antkowiak zieht Antrag zurück
Dass der vorgelegte Vertrag nur dem Hauseigentümer nütze und viel zu viele Risiken für die Stadt enthalte, davon war auch Achim Güssgen-Ackva (FDP) überzeugt. »Wir können als Stadt doch nicht jeden leer stehenden Laden anmieten. Das gibt unser Haushalt doch gar nicht her.« Außerdem sei der Standort nicht einmal eine 1A-Lage. Gleicher Ansicht war auch Markus Fenske (Grüne). Er begrüße zwar das Engagement des Bürgermeisters in dieser Angelegenheit, zweifele jedoch ebenfalls an dem Standort. »Da ist bald eine Großbaustelle in der Nähe, wodurch der Standort dann noch ungünstiger wird«, erinnerte Fenske an das »Kaiserforum« gegenüber.
Die rettende Idee schien schließlich Ulrich Hausner (SPD) zu haben. Die Idee des Bürgermeisters sei im Prinzip gut, nur müsse nachverhandelt und nachgebessert werden. Deshalb solle an dem Abend noch keine Entscheidung fallen, der Antrag weiter im Geschäftsgang des Ausschusses belassen bleiben und dem Bürgermeister so Zeit für neue Gespräche mit dem Hauseigentümer eingeräumt werden. Ein Vorschlag, der auf allseitige Zustimmung stieß.
Doch da hatten die vielen Bedenken und Nörgeleien an diesem Abend bei Antkowiak das Maß des Zumutbaren längst überschritten: »Wir haben mit dem ›KreativHaus‹ einen erfolgreichen Anfang gemacht und hätten mit kleinen Schritten den drohenden Leerstand in der Innenstadt weiter bekämpfen können. Doch dagegen haben Sie ja offensichtlich Bedenken. Deshalb ziehe ich unseren Antrag zurück«, zeigte sich Antkowiak sauer.
Keiner solle ihm nun jedoch Vorhaltungen machen, wenn sich die Innenstadt jetzt in eine andere, möglicherweise falsche Richtung entwickle.
Mit dieser Reaktion hatte offensichtlich keiner gerechnet. Doch trotz aller Bemühung, ihn doch noch umzustimmen, blieb Antkowiak bei seiner Entscheidung: Die Gespräche über die Anmietung des alten Café Novum gehören nun der Vergangenheit an.