Wo die Sittenpolizei das Sagen hat

Wetteraukreis (jw). Es war ein Zeichen der Solidarität mit den Frauen weltweit, aber insbesondere im Iran: Anlässlich des Internationalen Frauentags hielt die im Iran geborenen Bahareh Hübschmann (Ossenheim) vor Beginn der Kreistagssitzung am Mittwoch im Friedberger Kreishaus eine Rede, die die Kreistagsabgeordneten nicht unberührt ließ.
Vor über 35 Jahren musste Hübschmann mit ihren Eltern aus dem Iran fliehen. »Als Strafe für das Händchenhalten beim Spaziergang im Park wurden meine Eltern von der ›Sittenpolizei‹ ausgepeitscht.« Ihre Mutter habe ihre berechtigte Wut und ihren Ärger über die islamische Regierung öffentlich kundgetan, ihr Leben war in Gefahr.
Wie sieht es aus, das konkrete Leben der Frauen im Iran? Hübschmann klärte auf: Wollen Frauen arbeiten, reisen oder sich scheiden lassen, benötigen sie das Einverständnis ihrer Ehemänner, Väter oder Brüder. Sie haben keinen Anspruch auf Sorgerecht. Mädchen können mit neun Jahren verheiratet werden, sind dann auch voll strafmündig. Abtreibungen sind verboten. Ob in Schulen oder Bussen: Es gilt Geschlechtertrennung. Die strengen Kleidervorschriften umfassen auch die Zwangsverschleierung von Frauen.
Für ein Leben ohne Unterdrückung
Frauen und Mädchen seien im Iran »Bürgerinnen zweiter Klasse«, sagte Hübschmann und zeigte sich gleich in mehrfacher Hinsicht dankbar: Darüber, dass sie in Deutschland eine neue Heimat gefunden hat, dass sie Freiheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit genießen könne und »dass unsere Errungenschaften nicht von Rechtspopulisten untergraben und Frauen in traditionelle Rollenklischees geschoben werden«.
Die jüngsten Giftgasanschläge an über 200 iranischen Mädchenschulen und Universitäten zeigten, dass die Iranische Regierung »große Angst vor der aktuellen Revolutionsbewegung hat«, sagte Hübschmann. Trotz 20 000 Inhaftierungen, trotz Todesurteilen und Hinrichtungen protestierten die Menschen weiter gegen das Regime. »Wir sollten die Menschen unterstützen und sie ermutigen, weiterhin für ihre Sache zu kämpfen. Wir sollten uns daran erinnern, dass Frauenrechte Menschenrechte sind.« Hübsch-mann rief dazu auf, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, »in der jeder Mensch frei ist, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Religion oder seines Geschlechts«. Hübschmann schloss ihre mit viel Applaus versehene Rede mit der iranischen Revolutionsformel: »Zan. Zendegi. Azadi. = Frauen. Leben. Freiheit.«