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Für Kinder jetzt kostenlose Schwimmkurse statt Freikarten

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Im Büdinger Freibad zahlen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren wieder Eintritt. Sie können stattdessen Schwimmkurse erhalten, die bei Bestehen kostenfrei sind. © Petra Ihm-Fahle

Kinder zwischen fünf und 14 Jahren können nicht mehr ins Büdinger Freibad, ohne bezahlen zu müssen. Ein neues Angebot sind aber Schwimmkurse, die nichts kosten, sofern der Kurs bestanden wird.

Um die Saison im Freibad ging es bei der Büdinger Stadtverordnetenversammlung am Freitagabend in der Willi-Zinnkann-Halle. Punkt eins war die flexible Handhabung des Saisonstarts.

Was das anging, waren sich die Parlamentarier einig: Bei schöner Witterung kann die Badesaison am 1. Mai starten, bei schlechtem Wetter erst Mitte des Monats. Dahinter steht die Absicht, Energie zu sparen.

Umstritten war dagegen die Vorlage des Magistrats, der den Eintritt für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 14 Jahren wieder einführen wollte.

Mehrheitlich kam das Parlament diesem Vorschlag nach, der auch ein neues Angebot beinhaltete: den kostenfreien Schwimmkurs für Kinder und Jugendliche aus Büdingen (siehe Info).

Der bisherige freie Eintritt war auf einen SPD-Antrag zurückgegangen, den das Parlament für die Dauer eines Jahres beschlossen hatte.

Die Umsetzung soll zu Unfrieden im Bad geführt haben, da der Andrang zu groß war, sich viele Kinder »ungebührlich« verhalten hätten und die Sicherheit gefährdet gewesen sei (diese Zeitung berichtete).

Am Freitagabend nun kritisierten die Sozialdemokraten die neue Handhabung, wonach die Fünf- bis 14-Jährigen jetzt zwei Euro berappen müssen. »Es war ein großes Thema auf Facebook, wieso die Stadt nicht mehr familienfreundlich ist«, schilderte SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Scheid-Varisco.

Wie er erklärte, fragte er in vier Schwimmbädern mit kostenfreiem Angebot nach, unter anderem in Frankfurt. »Die großen Schwierigkeiten, die Büdingen mit den Kindern hat, konnten sie nicht nachvollziehen.«

SPD kritisiert Ausgrenzung

Nach Ansicht von Scheid-Varisco geht es um »popelige« 35 000 Euro. »Der Magistrat hat Millionenprojekte in der Pipeline, aber unsere kleinen Kinder sollen nicht schwimmen. Die, die es sich nicht leisten können, sollen weiter ausgegrenzt werden.«

Petra Engelhard (CDU) widersprach: »Du weißt nicht, wie es im Freibad abgeht!« Büdingen sei nicht mit Frankfurt zu vergleichen, da dort deutlich mehr Fachangestellte und Rettungsschwimmer tätig seien.

Wie Engelhard hervorhob, hat die Stadt auch eine Fürsorgepflicht gegenüber dem Bademeister. Sie blickte auf einen Antrag der CDU zurück, einen zusätzlichen Fachangestellten für Bäderbetriebe einzustellen - die SPD habe dagegen gestimmt.

Patrick Stürz (SPD) ließ das nicht gelten: »Die SPD fordert weiterhin den kostenlosen Zugang für Kinder bis 14 Jahren. Es fördert den Schwimmsport, wenn Kinder überhaupt die Möglichkeit haben, ins Bad zu kommen.«

Berufe sich Engelhard auf ein Abstimmungsverhalten der SPD vor vielen Jahren, den Bademeister abzulehnen, reagiere er wie folgt: »Ich beantrage sofort die Einstellung von zwei Bademeistern.«

Sein Kollege Rolf Kleta regte an, den Zugang für Gäste zu beschränken, wenn das Bad zu voll und der Badebetrieb insofern nicht mehr sicher sei. »Dann müssen wir ein Schild ›Belegt‹ aufhängen. Das ist eine Maßnahme, die der Sicherheit dient. Was wir dagegen tun: Leute die es nicht auf der Tasche haben, aussortieren.« Er bezeichnete es als schade, die »Sparwut« an den Kindern auszulassen.

FWG sieht Experiment gescheitert

Wie CDU-Fraktionsvorsitzender Jonathan König zu bedenken gab, sei die soziale Frage nicht mit 14 Jahren beendet. »Es betrifft jedes Alter - aber das Wichtige ist, den Kindern das Schwimmen zu ermöglichen.« Das beabsichtigie die Stadt mit den kostenlosen Schwimmkursen.

Als »gescheitert« beschrieb FWG-Fraktionsvorsitzender Ulrich Majunke das Experiment des kostenfreien Eintritts. »Wie wollen wir denn die Schwimmmeister halten, wenn sie die Kinderbetreuung übernehmen, weil ihre Eltern sie einfach vor dem Freibad absetzen? Es ist besser, die Kinder zielgerichtet zu fördern. Es geht nicht um Segregation, sondern einzig darum, den Badebetrieb aufrechtzuerhalten.«

Susanne Cott (Grüne) zitierte ein Gerichtsverfahren, in dem der Bürgermeister von Neukirchen verurteilt worden sei, weil Kinder in einem Löschteich ertrunken waren. »Können wir es verantworten, so weiter zu machen? Was hilft denn die Aufsichtspflicht der Eltern, wenn sie nicht anwesend sind?«

Laut Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) ist es fast unmöglich, zeitnah Bademeister zu bekommen. Mit großer Mehrheit lehnte das Parlament den SPD-Antrag auf weiteren kostenfreien Eintritt ab. Über die Einstellung von Schwimmmeistern wird der städtische Haupt- und Finanzausschuss beraten.

Info: Finanzieller Anreiz

Um das Schwimmenlernen weiterhin zu fördern und einen finanziellen Anreiz dafür zu schaffen, hat das Stadtparlament folgende Regel beschlossen: Jedes Kind/jeder Jugendliche mit Wohnsitz in der Großgemeinde Büdingen, das/der im städtischen Freibad erfolgreich einen Schwimmkurs absolviert und besteht, bekommt die Kursgebühr erstattet und erhält für die laufende Saison freien Eintritt.

Das gilt auch für weitere dort erworbene Schwimmabzeichen wie Freischwimmer, Silber, Gold etc. Kinder- und Jugendgruppen von Vereinen erhalten freien Eintritt. »Hier ist die Beaufsichtigung durch eine erwachsene Begleitpersonen gegeben«, heißt es in der Vorlage.

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