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FWG-Jahresfeier: Volles Haus und viele Sprüche

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Ein gern besuchter Termin: Erich Spamer, Herbert Weber, Thomas Appel, Rainer Marhenke und Uli Majunke (v.l.) beim Jahresabschluss der FWG Gedern. © Michael Giers

Im Knusperhaus begeht die FWG Gedern ihren politischen Jahresausklang. Der ist beliebt und wird in der Regel auch von Mitgliedern anderer Parteien gerne besucht. Denn es gibt immer Neuigkeiten.

Nach zwei Jahren corona-bedingter Pause waren viele gespannt, welchen Stellenwert der traditionelle Jahresausklang der Freien Wähler (FWG) Gedern noch bei Vertretern aus Politik und Wirtschaft aufweist. Am Ende konnte FWG-Vorsitzender Herbert Weber das Fazit ziehen: volle Hütte im Cafe Knusperhaus.

Wobei parteiintern offenbar völlig unterschiedliche Einschätzungen vorgenommen wurden, was später zu allerlei Interpretationen Anlass gab. Vor dem kommenden Wahljahr in der Wetterau (Landtag und Landrat) schienen sich nur Freie Wähler und SPD werbewirksam warmlaufen zu wollen, was die Präsenz ihrer Spitzenvertreter zum Ausdruck gab.

Energiekörner für Rouven Kötter

Ein Beispiel: Hinsichtlich der Wetterauer Landrats-Direktwahl, die im Oktober 2023 zusammen mit der Landtagswahl über die Bühne gehen soll, war der sozialdemokratische Kandidat Rouven Kötter beim Gederner Jahres-Kehraus vor Ort, um sich argumentativ auszutauschen. Dagegen glänzte CDU-Amtsinhaber Jan Weckler durch Abwesenheit. Was einige Teilnehmer mit der Bemerkung zur Kenntnis nahmen, das sei kein Wunder, schließlich genieße der Ostkreis bei ihm ohnehin nur begrenzten Stellenwert. Kötter indes fühlte sich sichtlich wohl, unterstützte am Ende noch das heimische Backhandwerk, indem er ein Körnerbrot erwarb und mit nach Hause nahm: »Energiekörner kann ich derzeit gut gebrauchen«, lachte er.

Und auch auf Landtagsebene war die Union klar im Nachteil: Nach Lucia Puttrichs Verzicht auf eine erneute Kandidatur gab es noch keinen, der sich outen mochte, die Nachfolge im Landtagswahlkreis 26 (Wetterau II) anzutreten. Weil sich die Ministerin so spät durchringen konnte, ihre Entscheidung mitzuteilen, wird ein neuer CDU-Bewerber erst am 12. Januar während einer Wahlkreisdelegiertenversammlung in Nidda gekürt. Patrick Appel, Ortsvorsteher in Wolferborn und Unions-Kreistags-Fraktions-Vize, soll es werden, was die aktuellen Internet-Auftritte des Lehrers deutlich untermauern. Da konnte Gederns CDU-Stadtverbandsvorsitzender Edgar Gowin, der schon viele Schlachten geschlagen hat, dem Siege und Niederlagen nicht fremd sind, zur Feier des Tages in Bezug auf die bevorstehende Landtagswahl nur Puttrichs Mandatsvorgänger Klaus Dietz begrüßen, was an anderen Tischen im Cafe mit allerlei Witz und Humor kommentiert wurde. Jetzt beerbe womöglich Klaus Dietz seine Nachfolgerin, die ihn einst aus Eigeninteresse zum Rücktritt drängte, lautete ein scherzhafter Seitenhieb.

Darüber lachte die starke SPD-Riege herzhaft, bei der auch die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller im Einsatz war, die Schottens Vertreter Willi Zinnel aus ihrem Wahlkreis so begrüßte: »Der städtische Außenminister«. Für Ex-Landrat Rolf Gnadl gehört das Treffen in Gedern schon immer zur gern besuchten Pflichtveranstaltung, was sich auch auf seine Tochter übertrug, die diesmal natürlich den Ton angab. Schließlich will Lisa Gnadl im Herbst direkt in den Wahlkreis ziehen. Das hat sie schon mal gegen Klaus Dietz geschafft. Diesmal ist da allerdings noch ein ganz anderer, der das verhindern möchte: Erich Spamer.

Der ehemalige Bürgermeister von Büdingen schart die Freien Wähler im gesamten Ostkreis in bemerkenswerter Art und Weise um sich. Im Cafe Knusperhaus wirkten alle wie eine eingeschworene Gemeinschaft, von der im Wahlkampf einiges zu erwarten ist. Zöge er den Wahlkreis direkt, säße erstmals ein Freier Wähler im Landtag. Immerhin hat Spamer schon 71 Lenze auf dem Buckel, doch diesbezüglich konnte CDU-Chef Gowin, durchaus mit einem Spritzer Satire, die Botschaft platzieren: »Endlich mal jemand, der diesem Jugendwahn in allen Parteien etwas entgegenzusetzen hat.«

Explodierende Kindergartenkosten

Schon lange im kommunalpolitischen Geschäft dabei ist Gederns FWG-Vorsitzender Herbert Weber. In einer kurzen Ansprache ging er auf allgemeine politische Probleme ein, insbesondere darauf, dass den Kommunen nicht mehr zuzumuten sei, die explodierenden Kindergartenkosten selbst zu stemmen. Hier müsse schnellstmöglich eine andere Lösung her. Dafür erhielt er ebenso viel Beifall wie für die Kritik, dass der Bund das Neubau-Förderprogramm zusammengestrichen habe: »Deswegen werden jetzt 40 000 bis 50 000 Wohnungen nicht gebaut.«

Ansonsten bestimmten noch etliche andere Themen den Verlauf im Knusperhaus, wo laut Regieanweisung an jedem Tisch ein Gederner Freier Wähler platziert wurde. Herbert Weber: »Aber keine Angst, das sind keine Spione.«

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Die Alten mit Heinrich Orth (l.) und Edgar Gowin (r.) geben in Gedern den Ton an. Der ehemalige Abgeordnete Klaus Dietz (2.v.l.) ist der einzige Christdemokrat, der wahlkreisumfassend Präsenz zeigt. © Michael Giers

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