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Gedenken an Jochen Klepper

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Von: red Redaktion

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Vor 80 Jahren, am 11. Dezember 1942, ist der Dichter Jochen Klepper verstorben. Vor allem seine geistlichen Gedichte haben ihn bekannt gemacht - sowie nach dem Tod seine Tagebücher. In letzteren gibt er ein eindrückliches Zeugnis über das Leben im nationalsozialistischen Deutschland.

Viele seiner Gedichte wurden als Lieder vertont. Das bekannteste von ihnen ist vermutlich sein Advents- und Weihnachtslied, dessen erste Strophe lautet: »Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.«

Dieses Lied beschreibt die Situation, in der Jochen Klepper selbst gelebt hat und in der sich auch viele andere Menschen befinden: ein Leben durchzogen von Dunkelheit, das seine Hoffnung jedoch in dem Licht sieht, das Gott ihm sendet. Jochen Klepper nennt dieses Licht den »Morgenstern«, der ein Bild ist für Jesus Christus, den Gott als Licht in unsere Welt gesandt hat, damit wir nicht im Dunkeln bleiben müssen.

Jochen Klepper hatte stark mit der Schwermut zu kämpfen. Immer wieder aber fand er seinen Trost und seinen Halt in Jesus Christus. Zu seiner inneren Not kam dann eine äußere Not hinzu. Jochen Kleppers Frau stammte aus einer jüdischen Familie. Lange versuchte er, seine Frau und die Töchter zu schützen. Doch im Dezember 1942 stand die Deportation unmittelbar bevor. Jochen Klepper ergriff zusammen mit seiner Frau und der jüngeren Tochter die Flucht, indem sie in der Nacht zum 11. Dezember in ihrer Wohnung den Gashahn öffneten. Es war für sie eine Flucht in Gottes Arme. Davon zeugen seine Tagebücher, die er bis zum letzten Abend geschrieben hat.

Das Leben Jochen Kleppers ist für mich ein eindrückliches Zeugnis für den Schrecken der Diktatur. Zum anderen aber weisen mich seine Worte immer wieder intensiv auf den Einen hin, bei dem wir Trost und Hilfe finden können, auch in der dunkelsten Nacht - so wie er es in einem seiner Gedichte beschreibt: »In jeder Nacht, die mich bedroht, ist immer noch dein Stern erschienen.« Vor 80 Jahren sind Jochen Klepper und seine Familie verstorben. Ich möchte heute an sie erinnern - in großer Betroffenheit über das, was geschehen ist. Zugleich verneige ich mich vor einem Mann und seiner Familie, dessen Worte auch heute noch vielen Menschen helfen können.

Pfarrer Ulrich Bauersfeld, Evangelische Kirchengemeinde

Wenings/Merkenfritz

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