Gederner Feuerwehrleute sind jetzt Stickerstars

Ein Sticker mit dem eigenen Abbild, die eigene Gemeinschaft in einem Sammelalbum verewigt: Was sonst nur für Sportstars gilt, wird für die Freiwilligen Feuerwehren in Gedern jetzt Realität. Heute beginnt im Herkules-Markt in Gedern der Verkauf der Sammelalben.
Sammelalben mit Bildern zu Sportereignissen, Filmen oder Fußballmannschaften hatten früher teilweise Kultstatus. Vor allem Kinder versuchten mit Feuereifer, ihre Stickeralben zu füllen. Einige Feuerwehren im Wetteraukreis, darunter auch die Gederner Wehren, haben gemeinsam mit der Berliner Firma Stickerstars eigene Alben aufgelegt. Darin stellen sie sich und ihre Arbeit vor. Der Verkauf des Gederner Sammelalbums beginnt heute im Herkules-Markt.
Anfangs waren Sammelalben vor allem Werbemittel. Mehrere Zigarettenmarken oder Schokoladenfirmen legten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ihren Produkten Fotos bei, die in Sammelalben eingeklebt werden konnten. Die teilweise über 100 Jahre alten Bildbände sind inzwischen zu wertvollen Sammelobjekten geworden. Dass sich aus der Leidenschaft, die Bilder zu sammeln, um ein komplettes Album zu haben, auch ein Geschäftsmodell entwickeln ließ, entdeckten in den 1960er Jahren mehrere Firmen.
Dass die entsprechenden Sammelbilderserien ein Gesprächsthema der Kinder auf Schulhöfen sind, machte die Idee, eigene Sammelalben herauszugeben, für die Feuerwehren interessant.
Kein Hobby wie jedes andere
Mit 190 Feuerwehrleuten und einem Altersschnitt unter 40 Jahren sind die Gederner Einsatzabteilungen zwar relativ gut aufgestellt. Doch das ist für Stadtbrandinspektor Sascha Wagner kein Grund, sich auf der komfortablen Situation auszuruhen.
Zwar steht mit 82 Mitgliedern in den Jugendfeuerwehren und 39 Kindern in den Gruppen für die Jüngsten eine beachtliche Reserve an Nachwuchs bereit. Doch wer die Entwicklung länger beobachtet, der weiß, wie schnell sich das ändern kann. »Wir haben von den Kindergruppen auf einen Schlag sechs Kinder in die Jugendfeuerwehr übernommen«, berichtet Wagner. »Das füllst du so schnell nicht auf.«
Dazu kommt, dass längst nicht alle Jugendlichen der Feuerwehr treu bleiben, bis sie erwachsen sind. »Das kritische Alter ist um die 15 bis 16 Jahre«, stellt der Stadtbrandinspektor fest. Andere Hobbys und Vereine locken. »Wenn wir die Hälfte aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übernehmen, sind wir froh.« Dass es oft ganze Gruppen sind, die gemeinsam in die Jugend- oder Kinderfeuerwehr eintreten, ist dabei Segen und Fluch zugleich, hat Pressewart Jan-Philipp Beller beobachtet. Denn oft sind es auch solche Gruppen, die auf einmal wieder zusammen austreten.
Da lohnt es sich, Kindern schon in jungen Jahren zu zeigen, dass Feuerwehr kein Hobby wie jedes andere ist. Deshalb war die anfängliche Skepsis einiger Kameraden, gemeinsam mit Stickerstars ein Sammelalbum zu produzieren, schnell verflogen. »Als wir die Bilder gemacht haben, war es eine lustige Veranstaltung«, beschreibt Wagner. Beller ergänzt: »Die Kameraden haben das auch ernst genommen. Einer hat beispielsweise gesagt, er kommt erst morgen zum Fotografieren, weil die Haare nicht richtig liegen.«
Besonders groß sei die Begeisterung bei den Altersgenossen der Zielgruppe gewesen. »Die kennen die Fußballsammelbilder und haben wahrscheinlich gesagt, jetzt komme ich auch in ein Sammelalbum rein«, vermutet der Pressewart. Bedenken der Eltern, dass Bilder ihrer Kinder in weitem Umkreis verbreitet und getauscht werden könnten, waren schnell zerstreut.
Fotos von Einsätzen
Denn das Album und die Sammelbilder werden in den nächsten zehn Wochen nur beim Partner der Gederner Wehr für die Aktion, dem Herkules-Markt in der Ostpreußenstraße, verkauft.
Für die Kinder, die heute anfangen können, die Bilder zu sammeln, bekommen die Gederner Feuerwehren dadurch Gesichter. Auf 269 Bildern sind alle Mitglieder der Einsatzabteilungen, der Jugend- und der Kinderfeuerwehr zu sehen. Dazu gibt es Fotos von Einsätzen und Übungen. Besonders spektakuläre Einsätze wie der Scheunenbrand in der Ortsmitte Wenings sind großformatig als Hintergrundbilder dargestellt.
Für die Gederner Feuerwehren ist das Sammelalbum kostenlos. Deshalb sind sie sowohl der Firma Stickerstars, die das Konzept entwickelt hat, als auch dem Herkules-Markt dankbar. »Für den Betriebsleiter von Edeka war das gar kein Problem«, freut sich Stadtbrandinspektor Wagner über die Kooperation. »Der hat das schon mit mehreren Feuerwehren gemacht.«
Ab heute gibt es zehn Wochen lang viele verschiedene Sticker der Gederner Feuerwehrmitglieder in den Nostalgie weckenden und recycelbaren Sticker-Tütchen zu kaufen. Das Sammelheft im Feuerwehr-Look gibt es exklusiv im Herkules-Markt in der Ostpreußenstraße 3 in Gedern, der das Projekt ermöglicht hat. Für einen gelungenen Start befindet sich am Ende jedes Albums eine Sticker-Wundertüte mit zwölf Stickern. Als zusätzliches Highlight gibt es jeden Personensticker zweimal als Glitzerstickerversion in den Stickerpacks. Für die Feuerwehr wurde zudem eine Online-Tauschbörse eingerichtet. Jeweils zwei Euro pro verkauftem Album sowie Erlöse durch Werbeseiten fließen in die Kasse der Freiwilligen Feuerwehr. VON OLIVER POTENGOWSKI